Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Heike mit Herz und Harke
Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler ist bei der EM Kampfrichterin und engagiert sich für an ALD erkrankte Kinder
Berlin. Küsschen links, Küsschen rechts! Da wollte sie nur eine Nebenrolle spielen und steht doch auf einmal wieder im Mittelpunkt. Als der Grieche Miltiadis Tentoglou nach seinem Triumph bei der Europameisterschaft in Berlin erfährt, wer dort mit der Harke den Sand in der Sprunggrube glatt zieht, läuft er noch einmal zurück. Heike Drechsler ist ganz verblüfft, als sie der neue Titelträger herzt, nimmt es aber mit Humor.
Die zweifache Olympiasiegerin aus Gera ist in der Hauptstadt als Kampfrichterin unterwegs. Drechsler ist keine, die untätig zu Hause sitzt, sie will mitmachen. Und wenn schon nicht mehr als Aktive, dann wenigstens als die Frau an der Grube mit der Harke in der Hand. Gartenarbeit liege ihr einfach, verrät sie dem MDR und lacht. Und auch der unbändige Ehrgeiz der mittlerweile 53-jährigen Thüringerin ist wieder geweckt. Sie will als Kampfrichterin auch zu Olympischen Spielen.
Und Heike Drechsler nutzt die Aufmerksamkeit auch, um sich für eine Herzensangelegenheit einzusetzen – für Menschen, die an ALD erkrankt sind. Sie ist Schirmherrin des Myelin Projects Deutschland und Partnerin der Kampagne „Gemeinsam gegen ALD”. Bei der Krankheit, die im Kindesalter auftritt, wird die Schutzhülle der Nerven – das Myelin – geschädigt. Sie führt nach einem dramatischen Zerfall des Körpers zwangsläufig zum Tod und ist unheilbar. „Wenn ich diese Kinder sehe, sie können nicht laufen, keinen Sport machen und sind auch ein bisschen ausgegrenzt. Das zu sehen, tut mir weh. Kein Kind soll an einer solchen Krankheit leiden müssen“, sagt Heike Drechsler. „Egal, wo man ist, man kann immer einen Beitrag leisten, auf die Krankheit aufmerksam machen und Hebel und Kontakte in Bewegung setzen, um Geldmittel aufzutreiben.“In ihrer Wahlheimat Berlin wird zur EM auf der Europäischen Meile extra ein Videoclip gezeigt, der das Problem verdeutlicht.