Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Fußball in Zahlen

- Von Michael Ulbrich und Tino Zippel

Wenn Blinde über Farben reden, kommt genau so etwas heraus. Beim FC Carl Zeiss Jena wurde die Fehlentsch­eidung dieser Dekade getroffen.

Es ist ein Hohn, dass diejenigen, die für die Misere hauptveran­twortlich sind, weiterhin schalten und walten dürfen. Zuvorderst Kenny Verhoene, der Sportdirek­tor von Rolands Gnaden, der am liebsten selbst Trainer geworden wäre. Ohne Murren hat Mark Zimmermann stets hingenomme­n, was ihm der Belgier aufgetisch­t hat. Die von ihm gewünschte­n Verstärkun­gen wurden nicht geholt – stattdesse­n eben andere. An dieser Stelle hätte Zimmermann schon lange Klartext reden müssen. Als Cheftraine­r hätte er sich derlei Gebaren nicht gefallen lassen dürfen – denn am Ende ist er am Ende.

In der Krise werden nun ExFinanzvo­rstände, Selfmade-Millionäre und Versicheru­ngsvertret­er zu Fußball-Experten, die davon faseln, dass „der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht habe“. Derlei Blabla vom Fußballsta­mmtisch bildet dann die Grundlage einer Personalve­ränderung an der falschen Stelle.

Mark Zimmermann hat diese Mannschaft erreicht, die Spieler waren fit. Nur reicht eben die Qualität nicht bei jedem aus, um in dieser Liga zu bestehen. Chris Förster und Verhoene waren es, die von Höherem parliert haben – erreicht werden sollte das in einer deutlich besseren Liga als im Vorjahr mit einem schwächere­n Kader. Die Rechnung für deren Ahnungslos­igkeit muss nun zuerst Mark Zimmermann bezahlen–fallsesnun­schief geht, wird es den Verein zurück in die Bedeutungs­losigkeit schleudern.

Die Fans des Klubs sind deshalb zu Recht wütend. Mark Zimmermann war, ist und bleibt immer einer der ihren. Einer, der ein Vierteljah­rhundert in diesem Verein gewirkt, für diesen Klub gelebt hat. Den jagt man nicht einfach vom Hof, weil vielleicht irgendwo in Belgien irgendwer eine Idee hat. So bewirkt der vergangene Samstag möglicherw­eise auch etwas Gutes. Es ist noch einmal offensicht­lich geworden, wie schwach die Gremien, wie wenig kompetent einige handelnde Personen sind. Zu allererst Kenny Verhoene sollte schleunigs­t seine Koffer packen. Jena. Das kann doch bitte nicht wahr sein! „Wo tagen die?“, fragt der Herr. Das Achselzuck­en der Anwesenden stellt den Mittvierzi­ger kaum zufrieden. „Wo ist dieser Verhoene?“, fragt er voller Ingrimm und läuft schnurstra­cks die Stufen zur Geschäftss­telle hoch. Doch es brennt kein Licht, die Türen sind verschloss­en. „Die haben sie doch nicht mehr alle!“Das kann doch bitte nicht wahr sein!

Aber doch: Am Samstagvor­mittag informiert­e der FC Carl Zeiss Jena, dass Mark Zimmermann nicht länger Trainer ist. Nicht leicht sei diese Entscheidu­ng gewesen, aber notwendig, wie Geschäftsf­ührer Chris Förster erklärte. Man habe sich die Frage gestellt, ob man mit Mark Zimmermann die Wende hin zum Klassenerh­alt schaffe, oder ob es eines neuen Impulses bedürfe. Und genau den will man mit einem neuen Chef an der Seitenlini­e setzen. Sofort fügt er an, dass Kenny Verhoene dies auf keinen Fall werde. Und doch wurde diese Variante intern diskutiert. Der Sportdirek­tor war am Samstag ebenfalls im Stadion, fuhr aber nicht mit der zweiten Mannschaft, die er als Trainer betreut, zum Auswärtssp­iel. Den Spielern sagte er dem Vernehmen nach, dass er „zur Pressekonf­erenz“müsse. Eine solche hat es aber gar nicht gegeben. Auch beim anschließe­nden, finalen Gespräch mit dem neuen Trainer war Verhoene wohl gar nicht dabei. Förster wird deutlich, bei der Frage, ob man Verhoene den Trainerjob zutraue: „Wir glauben, dass das die falsche Besetzung wäre.“

Bereits nach der Niederlage in Würzburg war der Entschluss gereift, sich nach Alternativ­en für Zimmermann umzuschaue­n, falls gegen Meppen wieder kein Sieg gelingt. Ein entspreche­ndes Signal gaben sie intern an Zimmermann und stellten ein Trainerpro­fil auf. „Am liebsten wäre uns ein Sieg gegen Meppen gewesen“, sagt Förster. Doch schon nach der Niederlage am Freitagabe­nd deutete sich an, dass Zimmermann die bevorstehe­nde Ablösung ahnte. Bei Förster klingt das so: „Wir glaubten jetzt aber, und da sind jetzt alle Gremien gemeinscha­ftlich zu der Auffassung gekommen, dass jetzt der Zeitpunkt ist, an dem man diesen Schritt gehen muss“.

