Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Kinder in Löhma sollen Spielzeug selbst fertigen
Interessengemeinschaft Kindergarten sucht beim Ausverkauf des geschlossenen Kindergartens einen Träger für den neuen Landkindergarten
Löhma. Ungewohnte Betriebsamkeit herrschte am Samstag im einstigen Löhmaer Kindergarten. Eltern mit ihren Kindern strömten zu der Einrichtung, die seit Mitte vorigen Jahres leer steht. Aus Kostengründen hatte die Gemeinde den Kindergarten geschlossen.
Wer meint, die Dorfgemeinschaft hätte aufgegeben, der irrt sich. Man setzte sich zusammen und bildete eine „Interessengemeinschaft Kindergarten“bestehend aus jungen dynamischen Leuten. Ihr Hauptanliegen: „Wir suchen dringend einen Träger für unser neues Projekt – einen Landkindergarten in unserem Dorf“. Am Samstag hatten sie gemeinsam mit dem Gemeinderat und der Ortsfeuerwehr zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen. Gut sortiert fand man im Freigelände Autos, Bälle und anderes Spielzeug, das von Eltern, Großeltern und Kindern in Augenschein genommen wurde. So mancher Knirps klemmte sein Lieblingsspielzeug aus der Kindergartenzeit unter den Arm, und die Erwachsenen entrichteten willig einen Obolus dafür. Im Inneren des Gebäudes fand man Spiele, Bücher, kleine Küchen, Puppen und anderes mehr. Alles war verkäuflich für einen moderaten Preis.
Grund für diesen Ausverkauf von Spielzeug ist ein neues Konzept. Die Idee dazu brachte Anke Körner ins Gespräch und dann kam mit Unterstützung von Anja Porst alles ins Rollen. „Melanie Ochmann, Erzieherin aus Jena , hat uns aufgeweckt“, sagten die beiden.
Die Interessengemeinschaft habe sich zur Aufgabe gemacht, für die Entstehung eines Landkindergartens, der im Saale-Orla-Kreis einmalig wäre, zu sorgen.
Auf den Tischen im weiträumigen Freigelände und im Zelt gab es am Samstag kleine Efeukränze. Die Kinder konnten in alten Wannen unter Anleitung von Heike Broßmann Schafwolle waschen sowie filzen.
Mittels Power-Point-Präsentation stellte Melanie Ochmann das neue Projekt vor in einem Zimmer, in dem die Besucher Spielzeug aus Naturmaterial in Augenschein nehmen konnten. „Unser Ziel ist es, künftig auf vorgefertigtes Spielzeug zu verzichten“, erklärte die junge Frau. Naturmaterial, aus dem man Spielzeug selbst fertigen kann, rege Fantasie und Willenskraft der Kinder an. Melanie Ochmann hat Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt. Sie beantwortete Fragen zur an der Waldorf-Pädagogik nach Rudolph Steiner angelehnten Methode. Voraussetzung gäbe die frühkindliche Erziehung nach Emmi Pikler, die sich unter anderem durch freies Spiel auszeichne, erklärte sie.
In zwei Gruppenräumen könnten 23 Kinder ab einem Jahr aufgenommen werden. Der Nachwuchs soll laut Projekt mit den Jahreszeiten nahe an der Natur lernen, und sich in bäuerlichen Bereichen umsehen können. Löhmaer, die den Flohmarkt besuchten, machten deutlich, dass sie froh über die besondere Initiative sind. „Unsere Kinder waren hier immer gut behütet“, sagte Sybille Schmidt. Man wolle die jungen Leute gern unterstützen, damit das auch wieder so werde, und das Projekt umgesetzt werde.