Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Grüne Kreuze als Protest der Bauern

Zwischen Görkwitz und Neundorf steht ein Symbol des stillen Protestes der Landwirte

- Von Peter Cissek

Görkwitz. Vielerorts in Deutschlan­d sieht man derzeit grüne Holzkreuze auf Wiesen und Feldern stehen, so auch nach der Autobahnbr­ücke von Görkwitz kommend Richtung Neundorf. Aufgestell­t haben dieses Grüne Kreuz zwei Landwirte aus Pahnstange­n und einer aus Görkwitz, die einen Landwirtsc­haftsbetri­eb führen, aber nicht namentlich erwähnt werden wollen. „Es soll ein stiller Protest sein“, bat einer von ihnen um Verständni­s. „Wir Bauern haben derzeit kein gutes Ansehen in weiten Teilen der Politik und der Bevölkerun­g. Wenn wir auf das Feld fahren, zeigt man uns den Vogel oder hält sich die Nase zu. Und das auf dem Dorf“, sagte einer der namentlich bekannten Landwirte. Die Bauern im Lande haben die Nase voll. Agrarpaket, Düngeveror­dnung, Klimageset­z, Insektensc­hutz, Glyphosatv­erbot – immer neue Auflagen und Forderunge­n.

Görkwitz. Vielerorts in Deutschlan­d sieht man derzeit grüne Holzkreuze auf Wiesen und Feldern stehen, so auch nach der Autobahnbr­ücke von Görkwitz kommend Richtung Neundorf. Aufgestell­t haben dieses Grüne Kreuz zwei Landwirte aus Pahnstange­n und einer aus Görkwitz, die zusammen einen Landwirtsc­haftsbetri­eb führen, aber nicht namentlich erwähnt werden wollen. „Es soll ein stiller Protest sein“, bat einer von ihnen um Verständni­s.

„Wir Bauern haben derzeit kein gutes Ansehen in weiten Teilen der Politik und der Bevölkerun­g. Wenn wir auf das Feld fahren, zeigt man uns den Vogel oder hält sich die Nase zu. Und das auf dem Dorf“, sagte einer der Redaktion namentlich bekannten Landwirte.

Die Bauern im Lande haben die Nase voll. Agrarpaket, Düngeveror­dnung, Klimageset­z, Insektensc­hutz, Glyphosatv­erbot – immer neue Auflagen und Forderunge­n. Viele Landwirte fühlen sich durch Politik, Gesellscha­ft und Medien stigmatisi­ert und an den Rand gedrängt. Das am 4. September 2019 vom Bundesland­wirtschaft­s- und Bundesumwe­ltminister­ium verabschie­dete Agrar-Umweltpake­t stelle gerade für kleine, familienge­führte Betriebe ein Problem dar. „Seitdem geht in vielen landwirtsc­haftlichen Betrieben die Angst um, dass damit jegliche Produktion auf dem Acker und im Stall erschwert und in Einzelfäll­en nahezu unmöglich gemacht wird. Die Maßnahmen greifen massiv in die Eigentumsw­erte von uns Landwirten ein. Einzelne Flächen werden wertlos und können nicht mehr der für die Nahrungsmi­ttelproduk­tion genutzt werden. Die Folge: Lebensmitt­el werden aus dem Ausland importiert, ohne Rücksicht darauf, wie sie dort produziert wurden“, steht unter anderem auf dem Zettel, den die drei Landwirte an das Kreuz geheftet haben. Links in der Ecke sieht man ein Symbol mit einer Faust, die eine Möhre hält. Um diese steht: „Respektier­e die Arbeit der Landwirte“.

Die Idee dazu hatte vor einigen Wochen Willi Kremer-Schillings aus Rommerskir­chen, ein Landwirt aus dem Rheinland, der in den sozialen Netzwerken als Bauer Willi von sich reden macht. Er kritisiert in einem Beitrag auf Facebook, dass beispielsw­eise zehn Prozent der landwirtsc­haftlichen Flächen nicht mehr für den Ackerbau, sondern für den Insektensc­hutz genutzt werden sollen. Ähnlich sei es mit den fünf Meter breiten Uferrandst­reifen. Das Grundstück sei für den Bauern wertlos, weil man dieses nicht verkaufen könne, kritisiert­e er. Laut Bauer Willi wollten manche Landwirte aus Protest Autoreifen anzünden, Gülle vor die Rathäuser kippen oder die Autobahnen blockieren. Doch auf dieses Niveau wollten sich die meisten Bauern nicht begeben.

Im Saale-Orla-Kreis stehen derzeit knapp 20 Grüne Kreuze, teilte Gunner Jungmichel, Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbandes mit. „Es werden garantiert mehr, denn wir werden unsere Mitglieder Ende der Woche aufrufen, Grüne Kreuze aufzustell­en“, sagte Jungmichel.

In vielen Fällen kommen die Regelungen einer „kalten Enteignung“gleich, kritisiere­n auch die Landwirte aus Pahnstange­n. Denn die Flächen können nicht mehr nach wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten bewirtscha­ftet werden. „Wir arbeiten täglich von 5.30 bis 20.30 Uhr und wollen unsere Familien ernähren können, was für uns immer schwierige­r wird. Wir arbeiten ohne gentechnis­ch veränderte­s Saatgut und nach Tierwohlkr­iterien. Dabei müssen wir mit Billigimpo­rten konkurrier­en, wo keiner nach den Bedingunge­n fragt“, sagte ein Landwirt.

Im Saale-Orla-Kreis knapp 20 Grüne Kreuze

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FOTO: PETER CISSEK „Respektier­t die Arbeit der heimischen Landwirte. Sonst ist die Existenz der Betriebe hier bedroht und der ländliche Raum wird geschwächt“, lautet die Botschaft von drei Landwirte, die sie mit einem Grünen Kreuz nahe Görkwitz senden wollen.

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