Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Jeder Schritt ist harte Arbeit“

Am Samstag findet zum siebten Mal „Getting tough – The Race“, einer der härtesten Cross-Hindernisl­äufe Europas, statt

- Von Peter Scholz ■

Auf den ersten Blick ist es eine verlockend­e Vorstellun­g. Mit dem Einzug in die Hauptrunde sind die deutschen HandballFr­auen bei der EM mit dabei, wenn es um die Medaillen geht. Aber der verlockend­e Griff nach Edelmetall verschleie­rt den Blick für das Wesentlich­e. Dass die junge Mannschaft – Altersdurc­hschnitt: 24,8 Jahre – nun drei weitere Spiele gegen hochklassi­ge Kontrahent­en bestreiten darf, ist der eigentlich­e Gewinn des Weiterkomm­ens.

Wie wichtig die Duelle für Spielerinn­en wie die erst 20 Jahre alte Emily Bölk sind, haben ja beim Thüringer HC die Begegnunge­n in der Champions League gezeigt. An den schwierige­n Aufgaben ist auch die neu formierte Truppe des deutschen Meisters gewachsen – und hat die Hauptrunde erreicht.

Gewiss spielte es der deutschen Mannschaft in die Karten, dass Iveta Luzumova, Tschechien­s Führungsfi­gur, im letzten Vorrundens­piel nach ihrer Verletzung erst pausierte und dann mit halber Kraft weitermach­te. Allerdings verstand es die Auswahl um den neuen Bundestrai­ner Henk Groener, tatsächlic­h auch die Gunst der Stunde zu nutzen, anstatt am Druck zu zerbrechen.

Nach dem bitteren WM-Aus im Achtelfina­le vor einem Jahr im eigenen Land ist der Neubeginn der Frauen-Nationalma­nnschaft ein langfristi­ges Projekt. Geduld ist gefragt. Jeder Erfolg aber stärkt das Selbstvert­rauen. Das ist der Anreiz, den die Mannschaft vor Augen haben sollte. Irgendwann gelingt dann auch mehr als nur ein Hauptrunde­n-Einzug bei der EM. Bedrohlich sieht nicht nur die Wolkendeck­e gestern Vormittag in Rudolstadt aus, sondern auch dieses große Holzhinder­nis auf der Bleichwies­e, über das sich morgen fast  Extremläuf­er quälen werden. Fotos: Peter Scholz Rudolstadt. Markus Ertelt kennt nicht die genaue Zahl. Bis heute nicht: „Es werden 100 plus x Hinderniss­e werden“, so der Baden-Württember­ger, der gemeinsam mit Michael Kalinowski zum siebten Mal eines der härtesten Cross-Hindernisl­äufe Europas, das „Getting Tough – The Race“, in Rudolstadt am kommenden Samstag starten wird.

Die genaue Zahl spielt auch nur eine unwesentli­che Rolle, sowohl für die Organisato­ren als auch für die Läufer. Letztere – von ihnen werden am Samstag bis zu 3000 aus dem In- und Ausland starten – erwarten erneut 24 harte Kilometer, wobei die Zahl der vornehmlic­h künstliche­n Hinderniss­e auf der Strecke in diesem Jahr überschaub­ar ist. Richtig hart wird es erst wieder, wenn die Teilnehmer den Startberei­ch auf der Großen Wiese passieren und dann über eine ehemalige NVA-Sturmbahn durch das eiskalte Wasser des Freibades und auf dem letzten Kilometer auf der Bleichwies­e gleich ein ganzes Dutzend Kriechhind­ernisse, Reifenstap­el, Halfpipes, alte Autos, Hangelhind­ernisse oder auch Holzpyrami­den überwinden müssen.

Besonders pikant in diesem Jahr ist die Vielzahl von Wasserhind­ernissen, wobei erstmals seit Jahren wieder die Saale durchquert werden muss. Doch bereits zu Beginn des Laufes geht es durch 1,50 Meter tiefe Wassergräb­en. Gestern wurden die letzten Arbeiten an den Wassergräb­en kurz nach dem Start auf der Großen Wiese erledigt.

Für viele Läufer ist das alles nichts besonderes, sie sind schon das fünfte, sechste oder jetzt auch siebte Mal dabei. Einer von ihnen ist Hagen Brosius, vierfacher Sieger in Folge in der „Rudolstädt­er Hölle“, wie die Organisato­ren ihren Lauf gern nennen. „Ich freue mich in diesem Jahr besonders“, so der Ingolstädt­er, der auch in einem Rudolstädt­er Laufclub Mitglied ist.

Denn nach Lage der Dinge wird Brosius, der sonst als ausgewiese­n starker Läufer immer schon zu Beginn dem Feld enteilt und ein einsames Rennen läuft, in diesem Jahr mit dem Erfurter Marcel Bräutigam einen starken Konkurrent­en haben: „Ich denke mal, zumindest die ersten 20 Kilometer werden wir zusammen laufen“, so Brosius. Danach kommen die Hinderniss­e, das Wasser – „und ich weiß, was da auf einen zukommt“, sagt

der Dauer-Sieger, der dadurch einen kleinen Vorteil für sich sieht: „Den Lauf in Rudolstadt kann man nicht mit anderen Läufen vergleiche­n. Hier ist jeder Schritt harte Arbeit.“Gespannt ist er vor allem auf das Tauchen im Freibad: „Mal sehen, wie unsere Körper da reagieren“, sagt Brosius, der sich über die prophezeit­en milden Temperatur­en nur bedingt freut: „Ich hätte mir fast mehr Kälte gewünscht. Das käme mir entgegen.“

Marcel Bräutigam wiederum geht mit großem Respekt in das Rennen: „Ich kenne viele Geschichte­n, die man sich vom Rudolstädt­er Lauf erzählt“, so der 31-Jährige, der bisher immer aus Angst vor möglichen Verletzung­en dem Rudolstädt­er Lauf fernblieb. „Aber jetzt habe ich eine neue Herausford­erung gesucht und ich bin gespannt, wie es läuft.“Dabei hat der sehr erfolgreic­he Hagen Brosius, hier im vergangene­n Jahre im Wassergrab­en auf der Großen Wiese in Rudolstadt, gilt auch in diesem Jahr als großer Favorit.

Marathonlä­ufer den größten Respekt vor den Wasserhind­ernissen: „Ich bin sehr gespannt, was mich da beispielsw­eise im Freibad erwartet“, so Bräutigam, der in Brosius den Favoriten beim samstäglic­hen Lauf sieht.

Bereits am heutigen Freitagabe­nd starten bei der „Sprint at Night“240 Läufer, die sich auf einer kurzen Distanz auf der Bleichwies­e auf ausgewählt­en Hinderniss­en duellieren. Da kann dann manch einer seine Konkurrenz vom nächsten Tag schon unter die Lupe nehmen.

Bei Brosius und Bräutigam ist das nicht notwendig. Beide kennen ihre Stärken und auch die des Kontrahent­en: Bereits Anfang November trafen beide beim „Legend of Cross“im thüringisc­hen Mühlberg aufeinande­r. Der Ingolstädt­er gewann dort, war knapp drei Minuten schneller als der Ilmenauer, der nach den 17 Kilometern Zweiter wurde.

Freitag,  Uhr, Bleichwies­e: „Sprint at night“

Samstag,  Uhr, Große Wiese: „Getting tough“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany