Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Milkoreit kritisiert DFB-Spitze
Entfremdung sorgt NOFV-Präsidenten
Berlin. Der ehemalige DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit ist besorgt wegen der wachsenden Entfremdung zwischen Nationalelf und Fans und kritisiert die aktuelle DFB-Spitze für den Umgang mit Mesut Özil. „Das Krisenmanagement nach dem WMAus war kein gutes, das gilt insbesondere für die Causa Özil“, meint der Apoldaer: „Das Problem wurde anfangs unterschätzt und hat mittlerweile eine Tragweite erreicht, die es schwierig macht, es zu lösen.“Es würde sehr schwer, sagte der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes, „unbeschadet aus dieser Nummer herauszukommen – das gilt für Mesut Özil ebenso wie für Oliver Bierhoff“.
Eine Lösung könne nur im Team entstehen. „Wenn jeder für sich allein seine eigene Kommunikationsstrategie verfolgt, wird es ganz schwierig werden“, sagt Milkoreit. Die DFB-Spitze solle sich nicht scheuen, „Hilfe von außen anzunehmen“. Im deutschen Fußball gebe es genügend erfahrene Leute.
Mit Besorgnis betrachtet Milkoreit die wachsende Distanz zwischen Nationalmannschaft und Basis. „Man stellt schon eine Entfremdung zwischen den Fans und der Nationalmannschaft fest. In den vergangenen Monaten war mehr denn je erkennbar, dass die Spieler kaum noch erreichbar sind für die Fans. Das ist bedenklich, und da sind uns andere Nationen weit voraus“, sagte Milkoreit, der von 2010 bis 2016 DFB-Präsidiumsmitglied war, zuletzt in der Funktion des für den Breitensport zuständigen Vizepräsidenten.
„Ein paar Marketingmaßnahmen“müsse man hinterfragen, ergänzt er: „Zum Beispiel die Bezeichnung ‚Die Mannschaft‘ – das ist die Nationalmannschaft, nicht die Mannschaft. Warum wir diese weltweit gängige Bezeichnung in Deutschland nicht mehr führen, erschließt sich mir nicht. Sollte diese Bezeichnung mal als Integrationsmaßnahme gedacht gewesen sein, muss man jetzt selbstkritisch feststellen, dass sie das nicht ist.“Ziel müsse es sein, „den Fans das Gefühl zurückzugeben, sagen zu können: Das sind meine Stars. Die Rückkehr in die Erfolgsspur allein wird dazu nicht reichen.“(sid)