Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Der Taufpate
Johannes Wächter war Rennleiter aus Leidenschaft und Mitbegründer des Motorsportspektakels
Schleiz. Der Name Johannes Wächter ist untrennbar mit der Entwicklung des Schleizer Dreieckrennens verbunden. Zwischen 1923 bis 1933 war Wächter Vorsitzender der ADACOrtsgruppe Schleiz. In dieser Zeitspanne hob er nicht nur das Schleizer Dreieckrennen mit aus der Taufe, sondern trug zum Gelingen dieser Veranstaltung bei. Zwischen 1929 und 1933 stand der gebürtige Schleizer als Rennleiter an der Spitze des Organisationsteams. Zudem war Wächter im Gau IIa Thüringen des ADAC über zehn Jahre lang als Schatzmeister tätig. Der bescheidene Kassenbestand, den er 1924 übernommen hatte, war bis 1933 zu einem beträchtlichen Vermögen angewachsen.
Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren seine Dienste nicht mehr gefragt. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches war Johannes Wächter erneut maßgeblich mit am Neubeginn des Schleizer Dreieckrennens beteiligt. Erstmalig knatterten 1948 bei einem Versuchsrennen wieder die Motoren auf dem Ostthüringer Kurs. Doch auch die Kommunisten stellten ihn zwei Jahre später auf das Abstellgleis. Dieses Mal hatte das Ganze sogar noch private Konsequenzen, die Familie Wächter musste die geliebte Heimatstadt verlassen.
Wer war dieser Mann, der in Schleiz die Grundlage dazu schaffte, dass das Schleizer Dreieck bis zum heutigen Tage weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. Nach seiner Lehrzeit als Bankkaufmann im Schleizer Vorschussverein sammelte er in den Städten Bitterfeld, Insterburg und Neusalz weitere Erfahrungen in seinem Beruf. Der 1. Weltkrieg unterbrach seine berufliche Laufbahn, im November 1914 wurde er zur Infanterie eingezogen. Ein Querschläger im rechten Schultergelenk beendete vorzeitig seine ungewollte militärische Laufbahn. Nach seiner Genesung verdiente er sich sein Geld erneut als Banker. Doch zu einer „richtigen“Genesung sollte es eigentlich nie kommen. Im Juni 1919 heiratete er seine Frau Elisabeth, mit der er drei Mädchen groß zog. Bereits 1920 übernahm er die Leitung der neu eröffneten Zweigstelle der AdcaBank, die er bis Juli 1942 im Zusammenschluss mit der Thüringer Staatsbank führte.
Der Name Wächter steht nicht nur für das Schleizer Dreieck. Der Familie gelang 1921, die katholische Kirchgemeinde in Schleiz ins Leben zu rufen.
Mit dem Kriegsende 1945 wurde Johannes Wächter auch sein Beruf als Bankdirektor genommen. Im Sommer 1950 siedelte Familie Wächter nach Himmelsthür bei Hildesheim um. Nach einigen Monaten der Arbeitslosigkeit übernahm Wächter bei Habasit, einer Kunststoff-Treibriemen-Firma, die Vertretung für Norddeutschland. Bereits 1952 gründete er in Hildesheim die Firma Wächter & Dr. Senftleben, die sich ebenfalls auf Treibriemen spezialisierte. In diesem Unternehmen war Wächter als Geschäftsführer äußerst erfolgreich. Mehrfach kehrte der Geschäftsmann in dieser Zeit in seine Heimat zurück. Im Alter von 65 Jahren verstarb Johannes Wächter überraschend an einem Herzinfarkt.