Nach Recherchen unserer Zeitung ist es mit dieser proklamier­ten Einhelligk­eit nicht weit her. Gleich zwei Vorstandsm­itglieder erklärten, dass sie vorab weder informiert, noch gefragt worden seien, sie das auch nicht mittrügen. Ein Aufsichtsr­at wagte sich sogar aus der Deckung: „Ich glaube nicht, dass die Entscheidu­ng unsere tatsächlic­hen Probleme löst. Auf jeden Fall sollten wir alles tun, dass Mark Zimmermann dem Verein erhalten bleibt“, sagt Mario Voigt. Und er fügt an: „Es gab zum Trainerwec­hsel keine Aufsichtsr­atssitzung und auch keinen Beschluss!“Ähnlich sei es auch im Falle des Vorstandes. Präsident Klaus Berka wusste zwar vorab, dass es eine Entscheidu­ng im Falle einer Niederlage geben könnte – dass aber sogar schon vor dem Meppen-Spiel konkrete Gespräche mit Kandidaten liefen, wusste er dem Vernehmen nach nicht. Am Samstag nach der Entlassung Zimmermann­s fuhr eine Jenaer Delegation mit Chris Förster und Klaus Berka in die Alte Remise nach Weimar. Dort sollte am Abend die Weihnachts­feier der ersten Mannschaft stattfinde­n, die sie aber aufgrund der Ereignisse abgesagten. Stattdesse­n trafen sie dort Kwasniok, der vollends überzeugt haben soll. Intern hatten sie den Schritt mit Anteilseig­ner Roland Duchatelet besprochen. Wohl wissend, dass sich der Fehlbetrag in dieser Saison vergrößern wird. Bis Weihnachte­n soll der neue Mann analysiere­n, auf welcher Position er am dringendst­en eine Verstärkun­g erwartet. Am Trainer vorbei, so räumt es Förster ein, wollen sie keine Entscheidu­ng mehr fällen. Er gab zu, dass dies in der Vergangenh­eit anders war. Es gebe ein bis zwei Spieler, die nicht zu 100 Prozent von Zimmermann mitgetrage­n worden seien. Förster bedaure, dass die Zusammenar­beit zwischen Verhoene und Zimmermann nicht klappte. „Wenn man aufsteigt, ist es ein gemeinscha­ftlicher Erfolg und ein gemeinscha­ftliches Versagen, wenn es nicht läuft“, sagt Förster. Warum beim Kollektivv­ersagen aber nur einer gehen muss, wollte der Geschäftsf­ührer zwar nicht konkret beantworte­n, aber: „Ich muss mich da sicher auch an die eigene Nase fassen.“

Das übernehmen aber auch die Fans des Klubs, die wütend sind ob dieser Entscheidu­ng. Der älteste Fanclub des FC Carl Zeiss, die „Eagles“, verfasste gestern einen offenen Brief an Förster und Verhoene. Darin heißt es unter anderem: „Jene, die den FCC wirklich im Herzen tragen, erfüllt ihr Vorgehen mit tiefer Scham, aber auch mit großer Wut“. Verhoene und Förster hätten sich als unfähig erwiesen, ihrer Verantwort­ung gerecht zu werden. Dass beide noch in Funktion sind, sei für die Fans kaum noch erträglich. Der zornige Herr vom Samstagvor­mittag wird da wohl kaum Widerspruc­h leisten ... 18. Spieltag

FC Carl Zeiss Jena – SV Meppen 1:2 (1:0) SRin: Rafalski (Baunatal); Z.: 4198; Tore: 1:0 Günther-Schmidt (30.), 1:1 Undav (64.), 1:2 Kleinsorge (87.).

VfR Aalen – Energie Cottbus 3:3 (1:1)

SR: Bokop (Vechta); Z.: 3018; Tore: 1:0 Bär (13.), 1:1 Mamba (24.), 2:1 Morys (49.), 2:2 Mamba (66.), 3:2 Rehfeldt (67.), 3:3 Rangelov (90.+4).

Sportfr. Lotte – SpVgg Unterhachi­ng 0:0 SR: Lechner (Neuburg); Z.: 1304.

Eintr. Braunschwe­ig – Hallescher FC 0:1 (0:1) SR: Gräfe (Berlin); Z.: 16.000; Tor: 0:1 Sohm (3.); Bes. Vork.: Engelhardt (Braunschwe­ig) hält Foulelfmet­er von Fetsch (86.).

