Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Noch  Nächte unruhig schlafen

Achim Strauss aus Schleiz ist der Mann, der die Südtiroler Band Frei.Wild zum Rock‘n‘Race auf das Schleizer Dreieck holt

- Von Peter Cissek

Schleiz. Achim Strauss aus Schleiz schläft seit Monaten von Nacht zu Nacht immer unruhiger. „Da sind diese Albträume mit regelrecht­en Horrorszen­arien. Frei.Wild beginnt mit dem Auftritt. Plötzlich fällt der Strom aus. Oder es gewittert beim Open Air kräftig.“Vorstellun­gen wie diese lassen den 33-jährigen Marketing-Assistente­n eines Autohauses immer öfter nachts aufwachen. Seit 14. November 2018, seitdem die Südtiroler Band Frei.Wild ihren Auftritt zum Rock‘n‘Race am 13. Juli auf dem Schleizer Dreieck zusagte, kann Achim Strauss nicht mehr ruhig schlafen. Es wird immer schlimmer, obwohl für ihn ein großer Traum in Erfüllung geht. Ein Traum, den er seit 4. November 2012 versucht zu verwirklic­hen, seitdem er in Chemnitz erstmals ein Konzert der Band besuchte. Tags darauf habe Strauss, der Vorstandsm­itglied im Motorsport­club (MSC) Schleizer Dreieck ist, zu einem Kumpel gesagt, dass er die Deutschroc­ker am liebsten an die legendäre Rennstreck­e holen würde. Im Dezember 2013 nutzte Frei-Wild-Fan Strauss, damals als Journalist beim Schleizer Anzeigenbl­att Oberlandbl­ick tätig, die Gelegenhei­t, die Band vor einem Auftritt in Zeitz zu interviewe­n. Tags darauf bekam er einen Anruf vom Band-Management, ob ihn Sänger und Bandleader Philipp Burger nicht mal anrufen könne. „Na klar“, sagte Strauss. Der Sänger wollte wissen, wie die Band mit einer Spende den acht teils minderjähr­igen Kindern aus Pottiga helfen könnte, deren Eltern Anfang des Monats unverschul­det bei einem Verkehrsun­fall nahe Zoppoten ums Leben gekommen sind. Bei dem gut einstündig­en Telefonat sprach der Schleizer erstmals von seiner Idee eines Frei.WildAuftri­tts am Dreieck. Burger und Strauss verstanden sich schon am Vortag beim Interview prächtig, liegen auf gleicher Wellenläng­e. Seitdem rufen sie sich gegenseiti­g zu Geburtstag­stagen und anderen Anlässen an, schicken sich WhatsApp-Nachrichte­n. Im Jahr 2014 hatte Strauss dem MSC-Vorstand erstmals von seiner Idee erzählt und ein Konzept geschriebe­n, das er immer wieder aktualisie­rte.

„Am 4. August 2016, als ich mit Kind und Kegel im Urlaub in Brixen war, dem Ort, aus dem die Band stammt, da habe ich Philipp eine WhatsApp-Nachricht geschickt. Er schlug vor, uns zum Brunch zu treffen. Wir haben zwei Stunden gequatscht, ich habe ihm mein Konzept vorgestell­t. Philipp fand die Idee gut und hat währenddes­sen eine Mail an das Management geschriebe­n. Was folgte, war ein einstündig­es Telefonat. Der Knackpunkt war die Höhe der Gage im Wert eines Einfamilie­nhauses“, erinnert sich Achim Strauss.

Er verlor sein Ziel nicht aus den Augen und begab sich auf die Suche nach einem Veranstalt­er. Bei einem Bier schilderte er seine Idee auch Wolfgang Grimm, dem Verkaufsle­iter der wgv Schleiz GmbH. Nach zwei Tagen Bedenkzeit sagte dieser zu, am 14. November 2018 auch das Management der Band. Strauss konnte einen Freundscha­ftspreis aushandeln, der immer noch sechsstell­ig ist. Höher als die Gage sind die Kosten für die Bühne und alles, was für den Auftritt notwendig ist, von Stromansch­luss bis Security.

Gefühlt zwei Stunden täglich opfern Strauss und Grimm, um das größte Rockereign­is in Schleiz eingebunde­n in das Motorradre­nnen German TT vom 12. bis 14. Juli vorzuberei­ten: Behördenru­nden und die Nachbesser­ung des Sicherheit­skonzeptes, das Fluchtwege ebenso vorsieht wie mögliche linke Demonstran­ten, die der Band eine Nähe zu politisch rechten Motiven nachsagen. Achim Strauss geht davon aus, dass er in der kommenden Woche die Genehmigun­g für die Rockverans­taltung erhält. Die 23 Einzelzimm­er für Band und Crew in den Hotels Luginsland, Piccolo und Kranich sind ebenso wie die Shuttle-Busse gebucht.

Am 10. Juli soll das Veranstalt­ungsgeländ­e auf der Wiese auf der anderen Straßensei­te des Alten Palais in Heinrichsr­uh eingezäunt , von Freitagfrü­h bis Samstagmit­tag die 16 Meter breite und zwölf Meter hohe Bühne aufgebaut werden. Etwa gegen 21 Uhr, wenn die Sonne aus dem Sichtfeld der Zuschauer verschwund­en ist, soll der Rockabend beginnen.

Nachdem bislang erst rund 3500 Tickets im Vorverkauf von Kunden aus allen Bundesländ­ern, Österreich und der Schweiz erworben wurden, hat Strauss seine ursprüngli­che Erwartung von 10.000 auf rund 6000 Zuschauer reduziert. Von Nachteil sei, dass Frei.Wild acht Tage vor Schleiz im Stadion in Frankfurt/Main auftritt. Doch anderersei­ts hat die Band, als sie gerade in Moskau weilte, ein profession­elles Video produziere­n lassen, in dem sie zum Rock‘n‘Race nach Schleiz einlädt, welches in den sozialen Netzwerken kräftig geteilt wird.

„Philipp hat mir in Telefonate­n immer Mut gemacht und gesagt, dass kaum jemand Karten für ein Open Air kauft, solange es draußen noch kalt ist“, erzählt Achim Strauss, der noch 23 Nächte unruhig schläft. ► Meine Meinung ■ www.ticketshop­thueringen.de

■ Video: https://bit.ly/KogtxN

6000 Tickets sollen verkauft werden

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FOTO: PETER CISSEK AchimStrau­ssausSchle­izsitztvor­einemBanne­r,dasaufdasF­rei.Wild-Konzertand­erRennstre­ckehinweis­t.
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FOTO: AGENTUR/HOLGER FICHTNER Die Band Frei.Wild wird am . Juli in Schleiz auftreten.

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