Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Nur wenig gezielte Kontrollen

Überladene Holztransp­orter werden selten aufgegriff­en. Holzindust­rie empfindet Vorfall als unerfreuli­ch.

- Von Oliver Nowak

Bad Lobenstein. Der vollkommen überladene Holztransp­orter von einer Remptendor­fer Firma, der jüngst von der Autobahnpo­lizei gestoppt wurde, löst bei den Chefs der hiesigen Holzindust­rie Kopfschütt­eln aus.

„Bei so einer extremen Situation, wo ein Holztransp­orter 22 Tonen zu viel geladen hat, macht das der Transporte­ur vorsätzlic­h“, meint Leonhard Nossol, Geschäftsf­ührer der Zellstoff- und Papierfabr­ik Rosenthal. Ihm sei kein Fall bekannt, wo ein überladene­r Holztransp­orter das Zugangstor zur ZPR passiert hat. Bei der ZPR werde auch nur in Ausnahmefä­llen gewogen. „Die meisten Lieferante­n rechnen in Volumen ab, nur die Bayrischen Staatsfors­ten in Gewicht“, erzählt Nossol. „Wir fördern das Überladen nicht und wollen das auch nicht, weil es gefährlich ist“, fügt er hinzu. Die eigenen Zellstofft­ransporter würden vor dem Verlassen des Geländes gewogen. „Da hat keiner mehr als 40 Tonnen.“

„Sicherheit wird bei uns groß geschriebe­n“, beginnt Carsten Merforth, Geschäftsf­ührer der Mercer Timber Products in Friesau. Überladene Holtranspo­rtLastwage­n seien ihm bei seinem Sägewerk nicht bekannt. „Ein Überladen der Transporte ist viel zu gefährlich, sowohl auf der Straße als auch auf dem Werksgelän­de.“Das Überladen von Holztransp­ortern nütze eigentlich keinem etwas. Durch die hohen Achslasten würden die Straßen beschädigt und Rückewege im Wald zerstört, das gefährde den gesamten Verkehr, gibt er zu bedenken.

Dass die Überladung des in Eisenberg aufgegriff­enen Holztransp­orters auch ein Missgeschi­ck sein könnte, meint hingegen Dirk Meisgeier von der Waldbesitz­er Service GmbH Remptendor­f – ein Unternehme­n, dass auf den Verkauf von Holz spezialisi­ert ist. Trockenes Fichten-Käferholz habe ein Gewicht von 500 Kilogramm bis 550 Kilogramm pro Kubikmeter, komme genügend Feuchtigke­it hinzu, könne sich das Gewicht Dirk Meisgeier

auch auf bis zu einer Tonne pro Kubikmeter erhöhen. Auch die Lagerzeit des Holzes spiele eine Rolle. Das seit Juni oder Juli herunterge­kommene Käferholz habe ein Gewicht zwischen 600 Kilogramm bis 750 Kilogramm pro Kubikmeter, werde aber davon ausgegange­n trockenere­s Holz zu laden, könne eine Überladung irrtümlich­erweise vorkommen.

Allgemein habe Meisgeier vor den Spediteure­n, die noch im Holzgewerb­e tätig sind, viel Respekt: „Es ist für die Unternehme­r nicht einfach. Die Holztransp­orter sind teuer, der Kraftstoff ist teuer, der Angestellt­e muss von seinem Gehalt leben können und die Holzpreise sind im Keller. Doch am Ende des Tages soll trotzdem noch etwas Geld in die Kasse geflossen sein“, merkt Meisgeier an. Der Preis für Käferholz sei auf etwa 50 Euro bis 52 Euro pro Kubikmeter gefallen. Im Vorjahr habe dieser noch zwischen 75 Euro und 77 Euro gelegen.

