Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Mehr als Köche fehlen in Thüringen
Das Interesse an einer Ausbildung im Gastronomiegewerbe ist bis zu Prozent zurückgegangen
„Wir müssen aufpassen, dass manche Berufe, wie der des Kochs, nicht aussterben.“Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Thüringen
Erfurt. Das Thüringer Hotelund Gaststättengewerbe leidet mehr denn je unter einem großem Fachkräftemangel. Das geht aus dem Branchenbericht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Thüringen hervor. Die Dramatik zeige sich gerade bei den Ausbildungszahlen, erklärte Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger.
Während es im Jahr 2005 noch 4357 Azubis im Gastgewerbe gab, sind es jetzt nur 1081. Besorgniserregend sei das schwindende Interesse am Beruf des Kochs. Vor 13 Jahren haben noch mehr als 2000 Jugendliche eine entsprechende Ausbildung gemacht, nun sind es lediglich rund 400. „In Thüringen fehlen über 1000 Köche“, stellt Ellinger fest. Bis zu 70 Prozent fällt auch der Rückgang zur Ausbildung als Restaurantfachmann/frau sowie Hotelfachmann/frau aus. „Wir müssen aufpassen, dass manche Berufe,
wie der des Kochs, nicht aussterben“. Ellinger fordert mehr Wertschätzung, was sich in entsprechender Entlohnung, aber auch in sonstiger Anerkennung, widerspiegeln müsse.
Häufig geben Köche und Servicekräfte im Freistaat zudem den sehr kreativen, aber auch ungemein harten Job auf. Vielerorts sind Stellen im Gastgewerbe im Freistaat unbesetzt. „Es ist bitter, wenn deshalb die Öffnungszeiten
eingeschränkt oder Veranstaltungen nicht mehr angenommen werden können“, sagt Dirk Ellinger. Präsident Mark A. Kühnelt hatte kürzlich darauf verwiesen, dass manche Häuser sogar schließen müssen, weil die betriebswirtschaftliche Situation schlimm sei, sich keine Nachfolger finden lassen, die Bürokratie bremsen würde oder Fachkräfte fehlten.
Auch deshalb kümmert man sich seitens des Dehoga mittlerweile selbst intensiv um die Gewinnung von Personal – vornehmlich aus dem Ausland. So lassen sich in diesem Jahr mehr als 100 Vietnamesen und Marokkaner an der eigenen Berufsschule in Erfurt ausbilden.
Die Personalmisere beeinflusst auch den Ausblick auf die Wintersaison bei den Hotel- und Restaurant-Besitzern. Von „verhaltenen Erwartungen“spricht Dirk Ellinger. Fast jeder zweite Gastronom schaut bei der Befragung optimistisch nach vorn, was auch mit dem Buchungsstand zu den Feiertagen zu tun hat. Die Mehrheit (41,3 Prozent) geht von gleichbleibenden Gästezahlen aus, mehr als 30 Prozent befürchten einen Rückgang und niedrigere Umsätze als im Vorjahr.
Ähnlich zurückhaltend blicken Thüringens Hoteliers auf den Winter. Mehr als die Hälfte erwarten eine befriedigende (53,3 Prozent) und 14,1 Prozent eine schlechte Saison. Sechs von zehn Unternehmern erhoffen sich eine gleichbleibende Zimmerauslastung, 31,2 Prozent befürchten einen Rückgang. Auffällig dabei ist der Stimmungsunterschied zwischen den wirtschaftlich intakten Städten und den Betrieben im ländlichen Raum.