Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Alle Feiertage für alle

- Von Sebastian Helbing

Sonntage auf Autobahnen sind schön – vor allem vor 22 Uhr. Dann ist kaum ein Lkw unterwegs.

Doch der Vorteil wird zum Nachteil: Schließlic­h kommt mit dem Lkw die neue Jeans, der Fernseher, die Waschmasch­ine, die Zeitung... Wenn kein Lkw fährt, bleiben nicht nur Regale in den Einkaufste­mpeln leer.

Dann wird es auch schwer, die Fließbände­r der hiesigen Industrie am Laufen zu halten. In Zeiten, in denen auf Lager verzichtet wird, alles von der Autobahn direkt aufs Fabrikband gefahren wird, ist Stillstand tödlich – und Fahrverbot­e auch.

Viel schlimmer wird es, wenn zur logistisch­en Meisterlei­stung der – neu deutsch – Just-in-timeProduk­tion noch der Flickentep­pich der regionalen Feiertage kommt. Wenn Lastwagen an Ländergren­zen stehen bleiben müssen, ist das normal. Wenn sie aber an Bundesländ­er-Grenzen stehen bleiben müssen, ist das schon verwunderl­ich.

Das Problem würde es nicht geben, wenn ein Feiertag ein Feiertag wäre – überall deutschlan­dweit. An der Stelle sollte der Föderalism­us aufhören. Wir denken und leben über Ländergren­zen hinweg, sind tolerant den Religionen gegenüber, trennen aber katholisch­e und evangelisc­he Gläubige. Warum?

Mit bundesweit einheitlic­hen Feiertagen würden aber auch die Sachsen ausbleiben, die am vorletzten Mittwoch vorm 1. Advent in Gera oder Greiz so gern die Ladenkasse­n füllen, weil bei ihnen wegen des Bußund Bettags die Geschäfte geschlosse­n bleiben.

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