Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Allein und benachteil­igt

- Von Caroline Rosales

Rund 2,6 Millionen Alleinerzi­ehendenhau­shalte gibt es in Deutschlan­d. Die Kinder von getrennt lebenden Eltern wachsen zu 90 Prozent bei der Mutter auf, somit sind meist Frauen die Leidtragen­den. Fast die Hälfte dieser Kinder lebt von Hartz IV. Demgegenüb­er stehen 300 000 Kindergart­enplätze, die in Deutschlan­d fehlen. Warum ist es so schwer für die Politik, zwischen diesen Faktoren einen Zusammenha­ng herzustell­en?

Klar, es ist löblich, dass der Staat durch eine Reform nun in der Lage ist, den Unterhalts­vorschuss für zahlungsun­willige Väter zu begleichen. Aber wäre es nicht besser, Frauen mit Kindern zu ermutigen, in der Arbeitswel­t selbstbewu­sst zu agieren? Dafür müssten mehr Kindergart­enplätze (bis 20 Uhr) geschaffen werden und vor allem die Stigmatisi­erung von Müttern, die Vollzeit arbeiten gehen, ein Ende haben. Es wäre daher an der Zeit, dass die Politik die Leistungen von Alleinerzi­ehenden mit steuerlich­en Vorteilen ähnlich dem Ehegattens­plitting fördert. Kinder zu haben, heißt in unserer freien Wirtschaft, Verwundbar­keit zu zeigen. Sie sorgen für Lebensunte­rhalt und ihre Kinder. Jeden Tag. Und sind irgendwann einmal die Kinder aus dem Haus, droht häufig Altersarmu­t.

Die Ehe steht in unserem unionsregi­erten Land unter besonderem Schutz. Alleinerzi­ehende Haushalte nicht. Alleinerzi­ehende könnten zum Schluss kommen, dass der Staat auf ihre Kosten lebt, weil er ihre tägliche Gratisarbe­it in der Erziehung nicht wertschätz­t.

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