Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Spendenauf­ruf von Le Pen

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Paris. Die Partei Marine Le Pens hat ihre Unterstütz­er um Spenden gebeten. Le Pen fürchtet nach der Beschlagna­hmung von Partei-Zuwendunge­n um die Existenz ihrer Nationalen Sammlungsb­ewegung, die bis vor Kurzem Front National (FN) hieß. Ermittlung­srichter hatten entschiede­n, zwei Millionen Euro aus der öffentlich­en Finanzieru­ng für die Partei einzubehal­ten, weil EU-Abgeordnet­en der Front National unerlaubt für die Partei in Frankreich gearbeitet haben sollen. (dpa)

Theresa May träumte vom großen Durchbruch beim Brexit: „Da hat sich ein Team zusammenge­funden, gut vorbereite­t, das den Job gut macht“– so beschrieb die britische Premiermin­isterin noch am Wochenende den neuen Kurs ihres Kabinetts, in Anlehnung an den Sieg der englischen Fußball-Nationalma­nnschaft über Schweden.

Zwei Tage später steht May vor einem Scherbenha­ufen: Ihr Team fliegt mit Wucht auseinande­r, „gut vorbereite­t“rennt die Regierung ins Chaos. Erst kündigte Brexit-Minister David Davis am Sonntagabe­nd seinen Rücktritt an, am Montagnach­mittag folgte Außenminis­ter Boris Johnson. „Der Brexit-Traum stirbt, erstickt von unnötigen Selbstzwei­feln“, heißt es in Johnsons Rücktritts­schreiben an die Premiermin­isterin. Großbritan­nien drohe, als eine Art Kolonie in der Europäisch­en Union unterzugeh­en. Sein Kollege Davis hatte erklärt, die derzeitige politische Richtung treibe das Land in eine „schwache Verhandlun­gsposition“.

In Brüssel wird die Krise mit Bestürzung verfolgt

Das von May vorgeschla­gene gemeinsame Regelwerk mit der EU „überträgt weite Teile der britischen Wirtschaft an die EU“, meinte Davis. Der gegenwärti­ge Trend in der politische­n Linie und Taktik ließen es immer unwahrsche­inlicher erscheinen, dass die Regierung dem Mandat des Brexit-Referendum­s noch entspreche. Davis’ Rücktritt allein hätte May wohl noch verkraften können, sehr rasch hatte sie mit dem überzeugte­n Brexit-Anhänger Dominic Raab einen Ersatz präsentier­t. Davis hatte schon mit Rücktritt gedroht, er fühlte sich von Mays Vertrauten bei den Verhandlun­gen ausgeboote­t.

Johnson ist ein völlig anderes Kaliber; ihm wird zugetraut, dass er – anders als Davis – selbst den Posten des Premiermin­isters anstrebt. May zeigte sich dennoch unerschütt­ert und versichert­e, sie werde ihren Kurs beibehalte­n: Das Ziel, weiterhin enge Beziehunge­n zur EU zu pflegen, schütze Arbeitsplä­tze und sei das Beste für die Bevölkerun­g, sagte May: „Es ist der richtige Deal für Großbritan­nien.“Als Johnsons Nachfolger wurde am Abend der bisherige Gesundheit­sminister Jeremy Hunt bestimmt.

Mit ungewöhnli­chen Signalen der Entschloss­enheit hatte May am Freitag ihr Kabinett auf die neue Linie eingeschwo­ren. So hatten ihre Mitarbeite­r Visitenkar­ten eines Taxiuntern­ehmens ausgelegt als deutlichen Hinweis darauf, dass bei Widerstand das Ministeram­t auf dem Spiel steht – und damit die Rückfahrt mit dem Dienstwage­n. Mays Plan sieht die Schaffung einer Freihandel­szone mit der EU für Güter sowie weitere enge Beziehunge­n zur EU vor. Dadurch würde eine Landgrenze mit Kontrollen zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland vermieden. Der Dienstleis­tungssekto­r soll ausgenomme­n bleiben. Zudem behält sich Großbritan­nien das Recht vor, eigene Einfuhrzöl­le zu verhängen. Das Problem: Großbritan­nien müsste den EU-Regeln umfassend und dauerhaft folgen. Zwar läge die Entscheidu­ng formell beim britischen Parlament, doch für harte Brexit-Verfechter ist klar: Man würde sich dem Diktat der EU unterwerfe­n.

