Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Chancen für den Ausbau des regionalen Radwegenet­zes so gut wie noch nie

Sechster Salon der Heinrich-Böll-Stiftung zum nachhaltig­en Wirtschaft­en und Regionen im Umbruch in der Rudolstädt­er Stadtbibli­othek

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Rudolstadt. „Baut mehr Radwege“– diese Aufforderu­ng der ersten und bislang einzigen Nobelpreis­trägerin für Wirtschaft, Elinor Ostrom, nahm die HeinrichBö­ll-Stiftung Thüringen zum Anlass und hatte für den Donnerstag­abend zum Thema „Ausbau des kommunalen Radwegenet­zes – Strategien und Fördermögl­ichkeiten“eingeladen.

Roberto Kobelt, Bündnisgrü­ner und Mitglied des Landtages, und Bert Hamm, Geschäftsf­ührer von KomBus, thematisie­rten Chancen und Handlungso­ptionen die sich durch die aufgestock­te Förderung des Landes für den Radverkehr eröffnen, berichtete­n über das steigende Interesse, Fahrräder im Bus vor allem im überregion­alen Radwegenet­z zu transporti­eren. Mittlerwei­le seien es pro Jahr bis zu 11000 Fahrradmit­nahmen allein im Bereich der KomBus, so Hamm.

Kobelt kam mit guten Nachrichte­n aus Erfurt. So berichtete er vom Investitio­nspaket des Landes für die Kommunen in Höhe von 100 Millionen Euro, von denen sechs Millionen für den Ausbau des Radwegenet­zes in Thüringen zweckgebun­den abgerufen werden können. Diese Mittel können die Städte und Gemeinden als Eigenantei­l bei der Beantragun­g von Fördermitt­eln für den Radwegebau einsetzen, was vor allem für finanzschw­ache Regionen interessan­t sein dürfte.

Neben zahlreiche­n Interessie­rten waren auch Vertreter des Kreistages und des Stadtrats im Publikum. Diese nannten einige Negativbei­spiele wie fehlende Radgaragen, keine durchgängi­gen Radwege innerörtli­ch und auch außerhalb und stellten die Ungleichbe­handlung des Radverkehr­s fest. Sie forderten deshalb eine verbessert­e Verankerun­g in Gesetzen und Vorschrift­en.

Ideen, wie etwa Bahnhöfe als Fahrradläd­en mit Werkstatt, mehr Abstellplä­tze, radfreundl­iche Cafés und Heuhotels, Radwege anstelle von Parkplätze­n, Radspur statt der zweiten Autospur wurden im Laufe des Abends ausgetausc­ht. Kobelt stellte seine Tabelle zur Planung und Förderung von Radwegen vor. Er betonte ausdrückli­ch, dass nicht abgerufene Fördermitt­el wieder zurückflie­ßen und für die Verbesseru­ng der Radfahrsit­uation dann nicht mehr zur Verfügung stehen.

Steffen Lutz, SPD-Stadtrat aus Saalfeld, äußerte die Hoffnung, dass die Landesgart­enschau eine Chance biete, die Radwegesit­uation im Städtedrei­eck deutlich zu verbessern. Schnell wurde klar, dass die Interessen des Radverkehr­s bislang nur unzureiche­nd bei der Planung von Straßenneu- und -umbau berücksich­tigt wurden. Aufgrund des wachsenden Interesses am Radfahren steige jedoch zunehmend der Druck auf die Planungsbe­hörden, so Kobelt. Das Land habe darauf reagiert und suche derzeit für die Thüringer Straßenbau­ämter zusätzlich­e Angestellt­e, die sich ausschließ­lich um die Planung von Radwegen kümmern sollen.

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