KFC Uerdingen – Hansa Rostock 2:1 (1:1) SR: Osmers (Hannover); Z.: 5000; Tore: 1:0 Beister (27.), 1:1 Soukou (45.+2), 2:1 Beister (58.). VfL Osnabrück – Wehen Wiesbaden 2:1 (2:1) SR: Storks (Velen); Z.: 9500; Tore: 0:1 Schäffler (2.), 1:1 Heider (36.), 2:1 Alvarez (44.).

1. FC Kaiserslau­tern – Würzburger Ki. 0:0 SR: Müller (Löchgau); Z.: 17.638; GRK: Bachmann (Würzburg/87.).

Fortuna Köln – TSV 1860 München 0:0

SR: Bramlage (Vechta); Z.: 4000; GRK: (München/54.).

Karlsruher SC – Preußen Münster 5:0 (3:0) SR: Jablonski (Bremen); Z.: 10.613; Tore: 1:0 Fink (31./Foulelfmet­er), 2:0 Lorenz (41./Foulelfmet­er), 3:0, 4:0 Camoglu (44., 56.), 5:0 Pourie (79.); RK: Kittner (Münster/37.).

1. VfL Osnabrück 18 27:13 37 2. Karlsruher SC 18 30:19 35 3. KFC Uerdingen 18 24:19 34 4. Hallescher FC 18 23:16 33 5. SpVgg Unterhachi­ng 18 37:19 31 6. Preußen Münster 18 28:25 29 7. Wehen Wiesbaden 18 35:25 27 8. Hansa Rostock 18 26:27 26 9. 1860 München 18 27:19 23 10. Würzburger Kickers 18 25:21 23 11. Sportfreun­de Lotte 18 18:21 22 12. 1. FC Kaiserslau­tern 18 21:28 22 13. Energie Cottbus 18 23:30 20 14. FSV Zwickau 17 20:21 19 15. SGS Großaspach 17 15:16 19 16. SV Meppen 18 24:29 19 17. Fortuna Köln 18 17:34 19 18. FC Carl Zeiss Jena 18 24:36 17 19. VfR Aalen 18 22:29 16 20. Eintr. Braunschwe­ig 18 19:38 10 Nächste Spiele, heute 19 Uhr: Zwickau – Großaspach. Freitag, 19 Uhr: Großaspach – F. Köln. Samstag, 14 Uhr: Halle – Karlsruhe, Münster – Zwickau, Meppen – Kaiserslau­tern, Cottbus – Braunschwe­ig, Rostock – Aalen, Unterhachi­ng – Osnabrück. Sonntag, 13 Uhr: 1860 München – Jena. 14 Uhr: Würzburg – Lotte. Kegel 19. Spieltag

Optik Rathenow – Meuselwitz 2:3 (0:2) ZFC: Pachulski – Stenzel, Le Beau, Ernst, Raithel, Dartsch (67. Weinert), Bürger, Albert, Yajima (57. Rudolph), Trübenbach/GK, Giannitsan­is (82. Bunge/GK). SR: Bärmann (Leipzig); Z.: 201; Tore: 0:1, 0:2 Dartsch (10., 43.), 1:2 Hellwig (70.), 2:2 Turhan (74.), 2:3 Stenzel (79./FE). VfB Auerbach – Rot-Weiß Erfurt ausgefalle­n Weiter: Nordhausen – Neugersdor­f 6:1, Bautzen – Bischofswe­rda 2:0, Halberstad­t – BFC Dynamo 2:0, Chemnitzer FC – Babelsberg 2:0, Altglienic­ke–HerthaBSCI­I1:1,BerlinerAK–Fürstenwal­de 4:4, Leipzig – Viktoria Berlin 0:0. 1. Chemnitzer FC 19 50:15 51 2. Berliner AK 19 39:22 39 3. Rot-Weiß Erfurt 18 37:15 36 4. Hertha BSC II 19 37:24 35 5. Wacker Nordhausen 19 27:17 33 6. FC Viktoria Berlin 19 26:17 31 7. SV Babelsberg 03 19 31:24 27 8. 1. FC Lok Leipzig 19 23:22 24 9. Germ. Halberstad­t 19 25:27 22 10. VfB Auerbach 18 21:27 22 11. Union Fürstenwal­de 19 28:35 21 12. Budissa Bautzen 19 13:26 21 13. Bischofswe­rdaer FV 19 15:30 21 14. ZFC Meuselwitz 19 30:39 20 15. VSG Altglienic­ke 19 29:38 20 16. BFC Dynamo 19 20:36 20 17. FCO Neugersdor­f 18 19:35 19 18.OptikRathe­now 18 17:38 9 Die Saison wird am 9./10. Februar 2019 mit den Partien Meuselwitz – Nordhausen und Erfurt – Halberstad­t fortgesetz­t.

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Co-Trainer Martin Ullmann (rechts) trägt seine Sachen aus der Kabine. Fotos: Zippel
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Nach dem Rauswurf: Geschäftsf­ührer Chris Förster, dahinter Präsident Klaus Berka.

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