Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Fußball in Zahlen
Wenn Blinde über Farben reden, kommt genau so etwas heraus. Beim FC Carl Zeiss Jena wurde die Fehlentscheidung dieser Dekade getroffen.
Es ist ein Hohn, dass diejenigen, die für die Misere hauptverantwortlich sind, weiterhin schalten und walten dürfen. Zuvorderst Kenny Verhoene, der Sportdirektor von Rolands Gnaden, der am liebsten selbst Trainer geworden wäre. Ohne Murren hat Mark Zimmermann stets hingenommen, was ihm der Belgier aufgetischt hat. Die von ihm gewünschten Verstärkungen wurden nicht geholt – stattdessen eben andere. An dieser Stelle hätte Zimmermann schon lange Klartext reden müssen. Als Cheftrainer hätte er sich derlei Gebaren nicht gefallen lassen dürfen – denn am Ende ist er am Ende.
In der Krise werden nun ExFinanzvorstände, Selfmade-Millionäre und Versicherungsvertreter zu Fußball-Experten, die davon faseln, dass „der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht habe“. Derlei Blabla vom Fußballstammtisch bildet dann die Grundlage einer Personalveränderung an der falschen Stelle.
Mark Zimmermann hat diese Mannschaft erreicht, die Spieler waren fit. Nur reicht eben die Qualität nicht bei jedem aus, um in dieser Liga zu bestehen. Chris Förster und Verhoene waren es, die von Höherem parliert haben – erreicht werden sollte das in einer deutlich besseren Liga als im Vorjahr mit einem schwächeren Kader. Die Rechnung für deren Ahnungslosigkeit muss nun zuerst Mark Zimmermann bezahlen–fallsesnunschief geht, wird es den Verein zurück in die Bedeutungslosigkeit schleudern.
Die Fans des Klubs sind deshalb zu Recht wütend. Mark Zimmermann war, ist und bleibt immer einer der ihren. Einer, der ein Vierteljahrhundert in diesem Verein gewirkt, für diesen Klub gelebt hat. Den jagt man nicht einfach vom Hof, weil vielleicht irgendwo in Belgien irgendwer eine Idee hat. So bewirkt der vergangene Samstag möglicherweise auch etwas Gutes. Es ist noch einmal offensichtlich geworden, wie schwach die Gremien, wie wenig kompetent einige handelnde Personen sind. Zu allererst Kenny Verhoene sollte schleunigst seine Koffer packen. Jena. Das kann doch bitte nicht wahr sein! „Wo tagen die?“, fragt der Herr. Das Achselzucken der Anwesenden stellt den Mittvierziger kaum zufrieden. „Wo ist dieser Verhoene?“, fragt er voller Ingrimm und läuft schnurstracks die Stufen zur Geschäftsstelle hoch. Doch es brennt kein Licht, die Türen sind verschlossen. „Die haben sie doch nicht mehr alle!“Das kann doch bitte nicht wahr sein!
Aber doch: Am Samstagvormittag informierte der FC Carl Zeiss Jena, dass Mark Zimmermann nicht länger Trainer ist. Nicht leicht sei diese Entscheidung gewesen, aber notwendig, wie Geschäftsführer Chris Förster erklärte. Man habe sich die Frage gestellt, ob man mit Mark Zimmermann die Wende hin zum Klassenerhalt schaffe, oder ob es eines neuen Impulses bedürfe. Und genau den will man mit einem neuen Chef an der Seitenlinie setzen. Sofort fügt er an, dass Kenny Verhoene dies auf keinen Fall werde. Und doch wurde diese Variante intern diskutiert. Der Sportdirektor war am Samstag ebenfalls im Stadion, fuhr aber nicht mit der zweiten Mannschaft, die er als Trainer betreut, zum Auswärtsspiel. Den Spielern sagte er dem Vernehmen nach, dass er „zur Pressekonferenz“müsse. Eine solche hat es aber gar nicht gegeben. Auch beim anschließenden, finalen Gespräch mit dem neuen Trainer war Verhoene wohl gar nicht dabei. Förster wird deutlich, bei der Frage, ob man Verhoene den Trainerjob zutraue: „Wir glauben, dass das die falsche Besetzung wäre.“
Bereits nach der Niederlage in Würzburg war der Entschluss gereift, sich nach Alternativen für Zimmermann umzuschauen, falls gegen Meppen wieder kein Sieg gelingt. Ein entsprechendes Signal gaben sie intern an Zimmermann und stellten ein Trainerprofil auf. „Am liebsten wäre uns ein Sieg gegen Meppen gewesen“, sagt Förster. Doch schon nach der Niederlage am Freitagabend deutete sich an, dass Zimmermann die bevorstehende Ablösung ahnte. Bei Förster klingt das so: „Wir glaubten jetzt aber, und da sind jetzt alle Gremien gemeinschaftlich zu der Auffassung gekommen, dass jetzt der Zeitpunkt ist, an dem man diesen Schritt gehen muss“.
