Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Städte meiden Leerstand

Kein Leerstand kommunaler Gebäude in Bad Lobenstein. Kreativer Umgang mit alten Häusern in Wurzbach.

- Von Oliver Nowak und Sophie Filipiak

Bad Lobenstein/Wurzbach. „In der Stadt Bad Lobenstein gibt es keinen Leerstand kommunaler Gebäude“, sagt Bürgermeis­ter Thomas Weigelt (parteilos). Allerdings gebe es bei den etwas mehr als 400 Wohnungen der Wohnungsba­ugesellsch­aft Bad Lobenstein einen Leerstand von knapp 20 Prozent. „In der Vergangenh­eit haben wir einige Blöcke abgerissen, die einen großen Leerstand aufwiesen“, sagt er. Dabei habe man stets versucht, die dortigen Mieter in andere Blöcke der Wohnungsba­ugesellsch­aft unterzubri­ngen. „Aber das klappt nicht mit jedem Mieter. Manche suchen sich auch eine andere Wohnung, die nicht in der Hand der Wohnungsba­ugesellsch­aft liegt.“

Mittlerwei­le sei man davon ab, Blöcke zurückzuba­uen. „Jeder Block, den wir zurückbaue­n, verringert das Kapital der Wohnungsba­ugesellsch­aft zwischen 400 000 und 600 000 Euro. Und das Kapital ist die Sicherheit der Gesellscha­ft für Kredite und ähnliches.“Falls es wieder einen Rückbau geben sollte, dann an einem Gebäude an der RichardKöc­her-Straße, „aber, wenn dann erst in zwei Jahren“, betont Weigelt. Denn zum Zukunftspl­an gehöre, die bisherigen Wohnungsst­andorte in ihren

Außenberei­chen aufzuwerte­n und die Blocks für altersgere­chtes Wohnen auszubauen. Die Aufwertung der Außenanlag­en durch die Einrichtun­g neuer Parkplätze, Sanierung von Kinderspie­lplätze, neue Anstriche der Häuser und Anbau von Balkonen zeige sich schon an den Gebäuden am Weg der Freundscha­ft.

Bei den Gebäuden in privater Hand ist laut Weigelt der Leerstand geringer. Zwischen zehn und elf Prozent der Gebäude seien nicht bewohnt. „Wir versuchen, die Besitzer zu animieren, solche Gebäude zu verkaufen, und zeigen Möglichkei­ten zur Förderung von notwendige­n Sanierungs­arbeiten auf“, sagt Weigelt. Die drei herrenlose­n Gebäude gegenüber des ehemaligen Bäckers an der Schlossgas­se stellten ein besonderes Problem dar. „Eventuell würden wir eine Zwangsvers­teigerung anstrengen, aber damit können wir auf die Nase fallen.“Denn, wenn sich kein Käufer für die denkmalges­chützten Gebäude fände, müsste die Stadt sie herrichten und das sei sehr teuer. „Dort gibt es einen Turmstumpf, der erhalten werden muss“, sagt Weigelt.

Ein Beispiel, was man mit einem leerstehen­den Gebäude alles anstellen kann, ist das ehemalige Wannenbad in Wurzbach. Nicole Hartenstei­n, Pflegedien­stleiterin des Seniorenze­ntrums „Haus Elisabeth“in Ebersdorf, und Johanna Steinbock vom Schleizer Maschinenu­nd Betriebshi­lfsring hatten vor zwei Jahren gemeinsam die Idee, das Grundstück der Stadt abzukaufen und ein Pflegeange­bot in Wurzbach aufzubauen.

Das Gebäude beherbergt­e bis vor kurzem Vereinsräu­me der Wurzbacher Karnevalsg­esellschaf­t Grün-Gold, ein Atelier und eine Fahrschule. Diese sind aber mittlerwei­le ausgelager­t worden. Die Wurzbacher Narren haben eine neue Bleibe im ehemaligen „Rudi-ArnstadtHe­im“beim Hammersaal gefunden. Dieses Gebäude steht seit der Wende quasi leer. Ende der 1990er-Jahre kaufte die Gemeinde das Gebäude von den privaten Eigentümer­n zurück. Durch Fördermitt­el konnte das Dach und die Fenster saniert werden. Die Instandset­zung schreitet bisher so gut voran, dass zum „Goldenen Kasper“am 8. April das ehemalige Heim des Freien Deutschen Gewerkscha­ftsbundes der Öffentlich­keit präsentier­t werden kann.

Was mit dem ehemaligen Wannenbad aber passieren soll, ist noch unklar. „Wir prüfen derzeit intensiv, ob und wie am Standort des ehemaligen Wannenbads in Wurzbach eine Tagepflege mit seniorenge­rechten Wohnungen entstehen kann“, erklärte gestern auf Anfrage der OTZ Rainer Neumer, Geschäftsf­ührer der Diakoniest­iftung. Ein solches Projekt erfordere erfahrungs­gemäß eine siebenstel­lige Investitio­nssumme, deshalb sei eine gründliche Prüfung unabdingba­r.

„Zudem erfordern Vorhaben dieser Größenordn­ung die Zustimmung unseres Aufsichtsr­ates“, so Rainer Neumer weiter. Jedoch könne wegen der Sitzungste­rmine des Aufsichtsr­ates eine abschließe­nde Entscheidu­ng nicht vor Ende Juni 2017 erfolgen.

„Jeder Block, den wir zurückbaue­n, verringert das Kapital der Wohnungsba­ugesellsch­aft zwischen 400 000 und 600 000 Euro.“Thomas Weigelt (parteilos), Bürgermeis­ter

 ??  ?? Das ehemalige Wannenbad soll eine neue Funktion erhalten. Ob das Gebäude erhalten bleibt oder abgerissen wird, ist aber noch offen. Foto: Sophie Filipiak
Das ehemalige Wannenbad soll eine neue Funktion erhalten. Ob das Gebäude erhalten bleibt oder abgerissen wird, ist aber noch offen. Foto: Sophie Filipiak
 ??  ?? Das ehemalige Ferienheim Rudi Arnstadt in Wurzbach wurde  eröffnet und vom FDGBFerien­dienst genutzt. Archivfoto: Reinhard Kübrich
Das ehemalige Ferienheim Rudi Arnstadt in Wurzbach wurde  eröffnet und vom FDGBFerien­dienst genutzt. Archivfoto: Reinhard Kübrich
 ??  ?? Die Gebäude gegenüber des alten Bäcker-Gebäudes könnten versteiger­t werden. Foto: Oliver Nowak
Die Gebäude gegenüber des alten Bäcker-Gebäudes könnten versteiger­t werden. Foto: Oliver Nowak

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