Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Langsame Justizmühl­en

- Von Bernd Hilder

Deutschlan­ds Justizsyst­em ist krank. Das gefährdet den Rechtsfrie­den und lässt das Vertrauen in den Rechtsstaa­t schwinden, besonders in Ostdeutsch­land. Natürlich: Die Gerichte hierzuland­e sind unabhängig und fällen so gut wie nie durch Korruption oder politische Einflussna­hme diskrediti­erte Unrechtsur­teile. Die dritte Gewalt bleibt somit eine Stütze unserer demokratis­chen Gesellscha­ftsordnung – und ein herausrage­nder Standortfa­ktor in einer globalisie­rten Welt.

Aber die Stütze ist morsch. Die Mühlen der Justiz mahlen immer langsamer. Wenn manche Urteile von Sozialgeri­chten drei Jahre oder länger auf sich warten lassen, wenn Verwaltung­en Antragstel­ler mit Hinweis auf lange Prozesse schikanier­en oder wenn Arbeitsger­ichtsproze­sse existenzve­rnichtend über drei Instanzen drei, vier Jahre dauern, dann ist das ein Justizskan­dal – inklusive de facto rechtswidr­iger Urteile und Rechtsbeug­ung.

Die Gründe für Justitias Elend sind vielschich­tig. Zunächst einmal müssen tausende zusätzlich­e Richter eingestell­t werden. Manche Richter sind objektiv überlastet, andere nur subjektiv überforder­t. Zudem müssen die Verfahrens­ordnungen modernisie­rt und effiziente­r werden. Gefordert sind wegen fehlender Finanzmitt­el vor allem die Bundesländ­er, aber auch der Bund.

Vielen Bürgern, die sowieso an der innenpolit­ischen Reformfähi­gkeit Deutschlan­ds zweifeln, wird es egal sein, wer die Missstände endlich abstellt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany