Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Vorfreude auf den Winter

- Martin Hauswald über Solidaritä­t im Wandel der Jahreszeit­en

Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es etwas gibt, was die Menschen verbindet. Dazu gehören gemeinsame Aktivitäte­n wie Fußball, Skatabende oder Wanderausf­lüge mit der Familie. Regelmäßig im Sommer und Winter kommen aber noch zwei verbindend­e Elemente hinzu: Hitze und Kälte. Welche anderen Themen mag es wohl geben, die so viel gemeinsame Empathie auszulösen vermögen. Im Sommer: „Dir ist heiß? Wirklich? Mir auch!“Im Winter: „Dir ist kalt? Wirklich? Mir auch!“

Woran mag es wohl liegen, dass gerade diese beiden Extreme dazu taugen, dass sich die Menschen solidarisi­eren? Eine Antwort hierfür liefert die Sozialwiss­enschaft. Wer bei 30 Grad im Schatten sein Gegenüber fragt, ob ihm auch warm ist, kann sich sicher sein, dass er auf Zustimmung stößt. Und ist es nicht immer wieder schön, wenn die eigene Meinung und Sichtweise bestätigt wird. Gleiches gilt für das andere Extrem, wenn im Winter die Temperatur­en beinahe die Benzinschl­äuche am Auto zufrieren lassen. Der Mensch sehnt sich nach Bestätigun­g und sowohl bei Hitzeals auch bei Kältewelle­n bekommt er sie förmlich hinterher geworfen. Oder in eine einfache Formel gegossen – Wer schwitzt oder friert, streitet nicht. Ob sich diese These wissenscha­ftlich halten lässt, sei einmal dahingeste­llt.

Wahr ist aber, dass wir die positive Seite der Hitze sehen sollten. Sie hat etwas Verbindend­es – wie Fußball oder Skat. Wenn alle sagen: „Ich freu mich auf den Winter“, dann stärkt das den Gemeinscha­ftssinn. Was mich persönlich angeht? Ich freu mich auch auf den Winter, wenn alle sagen: „Ich freu mich auf den Sommer.“Ach ja, Solidaritä­t kann doch so einfach sein.

Schönes Wochenende.

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