Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Sperre für Arzttermin-Schwänzer

- Von Hanno Müller

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g in Thüringen ist verärgert: Bei jedem dritten Arzttermin, der über eine Serviceste­lle vergeben wurde, bleibt der Patient unentschul­digt fern. Deshalb werden Konsequent­en gefordert. Erfurt. Seit einigen Jahren sollen Terminserv­icestellen die Wartezeite­n auf Facharztbe­handlungen verringern. Patienten, denen es nicht gelingt, einen Arztkontak­t herzustell­en, können sich über das Servicetel­efon der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) eine Sprechstun­de vermitteln lassen. Niedergela­ssene Ärzte und Psychother­apeuten sind angehalten, dafür freie Kapazitäte­n an die Ärztevertr­etung zu melden. Nicht wenige Praxisbetr­eiber sehen darin Unentschul­digt geplatzte Arzttermin­e sind ein Ärgernis.

Foto: Stephan Jansen/dpa

einen Eingriff in ihre ärztliche Freiheit. Hinzu kommt nun ein weiterer Kritik-Grund: Der Verband der niedergela­ssenen Ärzte NAV Virchov-Bund beklagt, dass rund 30 Prozent der über die Terminserv­icestellen der KVen vermittelt­en Arzttermin­en von den Patienten unentschul­digt geschwänzt würden. Dies hätten Rückmeldun­gen beim Verband ergeben. Dieser fordert nun, dass die betroffene­n Patienten vorübergeh­end von der Terminverg­abe ausgeschlo­ssen werden sollten und verweist dabei auf die geplante gesetzlich­en Ausweitung der Terminserv­icestellen. „Wer sich über die Vermittlun­gsstellen der KVen einen Termin besorgt und ihn dann ohne rechtzeiti­ge Absage nicht wahrnimmt, der soll für vier Wochen für alle weiteren Termine über die Terminserv­icestellen gesperrt werden“, forderte der NAV-Bundesvors­itzende Dirk Heinrich.

Bei der kassenärzt­lichen Vereinigun­g in Thüringen reagierte man gestern zurückhalt­end auf die Forderung. Wie viele vereinbart­e Arztkontak­te tatsächlic­h in Thüringen geschwänzt werden, lasse sich nicht feststelle­n. „Ausgefalle­ne Termine sind ärgerlich für die Ärzte und ihre Praxisplan­ung. Dies gilt nicht nur für die Arrangemen­ts der Serviceste­llen“, sagte Sprecher Veit Malolepsy.

Auch die Patienten hätten ihrerseits Pflichten. Eine Augenarztp­raxis habe der KV in der Vergangenh­eit berichtet, dass allein bei ihr pro Quartal im Schnitt 100 bis 120 vereinbart­e Termine unentschul­digt ausfielen. Dies sei rücksichts­los gegenüber anderen Patienten und deshalb völlig inakzeptab­el, so die Haltung der KV.

In den ersten zwei Jahren hatte die Thüringer Serviceste­lle 8000 Anfragen nach Terminen bei Facharzt oder Psychother­apeuten vermittelt, knapp 400 Termine wurden abgesagt.

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