Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Land gegen Monopole bei Versorgungszentren
Sie werden gern mit den früheren Polikliniken verglichen: Medizinische Versorgungszentren gibt es in Thüringen nahezu flächendeckend. Für viele Ärzte sind sie Alternative zur Selbstständigkeit. Gera/Jena. Landesregierung und Kassenärztliche Vereinigung (KV) plädieren für eine strengereRegulierungbeiambulanten medizinischen Versorgungszentren (MVZ) von Krankenhäusern. Thüringen sei dafür, dass diese MVZ nur in der Nähe der jeweiligen Klinik zugelassen werden sollten, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage mit. Entsprechende im Bundesrat erhobene Forderungen trage Thüringen mit. Hintergrund sind Befürchtungen, dass sich Monopolstrukturen entwickeln könnten, wenn Krankenhäuser auch in anderen Kommunen als ihrem Standort Versorgungszentren einrichten – oft im Kerngebiet konkurrierender Kliniken. In Thüringen gibt es inzwischen 125 MVZ.
Anders als im Bundestrend werden diese Zentren, in denen Mediziner verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten, seltener von niedergelassenen Ärzten betrieben. In Thüringen sind die Betreiber zumeist Krankenhäuser, darunter kommunale und frei gemeinnützige ebenso wie große Klinikketten. Etwa 800 Ärzte in Thüringen arbeiten in einem MVZ – das ist etwa jeder fünfte ambulant tätige Mediziner. Ihre Zahl steigt stetig.
Vor allem für ältere Ärzte sei
die Anstellung in einem MVZ mit geregelten Arbeitszeiten und der Möglichkeit zu Teilzeitarbeit eine Alternative zur Niederlassung in der eigenen Praxis, sagte der stellvertretende KVVorsitzende
Thomas Schröter. „Für sie entfällt dann die oft mühevolle Suche nach einem Praxisnachfolger.“Sie verkauften ihren Praxissitz lieber an ein Krankenhaus-MVZ und arbeiteten bis zum Ruhestand als Angestellte der Klinik.
In einigen Regionen Thüringens hätten Krankenhäuser auf diese Weise große Teile der ambulanten Versorgung in ihre Hand gebracht, so Schröter. So betreibt etwa das Klinikum Weimar Versorgungszentren nicht nur in Weimar, sondern auch in Apolda, Sömmerda, Kahla und Rudolstadt. Teilweise entstanden dabei direkte Konkurrenzkonstellationen zwischen Kliniken. Ketten wie SRH und Helios mit mehreren Kliniken in Thüringen haben ambulante Zentren unter anderem in Jena, Weimar, Greiz und Ilmenau eröffnet. Der Bundesrat hatte gesetzliche Regelungen gefordert, um Monopolstrukturen bei den medizinischen Versorgungszentren zu verhindern.