Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Glücksbringerin fühlt sich diskriminiert
Wird eine Schornsteinfegerin nicht weiterbeschäftigt, weil sie schwanger werden könnte? Eine Zeugin hat es so gehört
Im Gesamtproporz abwägen
Zum Leitartikel „Vielfalt im Volk und unter den Parteien“(OTZ, 15.6.2019).
Der Leitartikel sieht unsere zukünftigen Regierungen zwangsläufig als Koalitionen. Dazu bieten sich als Analogien Ehe und Geschäftsfusion mit ihrem wegweisenden Element des Kompromisses an. Doch diese Modelle sind wegen eines störenden Außeneinflusses, der Wählerschaft, ungeeignet.
Wenn eine Koalition nicht heillos zerstritten sein will, muss sie bisher die Zusammenarbeit suchen. Doch statt des Farbkontrasts eines Banners ergab sich daraus oft das aus unserer Kindheit bekannte Schmutzgemenge nach Mischen von Wasserfarben. Die beteiligten Parteien blieben für den Wähler erst identifizierbar, wenn als Ergebnis der Koalitionsverhandlung Gesetzespakete für die Hälfte der Legislaturperiode vorgelegt würden, samt Finanzierung in den entscheidenden Punkten ausgeformt. Jedes für sich in völlig alleiniger Verantwortung eines der Regierungspartner formuliert. Das wäre dann im Gesamtproporz abzuwägen.
Provenienz und Praxistauglichkeit des Gelieferten weiß der Bürger dann zuzuordnen und zu würdigen. Die Klientel findet sich wieder, niemand muss sich verbiegen, und Politik könnte wieder kantiger sein.
Ludwig Klein,
Bad Klosterlausnitz
Gesundheitsrisiken untersuchen
Zum Beitrag „Wie schnell kommt 5G?“(OTZ, 14.6.2019) diese Meinungsäußerung.
Bei 5G handelt es sich um Regeln und Ideen? Was für eine Verharmlosung! Leider wird in dem Beitrag nicht darauf hingewiesen, dass ein vollumfänglich betriebenes 5G-Netz es erforderlich macht, dass etwa alle 100 Meter ein Sendemast zu stehen hat, der ständig hohe Strahlung aussendet. Die Strahlung des 5G-Netzes durchdringt alles – Bauwerke genauso wie Lebewesen. Das kann laut Experten die Körpertemperatur von uns Menschen um bis zu ein Grad erhöhen, je nach Abstand von der Strahlungsquelle.
Nun weiß man gar nicht, wie sich diese Permanentstrahlung zum Beispiel auf Kleingetier wie Bienen,Wespen Hummeln und überhaupt alle Insekten oder auch auf Vögel auswirkt.
Da gehörte vor Einführung genaueste Untersuchungen dazu und eine ordentliche Aufklärung der Bevölkerung. Da kann man nicht lapidar feststellen, es ändert sich nichts an vorhandenen Gesundheitsrisiken. Gegenüber den Vorgängern aber ist die fünfte Generation eine ganz andere Nummer mit viel größerer Leistung. (gekürzt)
Achim Sommer, Schwarzatal Saalfeld. Die angehende Schornsteinfegerin Michele Röder aus Saalfeld wird nach dem baldigen Ende ihrer Ausbildung von ihrem Meister nicht übernommen. Wird sie diskriminiert? Das meint zumindest eine Frau, die ein Gespräch des Schornsteinfegemeisters mitgehört hat. Der habe eine mögliche Schwangerschaft seiner Auszubildenden als Grund für die Ablehnung genannt.
Die genauen Umstände könnten aus dem Drehbuch einer Vorabendserie stammen. Jener Schornsteinfegermeister besuchte nämlich vor wenigen Tagen einen Friseurladen in Saalfeld. Er unterhielt sich mit der Friseurin auch über seine Auszubildende. Michele Röder ist in dem männerdominierten Beruf eine kleine Berühmtheit, auch die Ostthüringer Zeitung hatte schon über sie berichtet.
In jenem Gespräch habe der Meister erklärt, die Chemie, das Zwischenmenschliche zwischen ihm und seiner Auszubildenden stimme nicht. Außerdem könne er sie nicht weiter beschäftigen, denn sie habe einen Freund „und vielleicht wird sie schwanger und kriegt ein Kind“.
Auf dem Friseurstuhl neben ihm saß die Zeugin – die ausgerechnet die Mutter des Freundes von Michele Röder ist.
Das hätte noch kein hinreichender Grund sein müssen, dass die Geschichte das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Doch der Freund Michele Röders ist der Saalfelder Stadtrat Eric H. Weigelt (Die Jungen), und der reagiert nun nachvollziehbar empört.
Seine Freundin sei „als Maskottchen des Handwerks“rumgereicht worden. Es gebe Bilder, die Michele Röder mit Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) zeigen. Doch nun, da es gelte, sie vollends im Beruf zu akzeptieren, werde derart rückschrittlich gedacht.
Weigelt bezieht sich auf das Grundgesetz der Bundesrepublik, in dem seit 70 Jahren steht „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Zu einem derartigen Fall von Diskriminierung wolle er nicht schweigen, sondern „eine Diskussion anregen“.
Auch Kathrin Weigelt, die Mutter Eric H. Weigelts, reagiert „entsetzt“auf das von ihr gehörte. „Das kann doch nicht wahr sein im Jahr 2019!“, erklärte sie der OTZ: „Man kann doch nicht beim Friseur sitzen und solche Äußerungen tätigen!“Kathrin Weigelt ist Verkäuferin, sie arbeitet in einem Berufsfeld, in dem viele Frauen beschäftigt sind. Es sei völlig normal, dass sie schwanger werden: „Sie sind ein bis eineinhalb Jahre zuhause und gehen danach wieder arbeiten.“
Die Friseurin, mit der der Meister sprach, will sich indes nicht äußern. Das Angebot, die Geschichte zu dementieren, nimmt sie nicht an: „Ich möchte mich dazu nicht äußern.“Der Schornsteinfegermeister selbst dementiert. Der Satz mit der möglichen Schwangerschaft sei so nicht gefallen.
Vielmehr könne er Michele Röder nicht einstellen, weil dafür das Arbeitsvolumen in seinem Betrieb nicht ausreiche. Er beschäftige noch einen Gesellen. Vielleicht aber bekomme dieser ab Oktober einen eigenen Kehrbezirk, „dann wäre ich bereit, Michele weiter zu beschäftigen“.
Hinsichtlich einer möglichen Schwangerschaft sagt er: „Der Gedanke ist schon da... das wäre aber sehr diskriminierend!“Es gebe immer mehr Frauen, die „bei dieser schweren Arbeit ihren Mann stehen“. Seine Auszubildende komme „gut an bei der Kundschaft“.
Und Michele Röder? Sie kann sich nicht vorstellen, weiter bei ihrem Meister zu arbeiten. „Ich fühle mich nicht wohl.“Sie fühle sich „als Azubi nicht wertgeschätzt“, wenn derart hinter ihrem Rücken über sie geredet wird. Eine Stelle als Schornsteinfegerin an anderer Stelle hat sie schon in Aussicht. Auf die Frage, ob auch Schornsteinfegerinnen Glück bringen, sagt sie lachend: „Doppeltes Glück!“