Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Stasiakten . sind Herausford­erung

Digitalisi­erungsrate liegt momentan bei , Prozent. Die FDP bekommt davon Kopfschmer­zen

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zu finden. Dabei ist die Frage, ob das Amt samt Apparat auch künftig gebraucht wird, schon beantworte­t: Ja, entschied der Bundestag am 9. Juni 2016. Die Aufarbeitu­ng der SED-Diktatur sei konsequent fortzuführ­en. Dazu gehöre, dass das Stasi-Unterlagen-Archiv dauerhaft erhalten bleibe. Über das Wie gab es allerdings Streit in der Großen Koalition. Sie verschob eine gesetzlich­e Festlegung in die nächste, also die laufende Wahlperiod­e. Jahn soll bis zum Jahresende zusammen mit dem Bundesarch­iv in Koblenz ein Konzept vorlegen, auf welche Weise die Stasi-Dokumente ins Bundesarch­iv überführt werden können. Die Zukunft der zwölf Außenstell­en ist bislang ungewiss.

Die drei Thüringer Filialen befinden sich in Erfurt, Gera und Suhl. Mitarbeite­r der Geraer Außenstell­e waren gestern zu einer Informatio­nsveransta­ltung im nahen Ronneburg. Thema: Wie kann ich meine Stasiakte einsehen? Die Frage werde auch fast 30 Jahre nach der friedliche­n Besetzung der MfSDiensts­tellen gestellt, sagt Außenstell­enleiter Reinhard Keßler. Manche Menschen könnten sich erst jetzt dazu entschließ­en, andere hätten bewusst auf ihr Rentenalte­r gewartet, um Zeit dafür zu haben. Da sei es nur ein besonderer Service, findet Keßler, wenn die Bürger nicht zur Behörde kommen müssen, sondern die Behörde zu den Bürgern kommt.

Allein die Außenstell­e Gera verfügt über 4200 laufende Meter Akten, 1,6 Millionen Karteikart­en, 20 000 Fotonegati­ve und Dias und 13 700 Tonträger. Wobei der Sitz der ehemaligen MfSBezirks­verwaltung keineswegs die Kriterien einer archivgere­chten Lagerung erfüllt. Keine der zwölf Außenstell­en kann das von sich behaupten. Die Lösung sind teure Investitio­nen an allen Außenstand­orten oder eine konsequent­e Digitalisi­erung des Archivbest­ands, der noch nicht einmal voll erschlosse­n ist.

Die FDP-Bundestags­fraktion interessie­rte sich in einer parlamenta­rischen Anfrage für die Strategie des Bundes. Aus der Antwort ging hervor, dass die Digitalisi­erungsrate bei den Stasiakten insgesamt 0,2 Prozent beträgt. Thomas Kemmerich, Bundestags­mitglied und Landeschef der Thüringer Liberalen, bekommt bei den Auskünften Kopfschmer­zen. Im 21. Jahrhunder­t, sagt er, müsse es doch möglich sein, den Aktenberg in digitalisi­erter Form vorzuhalte­n. Er fordert die Bundesregi­erung auf, Mittel zur Verfügung zu stellen. Denn von der Linkegefüh­rten Landesregi­erung sei nicht zu erwarten, dass sie sich für so ein Anliegen stark macht.

Das falle auch nicht in deren Zuständigk­eit, gibt Dagmar Hovestädt, Pressespre­cherin der BStU-Zentrale in Berlin, zur Auskunft. Gegen Hilfestell­ungen der Länder, die sich im Bundesrat für den Erhalt der Außenstell­en ausgesproc­hen hätten, sei zwar nichts einzuwende­n. Aber noch gebe es besagtes Konzept zur neuen Organisati­onsstruktu­r nicht. Was es gibt, ist ein Schätzwert der Kosten einer Digitalisi­erung des Stasi-Archivguts: irgendwo weit über 300 Millionen Euro. Das würde den Etat der Stasiunter­lagenbehör­de geradezu sprengen. Er sah im Haushaltsj­ahr 2017 Ausgaben von 108 409 000 Euro vor.

Zukunft der Außenstell­en ist noch ungewiss

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