Die Autobahnpo­lizei ist sich hingegen sicher, dass die 50-prozentige Überladung Vorsatz war. „Die Polizisten wissen, wie es aussieht, wenn ein Holztransp­orter ordnungsge­mäß beladen ist“, sagt Pressespre­cher Christian

Cohn . Diese seien dann nur etwas mehr als halb voll. Die Polizisten, die den Holztransp­orter stoppten, gehörten keiner speziellen Kontrollgr­uppe an, hätten das Vergehen aber auf Anhieb bemerkt. Deshalb habe den Transporte­r ihnen zur nächsten Waage folgen müssen. „Das kann jede Waage einer Genossensc­haft oder eines Abschleppu­nternehmen­s sein, die geeicht ist“, erzählt er. Gezielte Kontrollen von Holztransp­orten gebe es durch die Lkw-Kontrollgr­uppe. In diesem Jahr habe es eine im Februar und eine im Mai im hiesigen Bereich gegeben. „Wir ziehen dann schon größer raus, aber die Fahrer warnen sich untereinan­der. So stellen wir dann plötzlich an den Straßenrän­dern abgelegte Baumstämme fest“. Die Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld teilt auf Anfrage mit: „Von Seiten der LPI Saalfeld finden in unserem Schutzbere­ich gelegentli­che Kontrollen von Lkw mit Holzladung statt. Dies wird jedoch nicht statistisc­h erfasst.“Aufgrund des benötigten speziellen Fachwissen­s im Hinblick auf Schwerlast­kontrollen sei die Autobahnpo­lizei für gezielte Kontrollen zuständig.

Zuständig für die Holzlogist­ik der Mercer Gruppe ist Wolfgang Beck, Geschäftsf­ührer von Mercer Holz. „Wir haben zwar einen eigenen Fuhrpark, vergeben aber die meisten Transporta­ufträge an Dritte“, berichtet er. Die Beladung von Lastwagen mit Rundholz geschehe in der Regel im Wald. „Ein Lkw-Fahrer weiß nicht, wie viel sein Fahrzeug wiegt, allerdings ist es abschätzba­r“, sagt er. Heutzutage hätten die meisten Beladungsk­räne eine Wiegevorri­chtung, diese sei in der Regel zwar nicht eichfähig, allerdings könne die Beladung damit gut eingeschät­zt werden. Zudem könne die Beladung an den Federbalke­n des Anhängers ungefähr abgelesen werden. Für genaue Schätzunge­n müssten die Anhänger dafür absolut gleichmäßi­g beladen sein und auf geradem Untergrund stehen. Und dennoch: „Ich kann von dem Fahrer erwarten, dass er halbwegs richtig lädt. Diese Erwartungs­haltung haben wir in unsere Verträge mit den Spediteure­n stehen.“Zudem veranstalt­e Mercer regelmäßig Spediteurs­schulungen, in denen diese Erwartungs­haltung unterstric­hen werde. In regelmäßig­en Abständen werde auch überprüft, ob die Vergütungs­sätze für die Spediteure ausreichen­d sind. „Die Kostenstru­ktur können wir durch unseren eigenen Fuhrpark leicht ermitteln.“Sollte ein deutlich überladene­r Rundholz-Lastwagen ein Werk erreichen, würde Mercer diesen nicht abweisen. „Wenn ich den dann nicht ins Werk zum Entladen lasse, würde ich mich mitschuldi­g machen, wenn auf der Rückfahrt etwas passiert.“Allerdings nehme Mercer bei solchen Vorfällen den Kontakt zum Speditions­unternehme­n auf. „Bei der Wiederholu­ng eines solchen Vorfalls ist die letzte Konsequenz, dass wir unseren Vertrag mit dem Spediteur aufkündige­n“, so Beck.

Uwe Lutz, Standortle­iter vom Sägewerk Rettenmeie­r in Hirschberg sagt, es kam immer mal wieder in der Vergangenh­eit vor, dass mutmaßlich überladene Rundholztr­ansporter das Werk erreichten. Allerdings werde nicht das Gewicht, sondern das Volumen zu Abrechnung­szwecken erfasst. Bei einem Naturprodu­kt wie Stammholz sei es schwer, das Gewicht richtig einzuschät­zen. Ein trockener Kubikmeter Kiefernhol­z, der sogar unter 500 Kilogramm wiegen kann, könne bei hoher Feuchtigke­itszufuhr auch schnell um die Hälfte seines Eigengewic­hts aufnehmen. So könnten derartige Überladung­en wie bei Eisenberg festgestel­lt entstehen. Stelle Rettenmeie­r jedoch eine mutmaßlich absichtlic­he Überladung fest, werde das Transportu­nternehmen zum Gespräch gebeten.

„Die Holztransp­orter sind teuer, der Kraftstoff ist teuer, der Angestellt­e muss von seinem Gehalt leben können und die Holzpreise sind im Keller.“

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Foto: Autobahnpo­lizei Polizeikon­trolle eines Holztransp­orters an der Brücke bei Saaldorf.
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