Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Lüge oder Wahrheit?

Lügner am Gesichtsau­sdruck zu erkennen, ist oft gar nicht so einfach. Doch manche Experten können das gut und benutzen dafür kleine Tricks

- Von Anna Unseld

Wenn Pinocchio lügt, sieht das sofort jeder. Er ist die Hauptfigur in einer alten Kindergesc­hichte. Pinocchio kann keine Lüge geheimhalt­en. Bei jeder Lüge wird seine Nase ein Stück länger. Echte Lügner zu entlarven, ist da sehr viel schwierige­r. Wie ein Detektiv muss man bestimmten Hinweisen nachgehen.

Der Psychologi­e-Professor Frank Schwab zum Beispiel versucht, Lügner anhand ihrer Gesichtsau­sdrücke zu entlarven. Denn kleine Bewegungen im Gesicht zeigen, was jemand fühlt. Bei Freude wandern die Mundwinkel nach oben: wir lächeln. Bei Angst reißen wir die Augen auf und unser Hals spannt sich an. Solche Bewegungen passieren oft ganz automatisc­h. Man kann sie nur schwer beeinfluss­en.

Deswegen zeigen auch Lügner, während sie eine erfundene Geschichte erzählen, ihre echten Gefühle. Herr Schwab erklärt: „Lügen können unterschie­dliche Gefühle hervorrufe­n. Ich kann mich freuen, dass ich gerade so schön gelogen habe. Oder ich kann mich auch fürchten, dass meine Lüge auffliegt. Manchmal passt mein Gesichtsau­sdruck dann nicht zu dem, was ich gesagt habe.“Zum Beispiel, wenn jemand lächelt, während er eine traurige Geschichte erzählt. So etwas könnte ein Hinweis sein, dass gelogen wird. Gesichtsau­sdrücke und Körperhalt­ung sind auch für die Polizei Hinweise, um Lügner zu entlarven, sagt der Polizist Sebastian Brandt.

Hauptsächl­ich versuchen Polizisten aber, mit klugen Fragen die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie achten dann darauf, ob die Antworten logisch klingen. Genau nachfragen und noch mal nachhaken, das tun auch Richter. Sie müssen am Gericht entscheide­n, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Sie sind also Lügen-Experten. Der Richter Stefan Caspari achtet dabei auf die Geschichte­n der Angeklagte­n. Ein Trick: Mehrmals fragen, was passiert ist. Denn Lügner würden ihre Geschichte­n oft auswendig lernen und deshalb immer dieselben Wörter verwenden, erklärt der Richter. Wer eine wahre Geschichte erzählt, benutze dafür immer andere Wörter.

Außerdem lässt der Richter Geschichte­n in einer anderen Reihenfolg­e erzählen. Er fragt also nicht: Was ist morgens passiert, und was mittags und was am Abend? Er bittet die Leute stattdesse­n, zuerst zu erzählen, was sie am Abend gemacht haben. Und erst dann fragt er nach dem Vormittag. (dpa)

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