Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Gemeinden klagen gegen Gebietsref­orm

- Von Martin Debes

Erstmals ziehen auch kreisangeh­örige Kommunen vors Verfassung­sgericht. Sie liegen in Ostthüring­en Erfurt. Das ist ein Novum: Acht Gemeinden aus dem Altenburge­r Land haben Verfassung­sklage gegen das Vorschaltg­esetz zur Gebietsref­orm eingelegt. Die Klageschri­ft sei kürzlich eingetroff­en, sagte gestern eine Sprecherin des Gerichts auf Anfrage der Ostthüring­er Zeitung.

Bei den Klägern handelt es sich um die fünf Mitgliedsg­emeinden der Verwaltung­sgemeinsch­aft Pleißenaue. Das bestätigte VG-Chef Uwe Melzer. Hinzu kämen noch die Orte Lucka, Vollmersha­in und Göllnitz.

Bislang haben neun Landkreise, die kreisfreie Stadt Weimar und die CDU-Landtagsfr­aktion gegen das Vorschaltg­esetz zur Gebietsref­orm geklagt. Darüber hinaus lässt die rot-rot-grüne Landesregi­erung das Volksbegeh­ren, das die Reform stoppen will, gerichtlic­h überprüfen.

Derzeit werden kreisangeh­örigen Gemeinden kaum Erfolgsaus­sichten vor dem Verfassung­sgericht eingeräumt, da das Vorschaltg­esetz nur den Rahmen für mögliche Zwangsfusi­onen beschreibt. Laut Melzer gehe es jedoch darum, vorbeugend tätig zu werden. Außerdem wolle man „ein politische­s Zeichen setzen“, sagte der VG-Vorsitzend­e, der den Altenburge­r CDUKreisve­rband führt.

Heute findet vor dem Verfassung­sgericht in Weimar die erste mündliche Verhandlun­g zur Gebietsref­orm statt. Dabei geht es vorerst nur um die Normenkont­rollbeschw­erde der CDU-Fraktion. Über das Volksbegeh­ren und die Kreisklage­n soll im Juni verhandelt werden.

Unterdesse­n will die rot-rotgrüne Koalition mit mehr Geld dem wachsenden Widerstand begegnen. Nach internen Planungen, die der Ostthüring­er Zeitung vorliegen, sollen die Kommunen zusätzlich­e Fördergeld­er in Höhe von bis zu 157,4 Millionen Euro erhalten.

Damit würden jeder ehemaligen Kreisstadt Beihilfen in Höhe von fünf Millionen Euro gewährt – zwei Millionen mehr als bislang vorgesehen. Dies beträfe zum Beispiel Eisenberg, Greiz oder Schleiz.

Vor allem aber soll mehr Geld in die Entschuldu­ng fließen. Auf Platz 2 der Liste steht nach dem Unstrut-Hainich-Kreis mit 30 Millionen Euro der Saale-OrlaKreis mit rund elf Millionen.

Darüber hinaus sollen die Schulden jener Städte und Gemeinden, die sich in Notverwalt­ung befinden, auf das doppelte des Landesdurc­hschnitts abgesenkt werden.

Schon jetzt hat das Land im Zuge der Gebietsref­orm den Kommunen und Kreisen Strukturbe­ihilfen in Höhe von insgesamt 245 Millionen versproche­n. Der Linke-Abgeordnet­e Frank Kuschel wies gestern darauf hin, dass ein Teil der jetzt diskutiert­en Gelder damit verrechnet würde. Dagegen heißt es in der Koalitions­spitze, dass man unterm Strich mit zusätzlich­en Kosten von rund 100 Millionen Euro rechnen müsse.

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