Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Tierisch viel zu sehen
Der Rundgang durch das städtische Museum Zeulenroda endet nun in einem neu eingerichteten Raum zum Maler Friedrich Reimann
Zeulenroda-Triebes. Die größte Bekanntheit hat Friedrich Reimann wohl erlangt, weil er sich als Illustrator von Bernhard Grzimeks 13-bändiger Enzyklopädie „Grzimeks Tierleben“einen Namen gemacht hat. Nach seinem Tod am 21. Juli 1991 ernannte ihn die Stadt zum Ehrenbürger. Die Grundschule in der Heinrich-Heine-Straße und eine Straße in Zeulenroda sind nach ihm benannt. Nun widmet das städtische Museum dem Tier- und Jagdmaler einen eigenen Ausstellungsraum.
An die 450 Bilder hat Friedrich Reimann (1896-1991) allein für „Grzimeks Tierleben“geschaffen. Erheblich größer ist das Werk des in Maria Schein in der ehemaligen Tschechoslowakei geborenen Künstlers. Die meisten seiner Gemälde und Zeichnungen befinden sich in Privatbesitz oder in Museen, eines der Bilder soll sogar dem schwedischen Königshaus gehören.
In der Gemäldegalerie des städtischen Museums Zeulenroda waren bislang nur zwei Reimänner ausgestellt, der Großteil war im Magazin eingelagert. Zu wenig, fanden Tobias KühnelKoschmieder und Christian Sobeck, für einen so bedeutenden Künstler, „wohl des bekanntesten Künstlers des 20. Jahrhunderts aus Zeulenroda“, sagt Museumsleiter Sobeck. So entstand die Idee, Friedrich Reimann im städtischen Museum auch einen entsprechenden Platz einzuräumen, zumal das Museum erst im September eine Schenkung erhalten hat und so elf neue Reimann-Gemälde nach Zeulenroda zurückkamen. Zwei weitere Bilder sind erworben worden, zwei hat die Friedrich-ReimannGrundschule als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Es begann ein Puzzlespiel, denn etwa 50 Bilder unterschiedlicher Formate sollten in Petersburger Hängung, also einer Art geordnetem Chaos, an die Wände, so dass die ganze Vielfalt der Tier- und Naturdarstellungen Reimanns zur Geltung kommt. Vögel und Säugetiere, im Winter, im Sommer, im Wald und am Wasser, in Öl oder als Aquarell gemalt oder gezeichnet tummeln sich nun in einem Raum im Erdgeschoss, in dem die Museumsbesucher ihren Rundgang durch die Dauerausstellung künftig beenden werden.
Das neue Reimann-Zimmer hatte zuvor keine wirkliche Nutzung. Eine Vitrine mit Porzellan stand darin, ansonsten gab es hier nicht viel zu sehen. Nachdem die Vitrine entfernt war, kam eine Wandnische mit Glastür zum Vorschein, in der nun auch einige Tierpräparate aus dem Besitz Friedrich Reimanns ausgestellt sind, ebenso präsentiert das Museum seine Palette und die Original-Staffelei mit Farb- und Gebrauchsspuren. Nun ist tierisch viel zu sehen.
Friedrich Reimanns Familie zog 1908 nach Zeulenroda. Hier besuchte Friedrich bis 1910 die Bürgerschule, das heutige Gymnasium. Er absolvierte eine Lehre als Dekorationsmaler, studierte darstellende Kunst an der Kunstakademie in Dresden. Ende der 1930er Jahre zeigte Reimann seine Bilder im Haus der Deutschen Kunst in München. Bis 1954 schmückte er das heutige Naturkundemuseum in Gotha mit Dioramen, von denen aber keine mehr erhalten seien, sagt Sobeck. Auch im Museum Reichenfels war Reimann tätig.
Das älteste nun im Zeulenrodaer Museum ausgestellte Bild ist auf 1919 datiert, die jüngsten Gemälde stammen aus den 1980er Jahren. Eines von 1921, es zeigt ein Reh und ist eine der Leihgaben der Reimann-Grundschule, sticht dabei ganz besonders hervor. Nicht nur, weil seine Farben heller und pastoser aufgetragen sind, sondern weil es statt der sonst doch sehr realistischen Tier- und Landschaftsdarstellungen an die Malerei im Stil des Expressionismus erinnert, etwa die blauen Pferde von Franz Marc.
Das Reimann-Zimmer wird am Samstag, 8. Dezember, um 15 Uhr eröffnet. Die kleine Feier wird von Schülern der ReimannGrundschule begleitet. Die Schule werde außerdem die Patenschaft für dieses Zimmer übernehmen, sagt Christian Sobeck. Es gebe auch erste Ideen, wie der Reimann-Raum thematisch ins Schulleben eingebaut werden könne.