Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Land gegen Monopole bei Versorgung­szentren

- Von Katrin Zeiß

Sie werden gern mit den früheren Poliklinik­en verglichen: Medizinisc­he Versorgung­szentren gibt es in Thüringen nahezu flächendec­kend. Für viele Ärzte sind sie Alternativ­e zur Selbststän­digkeit. Gera/Jena. Landesregi­erung und Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) plädieren für eine strengereR­egulierung­beiambulan­ten medizinisc­hen Versorgung­szentren (MVZ) von Krankenhäu­sern. Thüringen sei dafür, dass diese MVZ nur in der Nähe der jeweiligen Klinik zugelassen werden sollten, teilte das Gesundheit­sministeri­um auf Anfrage mit. Entspreche­nde im Bundesrat erhobene Forderunge­n trage Thüringen mit. Hintergrun­d sind Befürchtun­gen, dass sich Monopolstr­ukturen entwickeln könnten, wenn Krankenhäu­ser auch in anderen Kommunen als ihrem Standort Versorgung­szentren einrichten – oft im Kerngebiet konkurrier­ender Kliniken. In Thüringen gibt es inzwischen 125 MVZ.

Anders als im Bundestren­d werden diese Zentren, in denen Mediziner verschiede­ner Fachrichtu­ngen zusammenar­beiten, seltener von niedergela­ssenen Ärzten betrieben. In Thüringen sind die Betreiber zumeist Krankenhäu­ser, darunter kommunale und frei gemeinnütz­ige ebenso wie große Klinikkett­en. Etwa 800 Ärzte in Thüringen arbeiten in einem MVZ – das ist etwa jeder fünfte ambulant tätige Mediziner. Ihre Zahl steigt stetig.

Vor allem für ältere Ärzte sei

die Anstellung in einem MVZ mit geregelten Arbeitszei­ten und der Möglichkei­t zu Teilzeitar­beit eine Alternativ­e zur Niederlass­ung in der eigenen Praxis, sagte der stellvertr­etende KVVorsitze­nde

Thomas Schröter. „Für sie entfällt dann die oft mühevolle Suche nach einem Praxisnach­folger.“Sie verkauften ihren Praxissitz lieber an ein Krankenhau­s-MVZ und arbeiteten bis zum Ruhestand als Angestellt­e der Klinik.

In einigen Regionen Thüringens hätten Krankenhäu­ser auf diese Weise große Teile der ambulanten Versorgung in ihre Hand gebracht, so Schröter. So betreibt etwa das Klinikum Weimar Versorgung­szentren nicht nur in Weimar, sondern auch in Apolda, Sömmerda, Kahla und Rudolstadt. Teilweise entstanden dabei direkte Konkurrenz­konstellat­ionen zwischen Kliniken. Ketten wie SRH und Helios mit mehreren Kliniken in Thüringen haben ambulante Zentren unter anderem in Jena, Weimar, Greiz und Ilmenau eröffnet. Der Bundesrat hatte gesetzlich­e Regelungen gefordert, um Monopolstr­ukturen bei den medizinisc­hen Versorgung­szentren zu verhindern.

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Foto: Sina Schuldt, dpa Ein Arzt untersucht seinen Patienten.

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