Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Splitternackt am Thüringer Meer
Eine Wandergruppe verzichtet auf ihren Touren im Freistaat auf Kleidung – für ein besonders naturnahes Erlebnis
Teilnehmer dabei. Es ist eine bunt gemischte, internationale Truppe.
Wie fand sich die Gruppe? Über das Internet. Dort findet man verschiedene Foren, die sich mit FKK und Nacktwandern auseinandersetzen. Man kann sich registrieren und auch selbst Wanderungen anbieten. Genaue Informationen erhält man erst nach der Anmeldung, damit keiner nur zum Gucken kommt. Obwohl wir damit eigentlich keine Probleme haben.
Was ist das Reizvolle am Nacktwandern?
Dass man eins ist mit der Natur, dass man sie genießen kann und keine Kleidung am Körper hat, die stört.
Bei den sommerlichen Temperaturen ist es bestimmt besonders schön. In Jena kletterte das Thermometer am Montag auf an die 30 Grad.
Da wäre es wirklich schlecht, wenn man mit Klamotten unterwegs sein müsste, die auf der Haut kleben.
Aber Schuhe sollte man schon tragen?
Das macht jeder, wie er möchte. Wir haben einige Barfußläufer dabei. Gerade sind wir auf einem Wiesenweg, das ist natürlich ideal. Wenn es über Schotter geht, hat man auch ein Paar Latschen dabei. Andere Teilnehmer sind im Barfußlaufen nicht so geübt, sie tragen dann einfach Schuhe. Das ist kein Problem.
Seit wann wandern Sie selbst nackt?
Seit sieben oder acht Jahren. Anfangs war ich allein am Hohenwarte-Stausee unterwegs, später bin ich über das Internet darauf gestoßen, dass es auch andere machen. Seit 2012 organisiere ich auch eigene Wanderungen. Der Polizei müssen Sie vorher nicht Bescheid geben, um sich keine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses einzuhandeln?
Nein. Wir sind ja in der Natur unterwegs und laufen nicht durch Ortschaften. Sollten wir mal durch einen Ort kommen, bekleiden wir uns auch. Wir passen auf, damit sich niemand gestört fühlt.
Ihre Touren gehen in den nächsten Tagen noch weiter. Wo sind Sie am Dienstag?
Wir sind am Hohenwarte-Stauseeweg und genießen den wunderschönen Blick. Wir wandern dann weiter über Altenroth und die Ziemestalbrücke zur Wysburg und wieder nach Drognitz zurück.
Und welche weiteren Ziele haben Sie?
Wir sind in den nächsten Tagen noch im Holzland unterwegs – im Eisenberger Mühltal – und auch im Sumpfgebiet bei Bad Klosterlausnitz. Das sind immer schöne Touren, die vom Gelände her einfacher sind. An der Bleilochtalsperre werden wir auch noch gehen, die Abschlusswanderung ist im Gebiet der Plothener Teiche.
Wer sich anschließen will, muss sich aber gleich ausziehen – oder darf man ein paar Kilometer auch bekleidet mitgehen?
Da gibt es bei uns keinen Zwang. Manchmal melden sich auch Pärchen bei uns an, er geht nackt, sie traut sich noch nicht. Später sagt sie dann auch: Okay, es ist doch angenehmer. Oder wenn es kühler ist, entscheidet jeder für sich, ob er ein T-Shirt tragen will oder eine lange Hose anzieht. Es soll sich jeder wohlfühlen, das ist das Wichtigste.
Den Alltag jetzt völlig nackt zu meistern, ist aber keine Überlegung von Ihnen und Ihren Mitstreitern?
Das geht auch nur teilweise. Einige Rentner leben nackt im Garten. Aber einkaufen oder nackt zur Arbeit gehen, das darf man natürlich nicht.