Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Auf Tour durch die neuen Ländereien
Saalfelds Bürgermeister Steffen Kania bereist die eingemeindeten Ortsteile der Kreisstadt auf der Höhe und hört sich um
Wittgendorf. Es sind die Antrittsbesuche eines noch recht frisch gewählten Saalfelder Bürgermeisters in den noch frischer eingegliederten Ortsteilen seiner Stadt. Bis 28. August bereist Steffen Kania (CDU) die Dörfer der ehemaligen Gemeinde Saalfelder Höhe, will sich ein Bild von den Neu-Saalfeldern machen, sich Sorgen und Nöte anhören, aktuelle Projekte und Baustellen zeigen lassen.
Auftakt war gestern im Auebad bei Wittgendorf. Zwar war das Freibad bei nicht ganz 23 Grad und periodischem Niesel leer, doch blickt man mit bisher 7500 Besuchern in diesem Jahr und manchmal bis zu 400 Gästen gleichzeitig trotzdem zufrieden auf die bisherige Saison, wie Auebadchefin und Kioskbetreiberin Carmen Schachtzabel sagt. Das Grundstück des Bades ist mit der Eingliederung vom Besitz der Gemeinde in den der Stadt Saalfeld übergegangen, die nun auch in den Zweckverband von Wittgendorf, Meura, Rohrbach und Döschnitz, der das Bad gemeinsam und ohne Förderverein betreibt, eintritt. Wie genau und zu welchen Konditionen wird gerade verhandelt, lässt Kania wissen. Schachtzabel, eigentlich ehrenamtliche Bürgermeisterin in Rohrbach, zeichnete vor Ort ein zufriedenstellendes Bild ihres Bades. „Die Stege über unsere Teiche und Bäche auf dem Gelände müssten gemacht werden“
Wittgendorfs Bürgermeister Frank Biehl benennt Kania konkrete Probleme in seinem Dorf. „Nach der Wende sind mit einem Schwung viele junge Leute weggegangen, ohne zurückzukehren. Es fehlt uns eine ganze Generation. Das tut natürlich weh“, sagt Biehl zur demografischen Situation in dem aktuell knapp 150 Seelen zählenden Dorf, wobei der Wegzug aber deutlich nachgelassen habe. Als beinahe natürliche Folge kämpfe man mit einem gewissen Leerstand. Aber auch mit verfallen(d)en Liegenschaften, berichtet Biehl und führt die Delegation, zu der auch Eric Weigelt, Fraktionsvorsitzender der „Jungen“ im Stadtrat, und Ex-Saalfelder-Höhe Bürgermeister Peter Scholz gehört, zum extremsten Beispiel Rechterhand am Abzweig der Ortsstraße von Bernsdorf kommend: Dort stehen vom einem Vorderhaus nur noch die Außenwände, dahinter wuchert es. Das inzwischen komplett mantellose Hinterhaus bietet mit seinem skelettiertem Dach und einem bedrohlich nach außen drängenden Giebel einen regelrecht grotesken Anblick. „Wir als Gemeinde haben praktisch keine Handhabe“, seufzt Biehl – Privateigentum.
Vom Anblick her deutlich gefälliger, aber auch nicht mehr ganz standsicher, zeigt sich die Linde auf dem Dorfanger neben dem Gefallenenmahnmal, deren Aushöhlungen bereits mit Beton verfüllt wurden. Nun fürchtet Frank Biehl um die Sicherheit von Personen, etwa beim Simsontreffen am 25. August. Kania: „Da muss was passieren.“Frank Bock, Leiter im Saalfelder Grünflächenamt werde sich die Situation ansehen.
Dafür werde der Jugendtreff im Dorfgemeinschaftshaus nach wie vor manierlich besucht und die neue Zwischendecke im Feuerwehrdomizil direkt darunter eine gute Investition in Akustik und Optik des Raums gewesen, lässt Biehl auch Erfolge nicht unerwähnt.
Einen insgesamt positiven IstBericht gibt auch Nicole Heidrich, Bürgermeisterin in Volkmannsdorf. Doch die Zukunft des dortigen Gemeindehauses neben der Kirche beschäftigt das Dorf: Das Objekt, eigentlich ein Wohnhaus, ist von außen saniert, innen gibt es jedoch noch viel zu tun. Mit Wirkung zum 6. Juli ging es von Gemeinde- in Stadtbesitz über, die es kraft Eingliederungsvertrag in Hände seiner Wohnungsbaugesellschaft Wobag geben könnte – doch für die muss sich das Objekt auch rechnen. Bliebe ein privater Käufer. Nur ist dann unsicher, ob der den Reichmannsdorfer Vereinen die Weiternutzung des direkt angrenzenden und zum Haus zählenden alten Dorfkonsums mit Partysälen gestattete. „Ob man die beiden Teile rechtlich einfach trennen kann, ist die große Frage“, so Heidrich. Und dass die Vereine das ganze Objekt selbst stemmen, sei „illusorisch“. Kania nickt, zeigt Verständnis für die Krux – und verspricht, dranzubleiben.
Machtlosigkeit beim Thema Bauruinen