Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Nur wenig gezielte Kontrollen
Überladene Holztransporter werden selten aufgegriffen. Holzindustrie empfindet Vorfall als unerfreulich.
Bad Lobenstein. Der vollkommen überladene Holztransporter von einer Remptendorfer Firma, der jüngst von der Autobahnpolizei gestoppt wurde, löst bei den Chefs der hiesigen Holzindustrie Kopfschütteln aus.
„Bei so einer extremen Situation, wo ein Holztransporter 22 Tonen zu viel geladen hat, macht das der Transporteur vorsätzlich“, meint Leonhard Nossol, Geschäftsführer der Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal. Ihm sei kein Fall bekannt, wo ein überladener Holztransporter das Zugangstor zur ZPR passiert hat. Bei der ZPR werde auch nur in Ausnahmefällen gewogen. „Die meisten Lieferanten rechnen in Volumen ab, nur die Bayrischen Staatsforsten in Gewicht“, erzählt Nossol. „Wir fördern das Überladen nicht und wollen das auch nicht, weil es gefährlich ist“, fügt er hinzu. Die eigenen Zellstofftransporter würden vor dem Verlassen des Geländes gewogen. „Da hat keiner mehr als 40 Tonnen.“
„Sicherheit wird bei uns groß geschrieben“, beginnt Carsten Merforth, Geschäftsführer der Mercer Timber Products in Friesau. Überladene HoltransportLastwagen seien ihm bei seinem Sägewerk nicht bekannt. „Ein Überladen der Transporte ist viel zu gefährlich, sowohl auf der Straße als auch auf dem Werksgelände.“Das Überladen von Holztransportern nütze eigentlich keinem etwas. Durch die hohen Achslasten würden die Straßen beschädigt und Rückewege im Wald zerstört, das gefährde den gesamten Verkehr, gibt er zu bedenken.
Dass die Überladung des in Eisenberg aufgegriffenen Holztransporters auch ein Missgeschick sein könnte, meint hingegen Dirk Meisgeier von der Waldbesitzer Service GmbH Remptendorf – ein Unternehmen, dass auf den Verkauf von Holz spezialisiert ist. Trockenes Fichten-Käferholz habe ein Gewicht von 500 Kilogramm bis 550 Kilogramm pro Kubikmeter, komme genügend Feuchtigkeit hinzu, könne sich das Gewicht Dirk Meisgeier
auch auf bis zu einer Tonne pro Kubikmeter erhöhen. Auch die Lagerzeit des Holzes spiele eine Rolle. Das seit Juni oder Juli heruntergekommene Käferholz habe ein Gewicht zwischen 600 Kilogramm bis 750 Kilogramm pro Kubikmeter, werde aber davon ausgegangen trockeneres Holz zu laden, könne eine Überladung irrtümlicherweise vorkommen.
Allgemein habe Meisgeier vor den Spediteuren, die noch im Holzgewerbe tätig sind, viel Respekt: „Es ist für die Unternehmer nicht einfach. Die Holztransporter sind teuer, der Kraftstoff ist teuer, der Angestellte muss von seinem Gehalt leben können und die Holzpreise sind im Keller. Doch am Ende des Tages soll trotzdem noch etwas Geld in die Kasse geflossen sein“, merkt Meisgeier an. Der Preis für Käferholz sei auf etwa 50 Euro bis 52 Euro pro Kubikmeter gefallen. Im Vorjahr habe dieser noch zwischen 75 Euro und 77 Euro gelegen.
