Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
„Das waren Natur-Frevler!“
Den Allendorfer Lutz Reißland hat am Feldweg zwischen Bechstedt und Rottenbach fast der Schlag getroffen:
„Natur-Frevler“: Hört man diesen Slogan, denkt man unwillkürlich an böse Einzeltäter, die etwas Schlimmes getan haben, Müll oder Abfälle verkippt, Wildtiere vergiftet, Bäume abgehauen. Diesmal war es etwas anders.
Als ich jetzt wie oft den befestigten Feldweg zwischen Bechstedt und Rottenbach befahren wollte, hat mich fast der Schlag getroffen. Ein Mann in einem großen Traktor mit einem Scheibenmähwerk zerfranste die Heckenäste und selbst starke Äste von Armstärke wurden einfach abgehauen, Bäume von über 20 Zentimeter Stammdurchmesser wurden gefällt. In einer Breite von mehr als zwei Meter von der Fahrbahn entfernt wurden die Hecken zerstört – und das mitten in der Brutzeit der Vögel, ein klarer Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Es ist nach diesem Gesetz untersagt, zwischen 1. März und 30. September Hecken über den natürlichen Zuwachs, der ab diesem Zeitpunkt entsteht, hinaus zu schneiden, auf Stock zu setzen.
Ich stellte den Mann zur Rede und untersagte ihm, sein Frevelwerk weiter zu verrichten, da erklärte er mir, er sei nur ein ganz kleines Licht und handele im Auftrag des Bürgermeister Patschull aus Bechstedt. Ich suchte diesen sofort auf und befragte ihn, er erklärte mir, das Kreisstraßenverkehrsamt hätte dies veranlasst, es gehe um die Einrichtung einer Umleitungsstrecke für die Bürger von Bechstedt, weil der Fahrbahnbelag zwischen Ortsausgang Bechstedt und Bahnhof Trippstein erneuert werde und dann eine Vollsperrung bestehe. Zudem behauptete er, dies wäre mit allen Beteiligten abgesprochen, und die untere Naturschutzbehörde hätte dem zugestimmt, was ich mir nicht vorstellen konnte und was sich später auch als glatte Lüge herausstellte.
Auf meine Frage, ob man dies nicht früher gewusst habe und dann schon zur rechten Zeit hätte die Hecke zurücksetzen können, bekam ich zur Antwort, es hätte schon lange angestanden, den Straßenbelag zwischen Bechstedt und Allendorf zu erneuern, im Februar hätte man dies noch nicht gewusst und jetzt habe man Geld dafür, welches aber in diesmal Jahr nur bis zum Bahnhof reiche. Ich kontaktierte die untere Naturschutzbehörde, die natürlich von alledem nichts wusste. Also eine Eigenmächtigkeit des Straßenbauamtes, welches ebenfalls zum Landratsamt gehört. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, eine Behörde, die die Fachleute im Haus hat, schachert mit einem Ortsbürgermeister!
Lutz Reißland, Allendorf