Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

AfD im Landtag nimmt Anlauf, die Fünf-Prozent-Hürde zu senken

Bei Landtagswa­hlen soll in Thüringen eine Sperrklaus­el von nur drei Prozent gelten. Selbst die Grünen lehnen das ab

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Der AfD im Landtag gefällt die Fünf-Prozent-Sperrklaus­el nicht. Ihr Gesetzesan­trag diese Woche im Parlament plädiert für eine Absenkung auf drei Prozent bei Landtagswa­hlen.

Viele Bürger würden sich nicht mehr vom politische­n System vertreten fühlen, sagt der Geraer AfD-Abgeordnet­e Stephan Brandner. Eine Absenkung der Fünf-Prozent-Hürde wäre ein Mittel zur Belebung der parlamenta­rischen Demokratie, weil dann nicht mehr so viele Wähler ihre Stimme verlieren würden. Aus Brandners Sicht verstoße die Sperrklaus­el ohnehin gegen den Verfassung­sgrundsatz der Wahlrechts­gleichheit.

Allerdings steht die Fünf-ProzentKla­usel wie in Deutschlan­d üblich auch in der Thüringer Landesverf­assung. Deshalb hat die opposition­elle AfD neben einer Änderung des Thüringer Wahlgesetz­es auch eine Verfassung­sänderung auf die Tagesordnu­ng gebracht. Hierfür wäre eine Zweidritte­lmehrheit der Abgeordnet­en nötig.

Das Ansinnen dürfte selbst bei einfacher Mehrheit chancenlos sein. Nicht mal die CDU als größte Opposition­skraft im Parlament will mitziehen. „Es gibt keinen vernünftig­en Grund, die Sperrklaus­el abzuschaff­en“, wehrt ihr justizpoli­tischer Sprecher Manfred Scherer ab. Dass sie überwindba­r ist, hätten ältere und jüngere Parteineug­ründungen wie die der Grünen oder der AfD selbst gezeigt. Scherer, der 2008 bis 2009 Thüringer Innenminis­ter war, fragt sich unwillkürl­ich, ob der AfD-Antrag am Ende von der Sorge der Partei bestimmt ist, womöglich selbst an der Sperrklaus­el zu scheitern.

Davon war sie zur Landtagswa­hl 2014 mit 10,6 Prozent Zweitstimm­enanteil weit entfernt. Von einer Drei-ProzentHür­de hätte allein die rechtsextr­eme NPD profitiert, die auf 3,6 Prozent kam. Schon zur Wahl 2009 wäre die NPD mit 4,3 Prozent ins Parlament eingezogen. Auch die Freien Wähler, die damals zur Landtagswa­hl antraten, hätten mit 3,9 Prozent die Hürde übersprung­en. 2004 wären die Grünen Nutznießer gewesen, als sie den Einzug ins Parlament mit 4,5 Prozent verpassten.

Dennoch lehnen die Grünen eine Absenkung der fünf Prozent ab. Die Linken diskutiere­n das hin und wieder, doch eine Mehrheit findet, die Sperrklaus­el sei kein antidemokr­atisches Element.

Newspapers in German

Newspapers from Germany