Nach Recherchen unserer Zeitung ist es mit dieser proklamierten Einhelligkeit nicht weit her. Gleich zwei Vorstandsmitglieder erklärten, dass sie vorab weder informiert, noch gefragt worden seien, sie das auch nicht mittrügen. Ein Aufsichtsrat wagte sich sogar aus der Deckung: „Ich glaube nicht, dass die Entscheidung unsere tatsächlichen Probleme löst. Auf jeden Fall sollten wir alles tun, dass Mark Zimmermann dem Verein erhalten bleibt“, sagt Mario Voigt. Und er fügt an: „Es gab zum Trainerwechsel keine Aufsichtsratssitzung und auch keinen Beschluss!“Ähnlich sei es auch im Falle des Vorstandes. Präsident Klaus Berka wusste zwar vorab, dass es eine Entscheidung im Falle einer Niederlage geben könnte – dass aber sogar schon vor dem Meppen-Spiel konkrete Gespräche mit Kandidaten liefen, wusste er dem Vernehmen nach nicht. Am Samstag nach der Entlassung Zimmermanns fuhr eine Jenaer Delegation mit Chris Förster und Klaus Berka in die Alte Remise nach Weimar. Dort sollte am Abend die Weihnachtsfeier der ersten Mannschaft stattfinden, die sie aber aufgrund der Ereignisse abgesagten. Stattdessen trafen sie dort Kwasniok, der vollends überzeugt haben soll. Intern hatten sie den Schritt mit Anteilseigner Roland Duchatelet besprochen. Wohl wissend, dass sich der Fehlbetrag in dieser Saison vergrößern wird. Bis Weihnachten soll der neue Mann analysieren, auf welcher Position er am dringendsten eine Verstärkung erwartet. Am Trainer vorbei, so räumt es Förster ein, wollen sie keine Entscheidung mehr fällen. Er gab zu, dass dies in der Vergangenheit anders war. Es gebe ein bis zwei Spieler, die nicht zu 100 Prozent von Zimmermann mitgetragen worden seien. Förster bedaure, dass die Zusammenarbeit zwischen Verhoene und Zimmermann nicht klappte. „Wenn man aufsteigt, ist es ein gemeinschaftlicher Erfolg und ein gemeinschaftliches Versagen, wenn es nicht läuft“, sagt Förster. Warum beim Kollektivversagen aber nur einer gehen muss, wollte der Geschäftsführer zwar nicht konkret beantworten, aber: „Ich muss mich da sicher auch an die eigene Nase fassen.“
Das übernehmen aber auch die Fans des Klubs, die wütend sind ob dieser Entscheidung. Der älteste Fanclub des FC Carl Zeiss, die „Eagles“, verfasste gestern einen offenen Brief an Förster und Verhoene. Darin heißt es unter anderem: „Jene, die den FCC wirklich im Herzen tragen, erfüllt ihr Vorgehen mit tiefer Scham, aber auch mit großer Wut“. Verhoene und Förster hätten sich als unfähig erwiesen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Dass beide noch in Funktion sind, sei für die Fans kaum noch erträglich. Der zornige Herr vom Samstagvormittag wird da wohl kaum Widerspruch leisten ... 18. Spieltag
FC Carl Zeiss Jena – SV Meppen 1:2 (1:0) SRin: Rafalski (Baunatal); Z.: 4198; Tore: 1:0 Günther-Schmidt (30.), 1:1 Undav (64.), 1:2 Kleinsorge (87.).
VfR Aalen – Energie Cottbus 3:3 (1:1)
SR: Bokop (Vechta); Z.: 3018; Tore: 1:0 Bär (13.), 1:1 Mamba (24.), 2:1 Morys (49.), 2:2 Mamba (66.), 3:2 Rehfeldt (67.), 3:3 Rangelov (90.+4).
Sportfr. Lotte – SpVgg Unterhaching 0:0 SR: Lechner (Neuburg); Z.: 1304.
Eintr. Braunschweig – Hallescher FC 0:1 (0:1) SR: Gräfe (Berlin); Z.: 16.000; Tor: 0:1 Sohm (3.); Bes. Vork.: Engelhardt (Braunschweig) hält Foulelfmeter von Fetsch (86.).
