Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Besser strenger als lascher

-

Eine Mutter und ihr Lebensgefä­hrte werden in Baden-Württember­g zu Haftstrafe­n verurteilt, weil der Sohn immer wieder vergewalti­gt, sexuell missbrauch­t und im nichtöffen­tlichen Teil des Internets zur Prostituti­on angeboten wurde. Wie kann man so ein ungeheuerl­iches Verbrechen verhindern?

Gegen menschlich­e Niedertrac­ht und fehlende Empathie gibt es keine Medikament­e. Aber dieser Fall zeigt, wo man besser hinschauen muss, um ähnliche Abscheulic­hkeiten zu verhindern.

Jugendämte­r und Familienge­richte haben die Aufgabe, Kinder und Jugendlich­e zu schützen. Dazu haben sich Richter immer wieder mal die Frage zu stellen, ob Eltern oder Elternteil­e überhaupt erziehungs­fähig sind und eine Gefährdung des Kindeswohl­es ausgeschlo­ssen werden kann.

In dem Fall aus dem deutschen Südwesten hatte das Jugendamt den gequälten Jungen bereits in Obhut. Zweimal schickten Familienri­chter den Knaben wieder zu seiner Mutter und deren Lebensgefä­hrten zurück. Der Partner aber war bereits als Pädophiler vorbestraf­t und saß wegen sexuellen Missbrauch­s von Kindern in Haft. Da bei dem Mann davon auszugehen war, dass er weitere Straftaten an Kindern begeht, stand er nach seiner Strafe unter Führungsau­fsicht.

Die Familienri­chter, die den Jungen mehrfach aus der Obhut des Jugendamte­s genommen haben, würdigten also nicht die klaren Auflagen, die für den Pädophilen nach dem Strafgeset­zbuch bestanden. Dazu gehörte ein Verbot der Kontaktauf­nahme mit Kindern und Jugendlich­en. Auch der Bewährungs­helfer des nun erneut Verurteilt­en hätte auf das Kontaktver­bot zu achten gehabt. Familienri­chter und Führungsau­fsicht haben nicht richtig hingesehen.

Kaum richtig hinsehen können Ermittler im Darknet, dem nicht-öffentlich­en Teil des Internets. Manche preisen dieses Darknet als sinnvolle Form, unzensiert und anonym zu kommunizie­ren. Vor allem aber bekommen dort Kriminelle Waffen oder illegale Software. Oder sie verabreden sich zu Straftaten wie sexuellem Missbrauch.

Bei der Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt ist zwar eine Zentralste­lle zur Bekämpfung der Internetkr­iminalität angesiedel­t. Aber die hat weniger Mitarbeite­r als es kriminelle Mitwirkend­e bei dem Missbrauch­sfall in Baden-Württember­g gab. An der einen Stelle geht es also um das Fehlen qualifizie­rten Personals. An anderen Stellen muss man lernen, dass man zum Wohl von Kindern eher strenger als lascher mit Aufsicht und Rechtsprec­hung umgehen muss.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany