Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Thüringen-Kliniken auf Wachstumskurs
Geschäftsführer wirbt für eine Klinik für Neurologie und kündigt Kooperation mit Schleiz und Greiz an
Saalfeld/Rudolstadt/Pößneck. Es ist inzwischen Brauch, dass vor der letzten Sitzung des Jahres der Geschäftsführer der Thüringen-Kliniken Georgius Agricola GmbH vor dem Saalfelder Kreistag zur Entwicklung der Krankenhäuser in Saalfeld, Rudolstadt und Pößneck referiert. Was Rolf Weigel diesmal verkündete, ging deutlich über das bloße Bilanzieren hinaus.
Mit Stolz, so der Geschäftsführer, blicke er auf die jüngst erteilte Höchstnote unter allen Thüringer Krankenhäusern bei der Klinik-Bewertung der AOK Plus. Desgleichen haben die Thüringen-Kliniken bei einer repräsentativen Befragung von Patienten im 65 Einrichtungen umfassenden Clinotel-Verbund eine Weiterempfehlungsquote von 91 Prozent erreicht und zählen damit zu den fünf am höchsten bewerteten Krankenhausgruppen des Verbundes.
Nach seinem Start Mitte 2017 hatte Rolf Weigel mit seiner Führungsmannschaft die wirtschaftliche Lage der Kliniken untersucht und war zu der Einschätzung gekommen, dass bei einer bloßen linearen Fortsetzung das Unternehmen in die Verlustzone zu geraten drohte. Um dies nachhaltig zu verhindern, seien Strukturen und Abläufe verändert worden.
Eine dieser Umstrukturierungen tangierte auch die Tagesordnung des Kreistages SaalfeldRudolstadt: Mit Jochen Tscharnke (CDU), Regina Kräußel (SPD) und Karsten Treffurth wurden drei Mitglieder für den Aufsichtsrat der neuen Thüringen-Kliniken Servicegesellschaft bestellt, die vor allem die zuvor von einem Privatunternehmen ausgeführten Reinigungsleistungen übernehmen soll. Die bisherigen Veränderungen hätten bereits Erfolg gezeitigt, so Weigel. In diesem Jahr werde man trotz leicht rückläufiger Patientenzahlen etwa eine Million Euro an Überschuss erzielen.
Keineswegs zu Lasten der Beschäftigten: Mit der Gewerkschaft Verdi habe man Einigkeit erzielt, ab dem kommenden Jahresbeginn die Löhne in den Krankenhäusern um ein bis drei Prozent und in den Medizinischen Versorgungszentren um zehn Prozent anzuheben. Diese Anpassung sei auch wichtig, um als Arbeitgeber in der Konkurrenz etwa mit dem Jenaer Universitätsklinikum attraktiv zu bleiben.
Neben den laufenden Ersatzinvestitionen peile die Klinikführung auch größere und strategische Vorhaben an, erklärte Rolf Weigel. So wird im nächsten Jahr die zentrale Sterilisation erneuert. Ebenfalls 2019 sollen die bisher getrennten Küchen in Saalfeld und Pößneck an einem Standort vereint werden. Im Folgejahr soll die Saalfelder Notaufnahme für fußläufige Patienten so angelegt werden, dass diese nicht mehr durch das ganze Haupthaus laufen müssen. Ebenfalls 2020 soll in Saalfeld ein ambulantes OPZentrum für kleinere Eingriffe aufgebaut werden.
40 Millionen-Investition in den nächsten 10 Jahren
Insgesamt würden sich die wünschenswerten Investitionen für die kommenden zehn Jahre in Saalfeld und Pößneck auf etwa 40 Millionen Euro summieren. Beim Vortrag dazu im Thüringer Sozialministerium sei die Geschäftsführung „zumindest nicht weggeschickt“worden, so Weigel. Unter diesen Investitionen soll auch die Einrichtung einer Klinik für Neurologie in Saalfeld gehören, die laut Weigel die bestehende Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin gut ergänzen würde.
Ein entsprechender Antrag sei beim Sozialministerium bereits eingereicht worden, so Weigel, der zum Abschluss noch einen vorfestlichen Happen servierte, der im Saalfelder KlinikSpeisesaal für ein gewisses Raunen sorgte: Um sowohl die Thüringen-Kliniken weiter auf solider Fahrt zu halten als auch die laut Weigel zuletzt etwas schwächelnden Krankenhäuser in Schleiz und Greiz als Partner zu stabilisieren, wolle man die Kooperation mit diesen deutlich verstärken. Ein erstes Gespräch dazu mit der Greizer Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) habe, wie es hieß, bereits stattgefunden.
Alleiniger Gesellschafter der Thüringen-Kliniken Georgius Agricola GmbH ist der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.