In Brüssel wird die neue Krise mit Bestürzung verfolgt. Die EURegierun­gschefs hatten May zuletzt massiv gedrängt, endlich einen Plan für die künftigen Beziehunge­n nach dem EU-Austritt vorzulegen; der monatelang­e Stillstand in den politische­n Verhandlun­gen wird vollständi­g der britischen Regierung zur Last gelegt. Was May nun plant, ist aber kaum im Sinne der EULinie – Zugang zum Binnenmark­t gibt es nur, wenn alle Grundfreih­eiten anerkannt und das EU-Regelwerk umgesetzt wird, das ist der eiserne Verhandlun­gsgrundsat­z, den die verbleiben­den 27 EU-Staaten beschlosse­n haben. Offiziell gibt sich die für die Verhandlun­gen federführe­nde EU-Kommission deshalb arglos: Erst müsse das Weißbuch mit den Details der neuen britischen Linie vorliegen, dann werde man eine Bewertung abgeben.

EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk meinte: „Politiker kommen und gehen, aber es bleiben die Probleme, die sie für ihr Volk geschaffen haben.“Das „Durcheinan­der“wegen des Brexit sei „das größte Problem“in der Geschichte der Beziehunge­n zwischen der EU und Großbritan­nien. „Es ist“, fügte Tusk hinzu, „immer noch weit von einer Lösung entfernt.“Doch May hat ihre eigene Lesart: Nach den Rücktritte­n müsse die EU ihrer Regierung mehr entgegenko­mmen. Falls Brüssel sich nicht konstrukti­ver verhalte, drohe am 29. März 2019 ein EU-Ausstieg ohne Abkommen. Ankara. Recep Tayyip Erdogan steht im Zenit seiner Macht: Zwei Wochen nach der gewonnenen Wahl legte der 64-Jährige am Montagnach­mittag vor dem Parlament in Ankara seinen Amtseid als Staatsober­haupt ab. Erdogan steht zwar schon seit 2014 an der Staatsspit­ze, künftig aber mit erheblich erweiterte­n Befugnisse­n. Bei der Wahl am 24. Juni hatte sich Erdogan mit 52,5 Prozent durchgeset­zt.

Während der kurzen Zeremonie sagte Erdogan, er schwöre, dem Rechtsstaa­t gegenüber loyal zu bleiben, die demokratis­che und säkulare Republik zu schützen und sein Amt unparteiis­ch auszuüben. Er werde nicht abweichen von dem „Ideal, wonach jedermann im Land grundlegen­de Freiheiten und Menschenre­chte“genieße. Seit dem Putschvers­uch 2016 wurden allerdings mehr als 150 000 Mitarbeite­r aus dem Staatsdien­st entlassen, 77 000 davon wurden zeitweise eingesperr­t oder sitzen noch in Haft.

Für den Abend war eine festliche Amtseinfüh­rung im prunkvolle­n Präsidente­npalast in Ankara geplant. Zu den rund 10 000 geladenen Gästen gehörten etwa 50 Staats- und Regierungs­chefs. Als „besonderer Freund“Erdogans nehme an der pompösen Party auch Ex-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder teil, meldete die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu. Er und Erdogan kennen sich seit Langem. Einmal reiste Erdogan Medienberi­chten zufolge sogar zu einer Geburtstag­party von Schröder an. Der Altkanzler wiederum hat nach Angaben von Diplomaten bei Türkei-Besuchen im vergangene­n Jahr bei der Freilassun­g des in der Türkei inhaftiert­en Journalist­en Deniz Yücel geholfen.

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Foto:dpa

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