Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Todesfahrer bittet um Verzeihung
-Jähriger war in eine Fußgängerzone gerast. Der Fall entfachte die Debatte um Senioren am Steuer neu
Anwalt erklären. Eine persönliche Entschuldigung werde folgen. „Im Moment hat mein Mandant dazu nicht die Kraft.“50 Jahre sei der Angeklagte unfallfrei gefahren. Er hoffe, „dass mich die Mitmenschen nicht aus der Gesellschaft verstoßen, zu der ich mein Leben lang mit Aufrichtigkeit und Stolz gehört habe“, ließ er erklären. Das Drama hatte bundesweit eine Diskussion um die Gefahr durch Senioren für den Verkehr neu entfacht. In vielen Städten werden Anreize wie kostenlose Bustickets angeboten, wenn Senioren freiwillig ihren Führerschein abgeben.
Zu einem Anstieg bei der Führerscheinabgabe führte der spektakuläre Fall in der Region aber nicht, sagt ein Stadtsprecher. Die Zahlen lägen seit Jahren bei etwa 60 im Jahr. Bundesweit geben an die 10 000 Senioren im Jahr freiwillig ihren Führerschein ab.
Der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins in Berlin reicht das nicht. Der Verband fordert verpflichtende Gesundheitstests für Autofahrer ab dem 75. Lebensjahr, wie es sie in Großbritannien, Dänemark oder der Schweiz bereits für Menschen ab 70 gibt: „Freiwillige Angebote haben bisher wenig Resonanz gefunden“, so ein Sprecher.
Dem widerspricht Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht. In Niedersachsen, Bayern und in NRW bietet der gemeinnützige Verein Kurse für Senioren an, die sich im Verkehr unsicher fühlen. „Die Nachfrage übersteigt inzwischen das Angebot“, sagt sie. Die Kursteilnehmer fahren dabei mit einem Trainer und zwei weiteren Senioren Auto, anschließend gibt es ein Feedback-Gespräch.
Als Hochrisikogruppe gelten Senioren für den ADAC ohnehin nicht. Bei einem Bevölkerungsanteil von 20 Prozent verursachten Fahrer über 65 nur 13 Prozent der Unfälle mit Personenschaden – Fahranfänger bis 24 Jahre verursachten weit mehr.
Freiwilligkeit statt Pflichttests für Senioren