Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
1 Wenn Gabelstapler tanzen
Ein tiefer Blick in die Seele, ein tiefer Blick ins Herz: Ein öder Großmarkt in der ostdeutschen Provinz ist Schauplatz von Thomas Stubers wunderbar ästhetisch-poetischem Film „In den Gängen“(D, Minuten), der gleichermaßen Milieustudie und Liebesfilm ist. Hier kommen sich Christian (Franz Rogowski) und Marion (Sandra Hüller), die schon lange nicht mehr auf der Sonnenseite des Lebens stehen, langsam und bedächtig näher. Neben der Liebe und den Befindlichkeiten der Menschen am Rande der Gesellschaft spielen auch Gabelstapler eine große Rolle.
Ein qualvoll sezierendes und tristes Sozialdrama ist der Film dennoch nicht geworden. Neben einer vortrefflichen Milieustudie ist es vor allem die Geschichte von Christian und Marion, die diesen BerlinaleBeitrag zu einem der schönsten deutschen Liebesfilme der jüngeren Vergangenheit macht, in dem das Alltägliche einen ganz eigenen Zauber erhält und die Gabelstapler zum Donauwalzer von Johann Strauß durch die Gänge tanzen. Allein wie sich Christian vom Tollpatsch zum behänden Gabelstaplerfahrer wandelt, hat seine ganz eigene wunderbare Dramatik und Spannung.
Diese kalte, nüchterne und von Neonlicht beschienene strenge Architektur wird hier zu einem fast magischen Raum voller Leben und Warmherzigkeit. Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises ist Franz Rogowski gerade mit einer Lola ausgezeichnet worden.