Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Bleibt Zimmermann?
Michael Ulbrich über eine in Jena zu treffende Entscheidung Nach der :-Niederlage gegen Meppen wackelt der Trainer des FC Carl Zeiss. Heute tagen die Gremien
Diese Worte klangen nach Abschied. Es kann nur um den Verein gehen, nicht um ihn. Sagt Mark Zimmermann. In der Stunde der Niederlage zeigt der Fußball-Lehrer Größe.
Etwa eine Stunde zuvor war die Welt noch in Ordnung: Als Julian Günther-Schmidt das 1:0 gegen den SV Meppen erzielte, liefen sie alle, wirklich alle, zu ihrem Trainer Mark Zimmermann. Diese Zeiss-Elf rannte und kämpfte gestern zu allererst für den seit zweieinhalb Jahren an der Jenaer Seitenlinie stehenden Fußball-Lehrer.
Zweieinhalb Jahre, in denen Zimmermann und das jeweilige Team stets ihr Ding durchzogen. Fern des Sportdirektors Kenny Verhoene, der lieber gern selbst Trainer wäre und sich die zweite Mannschaft als Probedurchlauf geangelt hat. Zimmermann und Verhoene sprechen nicht die gleiche Fußball-Sprache, haben jeweils andere Vorstellungen vom Spiel. Verhoene kann gar nicht als Sportdirektor vor diese Mannschaft treten, dafür ist er viel zu sehr Trainer. In einer Situation wie dieser bedarf es aber eines kompetenten Vorgesetzten, der Trainer und Mannschaft hilft, aus der Misere zu kommen, statt am Trainerstuhl zu sägen. Falls er jetzt dort Platz nimmt, wäre das an Ironie kaum zu überbieten – es würde aber passen.
Wenige Menschen denken, und doch wollen alle entscheiden. Sagte Friedrich der Große. So verwunderte es kaum, dass gestern bei der Pressekonferenz Vertreter aus Aufsichtsrat und Präsidium vor Ort waren – jedoch nicht, um dem Trainer, der sein Team hinter sich weiß, den Rücken zu stärken. Jena. Nach der 1:2Niederlage deutet sich beim FC Carl Zeiss der Rauswurf von Cheftrainer Mark Zimmermann an. Noch am heutigen Samstag wollen die Gremien tagen und über seine Zukunft entscheiden.
Hintergrund ist die anhaltende sportliche Talfahrt nach dem guten Saisonstart. Seit Ende August hat der Drittligist kein Heimspiel gewonnen. Auswärts reichte es nur zu einem überraschenden Erfolg gegen den SV Wehen Wiesbaden. Ansonsten hagelte es nur Niederlagen auf fremden Plätzen. Trainer Mark Zimmermann nach dem Spiel
Schon seit Saisonbeginn schwelte hinter den Kulissen der Streit. Trainer Zimmermann wünschte sich einen erfahrenen Verteidiger. Wunschkandidat Robert Müller lehnte das Jenaer Angebot ab und entschied sich für den KFC Uerdingen. Einen anderen erfahrenen Abwehrspieler verpflichtete der Klub nicht. Sportdirektor Kenny Verhoene soll Michael Schüler am Trainer vorbei verpflichtet haben. Jener strafte den Verteidiger ab und gab ihm keine echte Chance im Punktspiel.
Ausgerechnet die Abwehr präsentierte sich in den vergangenen Wochen als Schwachstelle. Intern geriet Zimmermann in Jena. Die Flanke ist formidabel, der Abschluss von Erfolg gekrönt: Über die linke Seite bringt Firat Sucsuz die Pille zentral vors Tor, genau dorthin, wo Julian Günther-Schmidt im Rückraum lauert. Und Jenas Angreifer macht kein großes Federlesen, lässt das Leder im Netz zappeln. 1:0 nach einer halben Stunde für den FC Carl Zeiss Jena in dieser so wichtigen Partie der 3. Fußball-Liga gegen den SV Meppen.
Es ist der Höhepunkt einer starken ersten Halbzeit des FC Carl Zeiss. Die Thüringer sind gut eingestellt, bespielen geduldig das Gästetor und lauern auf die sich bietenden Lücken. Eben solche wie beim 1:0.
„Als ich 2016 das Amt des Cheftrainers in Jena übernommen habe, wusste ich, dass der Tag kommt, an dem ich entlassen werde.“
die Kritik, weil er trotz schwacher Leistungen einigen Spielern wieder und wieder das Vertrauen schenkte, aber andere trotz guter Auftritte auswechselte. Auch soll die Kommunikation zu einem Teil der Spieler gestört sein.
Erkenntnisse wie diese wollen die Verantwortlichen in die Waagschale werfen. Die Dankbarkeit für Zimmermanns Leistung, die Jenaer zurück in die
Erst nach der Pause kommt Meppen zu seinen Chancen. Es ist die stärkste Phase der Gäste aus dem Emsland, die nun mit dritte Liga zu führen, bleibt. Dennoch deutet sich an, dass der Verein die Reißleine zieht. „Es geht um die dritte Liga“, sagte Präsident Klaus Berka leise nach dem Spiel.
Zimmermann jedenfalls schien nach Spielende Böses zu ahnen: „Als ich 2016 das Amt des Cheftrainers in Jena übernommen habe, wusste ich, dass der Tag kommt, an dem ich entlassen werde.“
Doch wie geht es weiter? Sportdirektor Kenny Verhoene hat die Lizenz als Fußballlehrer und dürfte als Trainer in der 3. Liga arbeiten. Doch angesichts der öffentlichen Kritik ist nicht damit zu rechnen, dass der FC Carl Zeiss Verhoene zum neuen Cheftrainer ernennt. Allenfalls zur Überbrückung bis zur Winterpause kommt der 45Jährige infrage.
Der Markt hält interessante Trainer parat: Jens Härtel etwa, der Zweitligist 1. FC Magdeburg in die zweite Liga geführt hat. Oder Rico Schmitt (50), der zuletzt den Halleschen FC trainierte. Oder mit Lukas Kwasniok ein 1,0-Schüler des letzten Fußballlehrer-Kurses, dessen Wechsel vom Karlsruher SC zum Zweitligisten Erzgebirge Aue im Sommer nur an der Ablöseforderung gescheitert war. Inzwischen wäre der 37-Jährige frei.