KFC Uerdingen – Hansa Rostock 2:1 (1:1) SR: Osmers (Hannover); Z.: 5000; Tore: 1:0 Beister (27.), 1:1 Soukou (45.+2), 2:1 Beister (58.). VfL Osnabrück – Wehen Wiesbaden 2:1 (2:1) SR: Storks (Velen); Z.: 9500; Tore: 0:1 Schäffler (2.), 1:1 Heider (36.), 2:1 Alvarez (44.).
1. FC Kaiserslautern – Würzburger Ki. 0:0 SR: Müller (Löchgau); Z.: 17.638; GRK: Bachmann (Würzburg/87.).
Fortuna Köln – TSV 1860 München 0:0
SR: Bramlage (Vechta); Z.: 4000; GRK: (München/54.).
Karlsruher SC – Preußen Münster 5:0 (3:0) SR: Jablonski (Bremen); Z.: 10.613; Tore: 1:0 Fink (31./Foulelfmeter), 2:0 Lorenz (41./Foulelfmeter), 3:0, 4:0 Camoglu (44., 56.), 5:0 Pourie (79.); RK: Kittner (Münster/37.).
1. VfL Osnabrück 18 27:13 37 2. Karlsruher SC 18 30:19 35 3. KFC Uerdingen 18 24:19 34 4. Hallescher FC 18 23:16 33 5. SpVgg Unterhaching 18 37:19 31 6. Preußen Münster 18 28:25 29 7. Wehen Wiesbaden 18 35:25 27 8. Hansa Rostock 18 26:27 26 9. 1860 München 18 27:19 23 10. Würzburger Kickers 18 25:21 23 11. Sportfreunde Lotte 18 18:21 22 12. 1. FC Kaiserslautern 18 21:28 22 13. Energie Cottbus 18 23:30 20 14. FSV Zwickau 17 20:21 19 15. SGS Großaspach 17 15:16 19 16. SV Meppen 18 24:29 19 17. Fortuna Köln 18 17:34 19 18. FC Carl Zeiss Jena 18 24:36 17 19. VfR Aalen 18 22:29 16 20. Eintr. Braunschweig 18 19:38 10 Nächste Spiele, heute 19 Uhr: Zwickau – Großaspach. Freitag, 19 Uhr: Großaspach – F. Köln. Samstag, 14 Uhr: Halle – Karlsruhe, Münster – Zwickau, Meppen – Kaiserslautern, Cottbus – Braunschweig, Rostock – Aalen, Unterhaching – Osnabrück. Sonntag, 13 Uhr: 1860 München – Jena. 14 Uhr: Würzburg – Lotte. Kegel 19. Spieltag
Optik Rathenow – Meuselwitz 2:3 (0:2) ZFC: Pachulski – Stenzel, Le Beau, Ernst, Raithel, Dartsch (67. Weinert), Bürger, Albert, Yajima (57. Rudolph), Trübenbach/GK, Giannitsanis (82. Bunge/GK). SR: Bärmann (Leipzig); Z.: 201; Tore: 0:1, 0:2 Dartsch (10., 43.), 1:2 Hellwig (70.), 2:2 Turhan (74.), 2:3 Stenzel (79./FE). VfB Auerbach – Rot-Weiß Erfurt ausgefallen Weiter: Nordhausen – Neugersdorf 6:1, Bautzen – Bischofswerda 2:0, Halberstadt – BFC Dynamo 2:0, Chemnitzer FC – Babelsberg 2:0, Altglienicke–HerthaBSCII1:1,BerlinerAK–Fürstenwalde 4:4, Leipzig – Viktoria Berlin 0:0. 1. Chemnitzer FC 19 50:15 51 2. Berliner AK 19 39:22 39 3. Rot-Weiß Erfurt 18 37:15 36 4. Hertha BSC II 19 37:24 35 5. Wacker Nordhausen 19 27:17 33 6. FC Viktoria Berlin 19 26:17 31 7. SV Babelsberg 03 19 31:24 27 8. 1. FC Lok Leipzig 19 23:22 24 9. Germ. Halberstadt 19 25:27 22 10. VfB Auerbach 18 21:27 22 11. Union Fürstenwalde 19 28:35 21 12. Budissa Bautzen 19 13:26 21 13. Bischofswerdaer FV 19 15:30 21 14. ZFC Meuselwitz 19 30:39 20 15. VSG Altglienicke 19 29:38 20 16. BFC Dynamo 19 20:36 20 17. FCO Neugersdorf 18 19:35 19 18.OptikRathenow 18 17:38 9 Die Saison wird am 9./10. Februar 2019 mit den Partien Meuselwitz – Nordhausen und Erfurt – Halberstadt fortgesetzt.