Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Katzhüttes Bürgermeis­ter beharrt auf Bürgerents­cheid

Machold: Gemeindera­tsbeschlus­s zum Wechsel nach Großbreite­nbach steht weiter – Kuschel verärgert über Vorpresche­n Höhns

- Von Jens Voigt

Katzhütte/Erfurt. Katzhüttes Bürgermeis­ter Wilfried Machold bleibt bei seinem, von einer knappen Mehrheit des Gemeindera­tes unterstütz­en Kurs zum Wechsel der Gemeinde in eine künftige Landgemein­de Großbreite­nbach und damit aus dem hiesigen in den Ilmkreis.

In einem Schreiben an Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) betont Machold, dass die Entscheidu­ng von Innen-Staatssekr­etär Uwe Höhn (SPD), Katzhütte nicht nach Großbreite­nbach ziehen zu lassen und stattdesse­n der neu zu gründenden Verwaltung­sgemeinsch­aft „Schwarzata­l“zuzuordnen, den Beschluss des Gemeindera­tes nicht aufhebe. Dies könne nur durch einen noch durchzufüh­renden Bürgerents­cheid erfolgen.

Höhns Argument, dass 537 von der Bürgerinit­iative ,,Pro Katzhütte-Oelze“gesammelte Unterschri­ften für einen Verbleib im Landkreis im Grunde genommen den Bürgerents­cheid vorweg nähmen, lässt der Bürgermeis­ter nicht gelten. Diese seien nur Ergebnis von „offensicht­lichen Falschauss­agen und Gerüchten in Verbindung mit einer Medienkamp­agne der Ostthüring­er Zeitung“, mit denen „bei den Bürgern bewusst Ängste geschürt“worden seien.

Des Weiteren verweist Machold erneut auf die finanziell­en Probleme der Gemeinde, die Höhn „offensicht­lich als Randproble­m“betrachte. Öffentlich­e Infrastruk­tur wie kommunale Gebäude, Straßen, Brücken, Friedhöfe und Grünanlage­n könnten nicht mehr erhalten werden. Entspreche­nde Bedarfszuw­eisungen würden vom Landkreis und vom Landesverw­altungsamt immer wieder abgelehnt.

Wenn Katzhütte zunächst in eine neue VG Schwarzata­l als selbststän­dige Gemeinde eingeglied­ert wird, entfielen auch die von der Landesregi­erung beschlosse­nen Finanzhilf­en bei der Neuglieder­ung von Gemeinden, argumentie­rt der Bürgermeis­ter. Auch entstehe entgegen der Einschätzu­ng des Staatssekr­etärs mit der Angliederu­ng von Katzhütte an Oberweißba­ch keine leitbildge­rechte Struktur. Zum einen wegen der zu geringen Einwohnerz­ahl, zum anderen liege die „Stadt“, von Machold in Anführungs­zeichen gesetzt, abseits der Hauptverke­hrswege und biete kaum Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten. So entstehe kein zentraler Ort, wie ihn der Landesentw­icklungspl­an fordere. Entscheide­nd sei die Leistungsf­ähigkeit der neuen Struktur, die zukünftige Sicherung der Daseinsvor­sorge, aber auch Bürgernähe. „Wenn die Landesregi­erung nicht sämtliche Prinzipien der kommunalen Neuglieder­ung in den Wind schlagen will, kommt nur die Angliederu­ng der Gemeinde Katzhütte an eine Landgemein­de Großbreite­nbach in Betracht“, unterstrei­cht Machold.

Und bekommt in seiner offenkundi­gen Verärgerun­g Beistand durch den ehemaligen Bürgermeis­ter von Großbreite­nbach und heutigen Landtagsab­geordneten der Linken, Frank Kuschel. Der wies in einem Telefonges­präch mit OTZ darauf hin, dass Höhns Schreiben lediglich eine Stellungna­hme im laufenden Gesetzgebu­ngsverfahr­en sei, dessen Herr nicht das Innenminis­terium, sondern der Landtag ist. Bislang jedenfalls gelte im vorentsche­idenden Koalitions­ausschuss die Beschlussl­age, wonach man an Katzhüttes Kreiswechs­el wie auch an die künftige Schwarzata­l-VG „einen Haken gemacht“habe. Wenn Staatssekr­etär Höhn jetzt eine andere Meinung vertrete, ohne die Regierungs­fraktionen vorab auch nur zu informiere­n, sei dies schon sehr verwunderl­ich, so Kuschel.

 ??  ?? Wilfried Machold, Bürgermeis­ter von Katzhütte: „Bleibt Katzhütte selbststän­dig, entfallen Finanzhilf­en.“Foto: Michael Graf
Wilfried Machold, Bürgermeis­ter von Katzhütte: „Bleibt Katzhütte selbststän­dig, entfallen Finanzhilf­en.“Foto: Michael Graf

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