Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Alle Feiertage für alle
Sonntage auf Autobahnen sind schön – vor allem vor 22 Uhr. Dann ist kaum ein Lkw unterwegs.
Doch der Vorteil wird zum Nachteil: Schließlich kommt mit dem Lkw die neue Jeans, der Fernseher, die Waschmaschine, die Zeitung... Wenn kein Lkw fährt, bleiben nicht nur Regale in den Einkaufstempeln leer.
Dann wird es auch schwer, die Fließbänder der hiesigen Industrie am Laufen zu halten. In Zeiten, in denen auf Lager verzichtet wird, alles von der Autobahn direkt aufs Fabrikband gefahren wird, ist Stillstand tödlich – und Fahrverbote auch.
Viel schlimmer wird es, wenn zur logistischen Meisterleistung der – neu deutsch – Just-in-timeProduktion noch der Flickenteppich der regionalen Feiertage kommt. Wenn Lastwagen an Ländergrenzen stehen bleiben müssen, ist das normal. Wenn sie aber an Bundesländer-Grenzen stehen bleiben müssen, ist das schon verwunderlich.
Das Problem würde es nicht geben, wenn ein Feiertag ein Feiertag wäre – überall deutschlandweit. An der Stelle sollte der Föderalismus aufhören. Wir denken und leben über Ländergrenzen hinweg, sind tolerant den Religionen gegenüber, trennen aber katholische und evangelische Gläubige. Warum?
Mit bundesweit einheitlichen Feiertagen würden aber auch die Sachsen ausbleiben, die am vorletzten Mittwoch vorm 1. Advent in Gera oder Greiz so gern die Ladenkassen füllen, weil bei ihnen wegen des Bußund Bettags die Geschäfte geschlossen bleiben.