Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Unkraut gibt es nicht
Nach Dienstjahren hört die Saalfelder Lehrerin Birgit Lemm auf und hinterlässt einen makellos bestellten Schulgarten
immer auf eine plastische Wissensvermittlung ganz im Geiste Maria Montessoris (1870-1952). „Wenn ich meine beiden Hände voll mit Erde nehme und meinen Schülern sage ‚Darin gibt es mehr Lebewesen, als auf der ganzen Erde Menschen leben‘, prägt sich das besser ein, als jedes Arbeitsblatt.“
Die Aufgaben in der grünen Oase zwischen Schule, Fahrradparcours und Koditzgraben sind klar verteilt. Die Erstklässler säen Sonnenblumen und pflanzen Zwiebeln, die vierten Klassen sind für die Kartoffeln zuständig.
Achtsamerer Umgang mit Lebensmitteln
In einem unterrichtsbegleitenden Projekt über die Erdäpfel bereitete Lemm mit ihren Schützlingen auch mal Kartoffelsalat selbst zu. Und sieht durch den hohen Praxisanteil nicht nur eine gute Vorbereitung auf den späteren Biologieunterricht, sondern hofft auch auf Sensibilisierung auf höherer Ebene.
„Wenn die Kinder den kompletten Kreislauf vom Säen über die Pflege bis zur Ernte selbst verantworten, blicken sie später vielleicht bewusster auf Lebensmitteln insgesamt“, denkt sich Birgit Lemm. Bedeutung habe im großen Gefüge der Natur ohnehin alles, ist sie überzeugt. Unabhängig davon, ob sie nun in Gestalt schöner Sonnenblumen oder unscheinbarer Brennnesseln oder Komposthaufen daher kommt. „Der ist übrigens das Herz eines jeden Gartens“, weiß sie. Und Unkraut gibt es bei Birgit Lemm grundsätzlich nicht. „Das sind Wildkräuter! ‚Un-‘ meint immer etwas Negatives, Unerwünschtes. Aber es hat alles seinen Nutzen.“