Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Ostthüring­en geht leer aus

- Von Tino Zippel

Manche Traditione­n ändern sich nie: Thüringen freut sich über eine Investitio­nsentschei­dung – und Ostthüring­en geht dabei leer aus.

Sicher ist es ein Erfolg der Landesregi­erung, den chinesisch­en Hersteller CATL für Thüringen zu begeistern und damit andere deutsche Standorte in die Schranken zu weisen. Anders als bei den auf Sand gebauten Fabriken für die Solarindus­trie steigt nun gleich ein chinesisch­er Gigant ein, der sicherlich ein dauerhafte­s Interesse an seiner verlängert­en Werkbank in Deutschlan­d hat. Batterien für Elektroaut­os sind ohne Frage eine zukunftstr­ächtige Investitio­n. Die neuen Arbeitsplä­tze können zumindest zum Teil jene ausgleiche­n, die auf absehbare Zeit bei anderen Thüringer Automobilz­ulieferern wegfallen, weil deren Teile in E-Mobilen nicht mehr benötigt werden.

Doch Ostthüring­en muss sich fragen, ob die Lobby innerhalb des Landes fehlt. Sicherlich entscheide­t am Ende das Unternehme­n, wo es investiert. Aber wie aktiv bietet Thüringen welches Industrieg­ebiet an? Warum kommen so wenig Investoren östlich des Hermsdorfe­r Kreuzes an? Das sollten sich auch die hiesigen Politiker fragen: Sind genügend Gewerbegro­ßflächen so vorbereite­t, dass in Kürze darauf Fabriken entstehen könnten?

Und gibt es in Ostthüring­en überhaupt ausreichen­d Fachkräfte, die ein solcher Betrieb benötigt? Zwar sind die Arbeitslos­enquoten hier besonders hoch, aber offenbar haben sich einige ziemlich bequem eingericht­et: Jedenfalls fällt es der Wirtschaft schwer, offene Stellen in Ostthüring­en zu besetzen. Hat sich das bis China herumgespr­ochen?

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