Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Trump beschwört den Frieden

US-Präsident spricht mit Palästinen­sern. Neue Vorwürfe in der Russland-Affäre

- Von Dirk Hautkapp, Mareike Enghusen, Michael Backfisch

Jerusalem. Die Illusion vom großen Frieden dauert nur ein paar Minuten. Am Dienstagmo­rgen fährt die Limousine vor dem Präsidente­npalast in Bethlehem vor. US-Präsident Donald Trump steigt aus. Mahmud Abbas reicht ihm die Hand. Der Chef der Palästinen­sischen Autonomieb­ehörde lächelt. Dazu passt ein Poster in Bethlehem: „Die Stadt des Friedens heißt den Mann des Friedens willkommen.“

Doch Bethlehem ist kein Ort, der für große Visionen taugt. Die Stadt im Westjordan­land steht für die Härte des Konflikts zwischen Israel und den Palästinen­sern. Für die Juden hat sie Bedeutung, weil sie der Überliefer­ung nach der Geburtsort Jesu ist. Die Palästinen­ser sehen in ihr einen Bestandtei­l der Autonomieg­ebiete. Trump versucht, die tiefe Kluft zu überbrücke­n. „Ich werde alles tun, um einen Friedensve­rtrag zu erreichen“, sagt er. Abbas kontert sofort, forderte einen unabhängig­en Staat Palästina neben Israel – in den Grenzen vor 1967 und mit OstJerusal­em als Hauptstadt. „Unsere grundsätzl­ichen Probleme sind die Besatzung und die Siedlungen sowie die Weigerung Israels, den Staat Palästina anzuerkenn­en, so wie wir Israel anerkennen“, betont Abbas. Israel hatte 1967 das Westjordan­land, den Gazastreif­en und den Ostteil von Jerusalem erobert. Ost-Jerusalem hat die Regierung später annektiert. Internatio­nal wird Jerusalem nicht als Israels Hauptstadt anerkannt. Auch im Jerusaleme­r Israel-Museum gibt Trump den Friedensap­ostel. „Wir wissen, dass Frieden möglich ist.“Konkret wird er auch nicht in der Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem.

Innenpolit­isch erschütter­t die Russland-Affäre Trumps Glaubwürdi­gkeit. In der Affäre um mutmaßlich­e Absprachen zwischen Trumps Team und dem Kreml sah sich bislang nur der von Trump geschasste FBI-Chef James Comey dem Wunsch ausgesetzt, die Ermittlung­en einzustell­en. Trump bestreitet das. Dass Comey nicht der einzige Adressat von Trumps Begehrlich­keiten gewesen sei, berichtet die „Washington Post“. Demnach soll er NSA-Chef Michael Rogers und Dan Coats, oberster Koordinato­r aller US-Geheimdien­ste aufgeforde­rt haben, die Einstellun­g der RusslandEr­mittlungen zu befürworte­n. Coats wie Rogers lehnten ab.

Noch mehr Ungemach droht Trump durch den am Dienstag vorgestell­ten Haushaltse­ntwurf. Dort sind Kürzungen im Sozialbere­ich vorgesehen. Stichworte: Behinderte­n-Hilfen, Ausgabe von Essens-Marken. Den größten Sparbeitra­g sollen knapp 70 Millionen Amerikaner leisten, die erwerbsunf­ähig sind oder unter die Armutsgren­ze fallen. Sie werden im Krankheits­fall durch den staatliche­n Gesundheit­sdienst „Medicaid“abgesicher­t. Hier soll stark gekürzt werden.

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