Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Nach über Spielen ist Schluss
Janina Geiler zieht sich zum Saisonende aus dem aktiven Schiedsrichterwesen zurück
Oettersdorf. Wohl jeder Fußballer der Region kennt sie: Janina Geiler. Die Blondine aus Oettersdorf ist seit Jahren eine der aktivsten Unparteiischen und wurde als erste Vertreterin des KFA-Jena-Saale-Orla als Thüringer Schiedsrichterin des Jahres ausgezeichnet. Doch am Saisonende soll Schluss sein. Wieso, weshalb, warum erklärt sie im Gespräch mit Alexander Hebenstreit.
Frau Geiler, Beleidigungen, Beschimpfen gehören für Schiedsrichter zur Tagesordnung. Und an den Niederlagen hat man ohnehin meistens Schuld. Warum tut man sich so etwas überhaupt freiwillig an? Bei mir liegt es wohl an meinem Gerechtigkeitsempfinden, das ich schon immer hatte. Ich glaube das verstehen nur Schiedsrichter: es gibt einem eine Art Kick, wenn man den Platz betritt und alles gut über die Bühne bringt. Klar ist es schön, wenn in einem Spiel auch tolle Tore fallen, aber mir geht es vor allem darum, dass das Spiel in geordneten Bahnen läuft. Aber klar: auch als Schiedsrichter macht man Fehler – genau wie die Spieler. Manchmal merkt man schon nach drei Pfiffen ‚heute ist ein Scheiß-Tag‘, aber dann kann man eben nicht zum Trainer gehen und sich auswechseln lassen. An anderen Tagen pfeift man ab und hat einfach ein richtig gutes Gefühl. Und genau aus diesem Grund macht man das gerne.
Ist es ein besonderer Reiz für eine Frau, die Macht über 22 Männer zu haben? Für mich persönlich gar nicht. Ich bin es von klein auf gewöhnt beim Fußballspielen viele Jungs um mich herum zu haben. Vielleicht hat man es als Frau aber ein wenig einfacher, da die Hemmschwelle noch etwas größer ist, den Schiedsrichter anzugehen oder zu beleidigen.
Nach über 2500 Spielen in gerade einmal elf Jahren soll nun Schluss sein. Wieso? Ich habe seit ungefähr einem Jahr den erwähnten Kick nicht mehr. Ich habe mir immer geschworen, es nur so lange zu tun, wie ich es zu 100 Prozent dahinter stehe. Das ist nicht mehr so. Außerdem gefällt mir die aktuelle Entwicklung im Kreisfußball nicht. Gerade dahingehend dass schon auf dieser niedrigen Ebene Spielergehälter eine Rolle spielen oder Arbeitsplätze mit der Vereinszugehörigkeit zusammenhängen. Es sollte immer noch um den Spaß gehen.
Was ist anders als früher? Durch das zunehmend Mediale wird zu viel aufgebauscht. Klar kochen die Emotionen nach dem Spiel mal hoch, aber das sollte sich dann auch wieder beruhigen. Wenn ich dann heimkomme und 15 Nachrichten auf dem Handy habe, was ich alles falsch gemacht habe, dann steht das in keinem Verhältnis zum Fußball auf diesem Niveau. Ich bin schon so lange dabei, dass ich in der Hinsicht gefestigt bin, aber das passiert genauso bei jungen Schiedsrichtern. Das sollte doch zum Nachdenken anregen.
Da ohnehin bald Schluss ist, können Sie es ja verraten. Gab es Bestechungsversuche? Nein gar nicht. Das einzige, was vorkommt, ist dass Spieler auf einen zukommen, die ihre fünfte gelbe Karte bekommen wollen, weil sie beim nächsten Spiel sowieso nicht da sind.
Was ist mit sogenannten Konzessionsentscheidungen – die eine Mannschaft hat einen Elfmeter bekommen, also kriegt