Die Autobahnpolizei ist sich hingegen sicher, dass die 50-prozentige Überladung Vorsatz war. „Die Polizisten wissen, wie es aussieht, wenn ein Holztransporter ordnungsgemäß beladen ist“, sagt Pressesprecher Christian
Cohn . Diese seien dann nur etwas mehr als halb voll. Die Polizisten, die den Holztransporter stoppten, gehörten keiner speziellen Kontrollgruppe an, hätten das Vergehen aber auf Anhieb bemerkt. Deshalb habe den Transporter ihnen zur nächsten Waage folgen müssen. „Das kann jede Waage einer Genossenschaft oder eines Abschleppunternehmens sein, die geeicht ist“, erzählt er. Gezielte Kontrollen von Holztransporten gebe es durch die Lkw-Kontrollgruppe. In diesem Jahr habe es eine im Februar und eine im Mai im hiesigen Bereich gegeben. „Wir ziehen dann schon größer raus, aber die Fahrer warnen sich untereinander. So stellen wir dann plötzlich an den Straßenrändern abgelegte Baumstämme fest“. Die Landespolizeiinspektion Saalfeld teilt auf Anfrage mit: „Von Seiten der LPI Saalfeld finden in unserem Schutzbereich gelegentliche Kontrollen von Lkw mit Holzladung statt. Dies wird jedoch nicht statistisch erfasst.“Aufgrund des benötigten speziellen Fachwissens im Hinblick auf Schwerlastkontrollen sei die Autobahnpolizei für gezielte Kontrollen zuständig.
Zuständig für die Holzlogistik der Mercer Gruppe ist Wolfgang Beck, Geschäftsführer von Mercer Holz. „Wir haben zwar einen eigenen Fuhrpark, vergeben aber die meisten Transportaufträge an Dritte“, berichtet er. Die Beladung von Lastwagen mit Rundholz geschehe in der Regel im Wald. „Ein Lkw-Fahrer weiß nicht, wie viel sein Fahrzeug wiegt, allerdings ist es abschätzbar“, sagt er. Heutzutage hätten die meisten Beladungskräne eine Wiegevorrichtung, diese sei in der Regel zwar nicht eichfähig, allerdings könne die Beladung damit gut eingeschätzt werden. Zudem könne die Beladung an den Federbalken des Anhängers ungefähr abgelesen werden. Für genaue Schätzungen müssten die Anhänger dafür absolut gleichmäßig beladen sein und auf geradem Untergrund stehen. Und dennoch: „Ich kann von dem Fahrer erwarten, dass er halbwegs richtig lädt. Diese Erwartungshaltung haben wir in unsere Verträge mit den Spediteuren stehen.“Zudem veranstalte Mercer regelmäßig Spediteursschulungen, in denen diese Erwartungshaltung unterstrichen werde. In regelmäßigen Abständen werde auch überprüft, ob die Vergütungssätze für die Spediteure ausreichend sind. „Die Kostenstruktur können wir durch unseren eigenen Fuhrpark leicht ermitteln.“Sollte ein deutlich überladener Rundholz-Lastwagen ein Werk erreichen, würde Mercer diesen nicht abweisen. „Wenn ich den dann nicht ins Werk zum Entladen lasse, würde ich mich mitschuldig machen, wenn auf der Rückfahrt etwas passiert.“Allerdings nehme Mercer bei solchen Vorfällen den Kontakt zum Speditionsunternehmen auf. „Bei der Wiederholung eines solchen Vorfalls ist die letzte Konsequenz, dass wir unseren Vertrag mit dem Spediteur aufkündigen“, so Beck.
Uwe Lutz, Standortleiter vom Sägewerk Rettenmeier in Hirschberg sagt, es kam immer mal wieder in der Vergangenheit vor, dass mutmaßlich überladene Rundholztransporter das Werk erreichten. Allerdings werde nicht das Gewicht, sondern das Volumen zu Abrechnungszwecken erfasst. Bei einem Naturprodukt wie Stammholz sei es schwer, das Gewicht richtig einzuschätzen. Ein trockener Kubikmeter Kiefernholz, der sogar unter 500 Kilogramm wiegen kann, könne bei hoher Feuchtigkeitszufuhr auch schnell um die Hälfte seines Eigengewichts aufnehmen. So könnten derartige Überladungen wie bei Eisenberg festgestellt entstehen. Stelle Rettenmeier jedoch eine mutmaßlich absichtliche Überladung fest, werde das Transportunternehmen zum Gespräch gebeten.
„Die Holztransporter sind teuer, der Kraftstoff ist teuer, der Angestellte muss von seinem Gehalt leben können und die Holzpreise sind im Keller.“