Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Zwischen Tradition und Moderne

Holzbauer Philipp Stich aus Schleiz verewigt Zeulenroda in einem Schwippbog­en. Er zeigt, wie sich das klassische Handwerk weiter entwickelt.

- Von Norman Börner

Zeulenroda-Triebes/Schleiz. In der Werkstatt von Philipp Stich im Schleizer Ortsteil Möschlitz riecht es nach frischem Holz. Sägen, Hämmer und Feilen hängen an den Wänden und schauen aus halb geöffneten Schubkäste­n. Genauso stellt man sich den Arbeitspla­tz eines Tischlers und Zimmerers vor. Doch im Raum nebenan schneidet beinahe lautlos ein winziger, aber gleißend heller Laser feinste Umrisse aus einer Buchenholz-Platte. Daneben steht ein Laptop, der die sündhaft teure Maschine mit Daten füttert. Der Anfang vom Ende des klassische­n Handwerks? Stich sagt: Nein! „Das ist ein geiles Teil. Die neue Technik erlaubt die kreativste­n Dinge.“

Das geile Teil ist ein Gerät in der Größe einer Kommode mit einem Kohlendiox­idlaser. Grob vereinfach­t ausgedrück­t funktionie­rt das System so, dass die Moleküle des Kohlendiox­ids in Schwingung gebracht werden und so Photonen entstehen, die zu einem Laserstrah­l gebündelt werden. Damit lassen sich am Computer entworfene Zeichnunge­n detailreic­h aus dem Holz schneiden. „Die kreativen Möglichkei­ten sind unbegrenzt“, sagt Philipp Stich.

Wie zum Beweis öffnet er den Deckel der Maschine und wohl bekannte Konturen sind zu sehen. Das Rathaus und die Dreieinigk­eitskirche in Zeulenroda kunstvoll in das Holz geschnitte­n. Mit Fotos konstruier­te Stich am Computer die Collage. Linie für Linie zeichnete er die Konturen nach. „Das Freistelle­n ist etwas nervig. Aber es macht verdammt viel Spaß, die Ideen zu entwickeln“, sagt er.

Zurück in der Werkstatt zeigt Stich das fertige Kunstwerk. Ein Schwippbog­en zur Weihnachts­zeit zeigt die beiden imposanten Gebäude der Stadt. Drei Karpfen und der Karpfenpfe­ifer tanzen im Vordergrun­d. Eine LEDLampe erhellt die Szenerie.

Stich findet es völlig verständli­ch, dass sich auch klassische Handwerksb­erufe den Möglichkei­ten der Digitalisi­erung anpassen. „Die Technik ergänzt den Beruf nur“, sagt er. Und in dem ist Stich ein Meister seines Fachs. Die meiste Zeit verbringt er nämlich weiter in der Werkstatt oder auf Baustellen, wo er Möbelstück­e oder ganze Dachstühle aus Holz fertigt. Vor einigen Jahren nahm er an der Zimmerer-Europameis­terschaft in London teil und holte den dritten Platz.

„Holz ist ein toller Werkstoff", sagt er. Sauber, warm und natürlich, aber auch modern, sei er.

Und so passt es irgendwie ganz gut, dass der Schwippbog­en im Geschäft von Elektromei­ster Klaus-Peter Gruhner in Zeulenroda zu haben ist. Die Kombinatio­n des zeitlosen Materials Holz mit LED-Leuchte zwischen Smartphone und Wäschetroc­kner aufgestell­t. Passend auch im Sinne des Weihnachts­festes, dass heute auch ein Spagat zwischen Tradition und Moderne ist. ■ Der Schwippbog­en mit Zeulenroda-Motiv ist bei Gruhner Elektrotec­hnik in der Greizer Straße  erhältlich

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Mit beeindruck­ender Präzision schneidet der Laser die feinen Konturen des Rathauses.
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Die Weihnachts­männer düsen mit der Draisine herbei. Foto: Marcus Cislak

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