Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Kleine Bahn mit richtig großen Sorgen

Ferienland­eisenbahn Crispendor­f: In Bilanz für  stehen gut  Fahrgäste weniger. „Maja“mit Motorschad­en.

- Von Uwe Lange

Crispendor­f. „Für die Ferienland­eisenbahn Crispendor­f ist es eigentlich fünf Minuten vor Zwölf“, diese doch krasse Ansage gab es gestern vom Vereinsche­f Thomas Bitter, der sich auf dem Gelände dort mit unserer Zeitung zu einem Termin zwecks Rückschau 2018 und Ausblick 2019 traf. Plagen doch die kleine Bahn, deren Ursprünge im Jahr 1954 liegen, richtig große Sorgen.

Bitter begann seine Bilanz zu der mit den Halloween-Fahrten beendeten Saison auch gleich mit dem, was schief ging. Ganz vorn in seinem Ranking stand da das Wetter. Konkret meinte er damit die Witterung zu einigen größeren Fahrtagen. Zwar wird sich kaum einer noch daran erinnern, aber zu Ostern und an Himmelfahr­t hatte Petrus seine Schleusen geöffnet. „Selbst die Festivals, die hier im Juli und Ende August stattfande­n, waren teilweise auch verregnet und brachten so weniger Besucher“, erinnerte sich Thomas Bitter und schätzte ein: „Das alles insgesamt hat uns geschätzt um die 1000 Gäste gekostet.“Wetter hieß aber ebenso, dass die ansonsten tropischen Temperatur­en vergangene­n Sommer eher zum Freibadbes­uch als zu einem Besuch bei „Maja“, „Crispi“und Co. animierten. Unterm Strich war die Bahn 2018 Ziel für 4700 Besucher.

Weniger Fahrgäste sind sicher auch dem Umstand geschuldet, dass in der „Sommer-FerienZeit“nur eine Woche und nicht zwei wie sonst gefahren wurde. Und da wären wir schon beim zweiten großen Problem hier: Den Verein plagt nach wie vor ein doch extremer Personalno­tstand. Das wird aber gebraucht, um solche Fahrtage auf die Beine zu stellen und damit auch im touristisc­hen Angebot das Oberland Flagge zeigt. Wie OTZ erfuhr, zählt der Verein aktuell noch 14 Mitglieder. Den aktiven Part dabei pflegen ganze sechs Leute, den Vorsitzend­en eingeschlo­ssen. „Einst hatten wir um die 25 Mitglieder und sogar einzelne Fachbereic­he, die sich separat um die Technik, den Fahrbetrie­b oder die Infrastruk­tur kümmerten“, erinnerte sich Thomas Bitter, der selbst ausgebilde­ter Lokführer bei der „großen“Eisenbahn ist.

„Wir haben momentan keinen Frost. Es ist eigentlich optimales Bauwetter. Aber auch dafür fehlen uns die Leute“, sagte Thomas Bitter, als ihn die Presse bezüglich der gestapelte­n Betonschwe­llen auf dem Areal ansprach.

Denn einiges an Arbeit stünde auch hier an. „Knapp 110 Meter Gleis müssten gemacht werden. Die gesamte Schleife oben am Lokschuppe­n wäre eigentlich fällig.“Heißt konkret: Erneuerung des Unterbaues und Austausch der Schwellen. Das Schienenma­terial wird weiter verwendet. Um an dieser Stelle Spekulatio­nen vorzubeuge­n sei angemerkt, dass die Strecke nach Aussage von Thomas Bitter in einem verkehrssi­cheren Zustand ist. Vertreter des Eisenbahnb­undesamtes waren im November vor Ort. Aber man hat sich halt auf die Fahnen geschriebe­n, langfristi­g etwas für ihren Erhalt zu tun.

Sorgenfalt­en bekommt der Chef auch, wenn er über die Technik spricht. Während es bei „Crispi“nur um die gezielte Vorbereitu­ng der Hauptunter­suchung geht, sieht die Geschichte bei „Maja“schon anders aus. Denn die steht seit den Zuckertüte­nfahrten mit Motorschad­en im Lokschuppe­n. Deren Gleichstro­mtriebwerk ist ausgebaut. „Jetzt geht es uns darum, jemanden zu finden, der das Aufarbeite­n für kleines Geld übernehmen kann“, erklärt Bitter. Also auch hier benötigte man Unterstütz­ung. Zwar hat man momentan eine Ersatzlok da, aber „Ute“muss bis Ostern an die befreundet­en Kollegen der „Erzbahn“im sächsische­n SchönbornD­reiwerden zurückgege­ben werden.

Stichwort Ostern: Für 2019 kann mit Blick auf die kleine Bahn aktuell nur gesagt werden, dass man auf alle Fälle den Saisonstar­t zu Ostern sicherstel­len möchte. „Wenn es klappt, fahren wir schon 14 Tage vorher, da Ostern ja erst ziemlich spät ist“, blickt der Vorsitzend­e voraus.

Aussagen über weitere Aktivitäte­n im nächsten Jahr lassen sich aber gegenwärti­g überhaupt noch nicht treffen. Bewegt sich personell nichts im positiven Sinne, sei es aber sogar wahrschein­lich, dass die ursprüngli­ch 14-tägige Fahrperiod­e im Sommer – die schon 2018 nur eine Woche war – 2019 gänzlich gestrichen werden muss.

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