Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Ostthüringen geht leer aus
Manche Traditionen ändern sich nie: Thüringen freut sich über eine Investitionsentscheidung – und Ostthüringen geht dabei leer aus.
Sicher ist es ein Erfolg der Landesregierung, den chinesischen Hersteller CATL für Thüringen zu begeistern und damit andere deutsche Standorte in die Schranken zu weisen. Anders als bei den auf Sand gebauten Fabriken für die Solarindustrie steigt nun gleich ein chinesischer Gigant ein, der sicherlich ein dauerhaftes Interesse an seiner verlängerten Werkbank in Deutschland hat. Batterien für Elektroautos sind ohne Frage eine zukunftsträchtige Investition. Die neuen Arbeitsplätze können zumindest zum Teil jene ausgleichen, die auf absehbare Zeit bei anderen Thüringer Automobilzulieferern wegfallen, weil deren Teile in E-Mobilen nicht mehr benötigt werden.
Doch Ostthüringen muss sich fragen, ob die Lobby innerhalb des Landes fehlt. Sicherlich entscheidet am Ende das Unternehmen, wo es investiert. Aber wie aktiv bietet Thüringen welches Industriegebiet an? Warum kommen so wenig Investoren östlich des Hermsdorfer Kreuzes an? Das sollten sich auch die hiesigen Politiker fragen: Sind genügend Gewerbegroßflächen so vorbereitet, dass in Kürze darauf Fabriken entstehen könnten?
Und gibt es in Ostthüringen überhaupt ausreichend Fachkräfte, die ein solcher Betrieb benötigt? Zwar sind die Arbeitslosenquoten hier besonders hoch, aber offenbar haben sich einige ziemlich bequem eingerichtet: Jedenfalls fällt es der Wirtschaft schwer, offene Stellen in Ostthüringen zu besetzen. Hat sich das bis China herumgesprochen?