Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Wildwest ist auch in Großebersdorf
Norbert Strache züchtet Quarter Horses. Jedes Pferd dieser Rasse muss in den USA registriert werden.
Großebersdorf. Es riecht nach Heu und Pferdeäpfeln. Als Klingel am Tor dient ein gusseiserner Pferdekopf mit Klöppel. „Dark Ground Corral“(dunkles umzäuntes Gebiet) steht auf einem Eingangsschild. Finsterer Grund nennt sich ein Waldstück bei Großebersdorf. „Anleihe für den Namen“, so Norbert Strache. In der rustikalen Reiterstube zeugen zahlreiche Siegerschleifen von den Zuchterfolgen. Halfter, Sattel und Zubehör sind schnell zur Hand. Ein ausgesessenes Sofa lädt mal zum Schwatz bei einem Bier ein.
Die Ställe am Haus sind aber leer. „Heute kommen die Pferde in die grüne Freiheit“, scherzt Norbert Strache. „Aber nur für zwei Stunden. Meine Pferde müssen sich langsam an Frischfutter gewöhnen. Im Winter gab es nur Heu. Es kommt sonst zu Koliken und Eiweißvergiftungen.“Eine Woche brauchen die Tiere, um sich an die neue Nahrung zu gewöhnen. Noch stehen die Quarter Horses auf einer Weide mit wenig Grün. Ab Mitte Mai bleiben die fünf schönen Tiere auch nachts draußen. Nur bei Gewitter holt sie Strache rein.
Der 59-Jährige, immer in Cowboystiefeln und Cowboyhut, öffnet die Koppel. Rose springt als erste raus. Sie rennt, bleibt plötz- lich stehen und frisst. „Quarter Horses sind die schnellsten Pferde der Welt. Eine Viertelmeile schaffen sie in 27 Sekunden. Das ist der Weltrekord. Und sie können aus vollem Galopp sofort stoppen“, erklärt der Züchter. Candy kommt zu ihm gelaufen. „Meine Pferde sind neugierige Weiber“, scherzt er und schwärmt vom Kopf der fünf Jahre alten Stute. Sie hat schöne, und große Backenknochen. Der selbstständige Handwerker rühmt auch die gerade Nasenlinie und die großen dunklen Augen.
Auf drei Hektar können sich die muskelbepackten Pferde austoben. Sein erstes Zuchtpferd ist vor kurzem gestorben. Es war 32 Jahre. Ein gesegnetes Alter sei das. „Ich habe nur Stuten, noch einen Hengst zu halten, übersteigt meine Möglichkeit, bin ja nur Hobbyzüchter.“12 Fohlen wurden in Großebersdorf geboren. Schon mit Windeln sitzt Norbert Strache auf einem Pony. Der Beginn einer tierischen Leidenschaft. „Solange ich kann, wird die wohl anhalten.“Der Vater, einst Meister in einer Teppichweberei, schafft sich 1951 das erste eigene Pferd an. Es ist ein Pony und bleibt nicht allein. „In den 70er-Jahren lebten bei uns zehn Ponys. An die 100 Tiere haben wir gezüchtet und verkauft.“Als Kind muss Norbert Strache ran, Heu machen, Kartoffeln holen, Feldarbeit eben. Erst dann geht es zum Spielen. Es macht ihm nichts aus.
„Mein Vater hat auch Kutschfahrten in Großebersdorf organisiert und den Ponysportverein in Wenigenauma mitbegründet.“Dressur und Springreiten ist aber als Kind nicht Straches Ding.
Auf einer Pferdemesse in Essen sieht er 1990 erstmals Quarter Horses und ist begeistert vom Westernreiten. Vier Jahre später besitzt er ein solches Tier, reinrassig. Er bekommt es über einen Händler. Der Name des Tieres ist Superfancy. Es stammt aus dem US-Staat Minnesota. Reinrassige Quarter Horses, egal wo sie auf der Welt geboren werden, müssen in den USA registriert werden. Sonst gibt es keine Zuchtpapiere.
Auf Superfancy lernt Norbert Strache das Westernreiten und lieben. Mit dem Tier galoppiert er über die Felder. „Heute nicht mehr, manchmal schmerzt der Rücken“, klagt er.
2011 erfüllt sich Norbert Strache einen Traum fliegt in die USA nach Kansas und Oklahoma. „Wollte sehen, wie die Cowboys leben. Ich war auf den Ranchs, wo Quarter Horses zum Kühe hüten und anderen Arbeiten unentbehrlich sind, weil wendig und ausdauernd. Wenn da der Reiter nicht sattelfest ist.“Im nächsten Jahr will er noch einmal in den Wilden Westen. Norbert Strache steht am Koppelzaun und schaut seinen Tieren nach. „Immer frische Luft und viel Bewegung müssen die Quarter Hores haben. Und natürlich sauberes Wasser. Im Winter säuft ein Tier immerhin 40 Liter am Tag durch das trockene Futter.“
Die 12-jährige Rose rast zum Zaun, stoppt, holt sich eine Streicheleinheit und galoppiert davon. „Typisch Frau.“
Nach Kansas und Oklahoma geflogen