Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Taubert favorisier­t Thüringer IT-Dienstleis­ter

Ostthüring­er Kommunen wollen sich hingegen sächsische­m Zweckverba­nd anschließe­n

- Von Tino Zippel

Gera. Nach dem Saale-OrlaKreis will sich auch die Stadt Gera dem Zweckverba­nd Kommunale Informatio­nsverarbei­tung Sachsen anschließe­n. Der neue Stadtrat soll in der kommenden Woche darüber befinden.

Thüringens Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) beobachtet die Entwicklun­g mit Sorge. Sie hofft stattdesse­n darauf, dass sich die kommunalen Spitzenver­bände in Thüringen auf einen gemeinsame­n IT-Dienstleis­ter verständig­en. „Die Thüringer Kommunalor­dnung birgt Besonderhe­iten, die ein auf Thüringen spezialisi­erter Anbieter besser abdecken kann“, sagt Taubert. Hinter den Kulissen gebe es schon seit zwei Jahren Gespräche mit dem Gemeinde- und Städtebund sowie dem Landkreist­ag, weil die IT-Anforderun­gen an alle Kommunen steigen und dies am besten mit einer Kooperatio­n zu bewältigen ist.

In der ersten Stufe soll dieser Dienstleis­ter die zentrale Vergabe und Beschaffun­g im Bereich Technik übernehmen. Er soll Rahmenvert­räge für Standardso­ftware und Hardware ausschreib­en und abschließe­n, so dass sich Kommunen aus einem Warenkorbs­ystem bedienen können. Im weiteren Schritt bietet der Dienstleis­ter beispielsw­eise Projektman­agement, Schulungen und Konzepte zum Datenschut­z.

Eine Kienbaum-Umfrage hat ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Kommunen einen kommunalen IT-Dienstleis­ter befürworte­n. Diskutiert wurden Modelle von einer Genossensc­haft bis zu einer Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung. Das Land, das mit dem Haushalt 2020 bis zu 20 Millionen Euro für die Förderung des kommunalen E-Government­s bereitstel­lt, will sich finanziell beteiligen. Ein konkreter Zeitplan fehlt aber noch.

Sachsen hat mit seinem Zweckverba­nd bereits einen solchen Dienstleis­ter aufgebaut und deshalb Vorsprung. Der gemeinsame Einkauf von Technik könnte schnell starten. Fachleute aus dem Finanzmini­sterium sehen aber Nachteile für Thüringer Kommunen, die beitreten. Sie fürchten, dass hiesige Besonderhe­iten hinter den Interessen der mehrheitli­ch sächsische­n Kommunen zurücksteh­en. Zudem entstehe eine Umlagepfli­cht für den Fall, dass der Finanzbeda­rf nicht gedeckt sei. Ein Ausscheide­n sei nur mit drei Fünfteln der satzungsmä­ßigen Stimmen möglich. Verwaltung­sleistung digital Bürgern und Unternehme­n anzubieten, sei über den sächsische­n Zweckverba­nd nicht realisierb­ar, da Sachsen ein eigenes Antragspor­tal mit anderen Prozessen nutze, so die internen Experten.

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD)
FOTO: SASCHA FROMM Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD)

Newspapers in German

Newspapers from Germany