Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Allein und benachteiligt
Rund 2,6 Millionen Alleinerziehendenhaushalte gibt es in Deutschland. Die Kinder von getrennt lebenden Eltern wachsen zu 90 Prozent bei der Mutter auf, somit sind meist Frauen die Leidtragenden. Fast die Hälfte dieser Kinder lebt von Hartz IV. Demgegenüber stehen 300 000 Kindergartenplätze, die in Deutschland fehlen. Warum ist es so schwer für die Politik, zwischen diesen Faktoren einen Zusammenhang herzustellen?
Klar, es ist löblich, dass der Staat durch eine Reform nun in der Lage ist, den Unterhaltsvorschuss für zahlungsunwillige Väter zu begleichen. Aber wäre es nicht besser, Frauen mit Kindern zu ermutigen, in der Arbeitswelt selbstbewusst zu agieren? Dafür müssten mehr Kindergartenplätze (bis 20 Uhr) geschaffen werden und vor allem die Stigmatisierung von Müttern, die Vollzeit arbeiten gehen, ein Ende haben. Es wäre daher an der Zeit, dass die Politik die Leistungen von Alleinerziehenden mit steuerlichen Vorteilen ähnlich dem Ehegattensplitting fördert. Kinder zu haben, heißt in unserer freien Wirtschaft, Verwundbarkeit zu zeigen. Sie sorgen für Lebensunterhalt und ihre Kinder. Jeden Tag. Und sind irgendwann einmal die Kinder aus dem Haus, droht häufig Altersarmut.
Die Ehe steht in unserem unionsregierten Land unter besonderem Schutz. Alleinerziehende Haushalte nicht. Alleinerziehende könnten zum Schluss kommen, dass der Staat auf ihre Kosten lebt, weil er ihre tägliche Gratisarbeit in der Erziehung nicht wertschätzt.