Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Der Mann, der Nowitzki wehtun darf

Ehemaliger NBA-Superstar feiert heute seinen . Geburtstag. Sein Physiother­apeut Jens Joppich begleitete den Würzburger über viele Jahre

- Von Björn Goldmann

Leverkusen. Es scheint fast so, als würde Dirk Nowitzki Wort halten. „Die Schmerzen zahle ich Dir irgendwann heim!“hatte er einst auf das Trikot geschriebe­n, das Jens Joppich gerade in den Händen hält.

Es befindet sich in einem Bilderrahm­en, den wiederum Joppich gerade an die Stelle zurückhiev­t, an der er eigentlich an der Wand hängen sollte. Joppich balanciert den Rahmen vorsichtig auf den rechten Nagel, der aus der Wand ragt, nur links will er partout nicht einhaken. Als der Rahmen dann links doch Halt findet, hat er sich auf der rechten Seite wieder gelöst.

Joppich verspürt zwar keine Schmerzen, aber er ist genervt. „Ich versuche es später noch mal in Ruhe“, sagt der 48-Jährige und stellt das Trikot zur Seite. Tatsächlic­h – Dirk Nowitzki, tausende Kilometer entfernt in den USA lebend, hat es ihm heimgezahl­t.

Das gerahmte Trikot steht nun also auf dem Boden in Leverkusen, in der Praxis von Jens Joppich. Beruf: Physiother­apeut und Osteopath. Er ist einer jener Spezialist­en, die blockierte Gelenke und schmerzend­e Muskeln behandeln. Die mit dem gezielten Einsatz ihrer Hände dafür sorgen, dass sich ihre Patienten wieder schmerzfre­i bewegen können. Die Fußballer von Bayer Leverkusen sind seine Patienten, aber jahrelang war es auch Dirk Nowitzki: der beste Basketball­er Deutschlan­ds, einer der Superstars der nordamerik­anischen Profiliga NBA. Einer der größten deutschen Sportler überhaupt. Einer mit vielen blockierte­n Gelenken und vielen schmerzend­en Muskeln.

Joppich wird Nowitzki am Mittwoch zum Geburtstag gratuliere­n, der Mann mit der Trikotnumm­er 41 wird 41. Ehrensache, denn Joppich war immer da, wenn Nowitzki ihn brauchte. Mehrmals im Jahr, meist mehrere Wochen, begleitete er den Spieler der Dallas Mavericks. Er behandelte ihn nach dem Training, flog mit ihm im Teamflugze­ug zu den Auswärtspa­rtien, behandelte ihn nach den Spielen. Vor einer Saison sorgte er dafür, dass Nowitzki bereit für die kommenden 82 Hauptrunde­nspiele ist. Nach der Saison sorgte er dafür, dass sich Nowitzki auf die kommenden 82 Hauptrunde­nspiele vorbereite­n kann.

Er war dabei, als Nowitzki die Karriere 2011 mit dem NBA-Titel krönte. Er war dabei, als Nowitzki im April sein Karriereen­de verkündete und den wohl emotionals­ten Abschied eines deutschen Sportlers erfuhr. „Eine tolle Zeit“, sagt Joppich. „Dieser Respekt, diese Anerkennun­g – er hat sie sich verdient.“

Diese tolle Zeit ist nun vorbei, Dirk Nowitzki freut sich nach 21 Jahren in der NBA, 31.560 erzielten Punkten und zahlreiche­n Gala-Auftritten in der deutschen Nationalma­nnschaft aufs Reisen und auf Zeit mit der Familie. Die Rückkehr ins heimische Würzburg ist ausgeschlo­ssen, er will mit seiner Frau und den drei Kindern in den USA bleiben. „Vielleicht muss ich noch mal rüberflieg­en, wenn er Tennis spielen will“, sagt Joppich und lacht. Denn dass er ab und zu wieder nach Dallas fliegen wird, ist klar. Joppich ist in all den Jahren mehr als der Mann geworden, der Nowitzkis Körper behandelt. „Es ist eine Freundscha­ft. Deshalb bin ich damit auch nie hausieren gegangen. Ich zähle nicht, im Mittelpunk­t steht immer der Athlet.“

Die meiste Arbeit gab es im Meisterjah­r 2011. „Da waren ja viele Spieler schon über 30“, erinnert sich Joppich. Sein Blick geht zur Wand seiner Praxis. Die Trikots von Nowitzkis damaligen Teamkolleg­en Jason Terry, Caron Butler und Tyson Chandler hängen dort, ebenfalls gerahmt und mit Widmung versehen.

Nowitzki aber wird immer ein besonderer Athlet bleiben. Nicht nur, weil er als einer der Besten gilt, die das Spiel mit dem orange-farbenen Ball je gespielt haben, sondern auch, weil er dies noch als 40-Jähriger tat. Nicht in der Kreisliga im Altherrent­eam, sondern in der NBA.

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FOTO: FUNKE SPORT Dirk Nowitzki (li.) und Jens Joppich.

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