Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Mit Indianerjungen in der Wildnis
Autorin Antje Babendererde liest im Wurzbacher Kunsthaus Müller aus einem Jugendbuch vor
Antje Babendererde liest aus ihrem neuen Buch „Wie die Sonne in der Nacht“. Wurzbach. Dass Jugendbücher auch etwas für Erwachsene sind, davon überzeugte am Sonnabendnachmittag die Autorin Antje Babendererde im Wurzbacher Kunsthaus Müller.
„Ich freue mich, heute nicht nur unsere Nachbarn, sondern auch von weiter Angereiste zu sehen“, freute sich Bärbel Müller vom Kunsthaus Müller bei der Begrüßung ihrer Gäste. Denn es waren auch Zuhörer aus Leipzig und hinter Dresden angereist, um sich das Literaturcafé im Kunsthaus nicht entgehen zu lassen. Damit es für die Besucher auch recht gemütlich war, hatten die Kunsthausbetreiber die Räumlichkeiten liebevoll weihnachtlich dekoriert und den Bereich des Lesecafés mit Heizung und Holzofen muckelig eingeheizt.
Bevor Autorin Babendererde mit ihrer Lesung ihres neuen Buches „Wie die Sonne in der Nacht“begann, berichtete sie den gut anderthalb dutzend Zuhörern, wie es dazu kam, dass sie Indianer-Romane schrieb. „Ich habe schon mit elf oder 12 Jahren damit angefangen, kleine Geschichten und Gedichte zu schreiben – bis ich 17 war. Dann wechselten meine Interessen für einige Zeit. Für Indianergeschichten habe ich mich aber auch schon als Kind interessiert“, erklärte sie. 1994 sei sie das erste Mal in die USA geflogen, um sich Eindrücke aus den Indianer-Reservaten für ihre Geschichten zu verschaffen, auch wenn es davon schon einige vor ihrem ersten Amerikabesuch gab. Babendererde schrieb 15 Indianerbücher, bis sie davon eine kurze Abkehr nahm und zwei Thüringen-Romane herausbrachte. „Wie die Sonne in der Nacht ist aber auch wieder ein Indianer-Roman und ein Jugendbuch“, erklärte sie.
In ihrem neuen Buch geht es um Mara, die ein AustauschSchuljahr in der Stadt Taos im Bundesstaat New Mexico verbringt. Eigentlich hat die 17-Jährige in Deutschland einen Freund, Nils, der ihr versprach, Die Stimmen der „Saalespatzen“erklingen auf dem Weihnachtsmarkt. Foto: Roland Barwinsky sie in den vier Wochen, in denen ihre Gasteltern verreist sind, zu besuchen. Doch daraus würde nichts, wie Mara erfuhr, unter anderem wegen weiblicher Konkurrenz in der Heimat. Deshalb entschließt sie sich, mit dem Pick-Up ihrer Gastfamilie den Rio Grande entlangzufahren. An einer Brücke sieht sie dann, wie einheimische lateinamerikanische Jungs mutig von einer Brücke in den schnell fließenden Fluss springen. Einer der Jungs spricht sie an und um sich von der Enttäuschung mit Nils abzulenken, verabredet sich Mara mit dem Jungen in einer Kneipe. Auf dem Rückweg folgt sie einem großem Cola-Truck, der, wie sie es aus ihrer Perspektive sieht, anscheinend eine am Straßenrand stehende Gestalt anfährt. Mara stopp ihr Fahrzeug und findet einen verdreckten Indianerjungen in löchrigen Jeans, der augenscheinlich schwer verletzt ist. Er wird ins Krankenhaus gebracht. Mara findet in einem Busch am vermeintlichen Unfallort eine Halskette, die wohl dem Jungen gehört haben mochte. Sie Steckt sie ein und will sie dem Jungen ins Krankenhaus bringen.
Doch dort erfährt sie von einem Arzt, dass der Junge nicht angefahren wurde, das Blut an Fotos (): Oliver Nowak seinem Körper stamme von einer Schusswunde und der Junge sei gerade eben aus dem Krankenhaus geflohen.
Mara fährt daraufhin zurück zum Haus ihrer Gastfamilie und trifft sich am Abend mit dem lateinamerikanischen Footballspieler in der Kneipe. Sie trinkt zu viel und findet sich schließlich mit ihrer Verabredung auf dem Sofa ihrer Gastfamilie wieder, obwohl sie das eigentlich nicht beabsichtigt hatte. Als er ihr beim Knutschen dann doch viel zu aufdringlich wurde, strampelt sie. Und wie von einer Tarantel gestochen, erschrickt der junge Footballspieler und flüchtet. Der Grund: Wie aus dem nichts steht im Wohnzimmer eine Gestalt, halb Mensch, halb Kojote. Mara braucht eine Weile, bis sie bemerkt, dass es der Indianerjunge ist, der eine schaurige Maske aus der Sammlung ihrer Gastfamilie trägt. Und ganz plötzlich ist er wieder verschwunden.
Am nächsten Tag findet Mara das Versteck des Indianerjungen in dem Haus ihrer Gastfamilie und auch den Jungen. Sie versucht mit ihm in Kontakt zu treten, findet ihn attraktiv. Doch er scheint stumm zu sein und – wie sich herausstellt – offenbar auch ohne jegliche Erinnerung. Mit Zeichnungen und geschriebenen Worten, beginnen sie sich auszutauschen. Was danach folgt, ist ein Abenteuer in der Wildnis auf der Suche nach der Heimat des Indianerjungen.