Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Vorfreude auf den Winter
Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es etwas gibt, was die Menschen verbindet. Dazu gehören gemeinsame Aktivitäten wie Fußball, Skatabende oder Wanderausflüge mit der Familie. Regelmäßig im Sommer und Winter kommen aber noch zwei verbindende Elemente hinzu: Hitze und Kälte. Welche anderen Themen mag es wohl geben, die so viel gemeinsame Empathie auszulösen vermögen. Im Sommer: „Dir ist heiß? Wirklich? Mir auch!“Im Winter: „Dir ist kalt? Wirklich? Mir auch!“
Woran mag es wohl liegen, dass gerade diese beiden Extreme dazu taugen, dass sich die Menschen solidarisieren? Eine Antwort hierfür liefert die Sozialwissenschaft. Wer bei 30 Grad im Schatten sein Gegenüber fragt, ob ihm auch warm ist, kann sich sicher sein, dass er auf Zustimmung stößt. Und ist es nicht immer wieder schön, wenn die eigene Meinung und Sichtweise bestätigt wird. Gleiches gilt für das andere Extrem, wenn im Winter die Temperaturen beinahe die Benzinschläuche am Auto zufrieren lassen. Der Mensch sehnt sich nach Bestätigung und sowohl bei Hitzeals auch bei Kältewellen bekommt er sie förmlich hinterher geworfen. Oder in eine einfache Formel gegossen – Wer schwitzt oder friert, streitet nicht. Ob sich diese These wissenschaftlich halten lässt, sei einmal dahingestellt.
Wahr ist aber, dass wir die positive Seite der Hitze sehen sollten. Sie hat etwas Verbindendes – wie Fußball oder Skat. Wenn alle sagen: „Ich freu mich auf den Winter“, dann stärkt das den Gemeinschaftssinn. Was mich persönlich angeht? Ich freu mich auch auf den Winter, wenn alle sagen: „Ich freu mich auf den Sommer.“Ach ja, Solidarität kann doch so einfach sein.
Schönes Wochenende.