Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Der Esel gibt das Tempo vor

Nicht nur die Gäste der Wanderherb­erge in Dörflas gehen mit Franz und Milano auf Tour

- Von Peter Cissek

Dörflas. Urlaub einmal anders: Die Familien Rodemann aus Berlin und Bytyqi aus dem Großraum München wollten gemeinsam in die Ferien fahren und trafen sich auf halber Strecke: In der Wanderherb­erge „Wiesenhaus“im entlegenen Crispendor­fer Ortsteil Dörflas. „Wir haben das Haus im Internet gefunden und uns für dieses entschiede­n, weil hier auch Eselwander­ungen angeboten werden. Ich bin als Kind mal mit dem Esel zur Wartburg hoch geritten und erinnere mich gern daran“, sagte Dörthe Rodemann, die mit Mann und drei Töchtern nach Dörflas kam und die Bytyqis vom gemeinsame­n Hobby Reiten kennt. Der achttägige Aufenthalt erinnern etwas an die Ferien, die ältere Menschen in ihrer Kindheit erlebten. Hier gibt es kein Mobilfunk und Internet. Abends hört man die Grillen, morgens die Vögel, tagsüber ist es sehr ruhig hier. „Wir können hier prima entschleun­igen, spielen Spiele und lesen Bücher. Natürlich machen wir auch Fotos mit unseren Smartphone­s und checken unsere Nachrichte­n, wenn wir mal in der Stadt sind wie bei unseren Besuchen in Schleiz oder in den Saalfelder Feengrotte­n“, erzählt die 15-jährige Filisha Bytyqi.

Abseits von großen Siedlungen genießen die Großstädte­r die Ruhe und Natur. Am Montag haben sie mit ihrem Vermieter und Wanderführ­er Matthias Kindel, der ihnen morgens frische Brötchen aus Schleiz mitbringt, eine Kräuterwan­derung unternomme­n. „Selbst bei dieser Trockenhei­t kann man am Ufer der Wisenta Brunnenkre­sse finden und im Fluss die Forellen beobachten“, erzählt Matthias Kindel, während er am Dienstag die beiden 16-jährigen Esel namens Franz und Milano mit dem Tagesgepäc­k der Gäste bestückt. Die Urlauber haben pro Person eineinhalb Liter Wasser eingepackt.

„Ich habe die Esel vor zwölf Jahren erworben. Sie kommen mit diesem heißen Sommer gut zurecht, zumal zwei Drittel unserer Tour durch Waldgebiet­e führt“, sagt Wanderherb­ergsinhabe­r Kindel.

Los geht die 8,5 Kilometer lange Tour, die an Walsburg vorbei über Liebschütz und unterhalb der Ziemestalb­rücke zur Burgruine Wysburg bei Weisbach führt. Aliza steigt auf Esel Franz auf, Danika setzt sich bei Milano in den Sattel .

„Der Esel gibt das Tempo vor. Wie sonst im Leben auch. Die Tiere laufen über Stock und Stein vier Kilometer pro Stunde, bergauf etwas langsamer. Zwischendu­rch gibt es einen 100 Meter langen Aufstieg mit 80 Grad Steigung. Das ist kein Spaziergan­g“, erklärt Matthias Kindel.

Den fünf Mädchen im Alter von sieben bis 15 Jahren und ihren Eltern machte diese Wanderung großen Spaß. „Das Schöne ist, wir können unbeschwer­t wandern und müssen keinen Rucksack tragen. Gerade bei dieser Hitze“, sagt Daniela Bytyqi, eine der beiden mitwandern­den Mütter.

Nach achteinhal­b Stunden inklusive Pausen sind die Teilnehmer wieder in Dörflas zurück. Weil die Gaststätte in Liebengrün Ruhetag hatte, gab eine Anwohnerin den Wanderern Leitungswa­sser mit auf den Weg. Im Fuchsbau in Walsburg konnte sich die Wandergrup­pe erfrischen. „Die Eselwander­ungen werden nicht nur von meinen Feriengäst­en gebucht, sondern auch von Leuten aus der Umgebung“, erzählt Matthias Kindel. Auf wie viele Touren er im Jahr kommt, habe er nicht gezählt.

Im Jahr 2004 hat Kindel mit seiner Frau das Objekt unterhalb von Dörflas erworben, seit 2006 machen Feriengäst­e in seiner Wanderherb­erge Urlaub. Nun ist er dabei, ein Nachbargeb­äude neu zu bauen. „Das wird noch zwei bis drei Jahre dauern, denn ich führe die Arbeiten selbst durch“, so Matthias Kindel.

Urlaub ohne Mobilfunk und Internet

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