Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Nobelpreis für gebürtigen Jenenser
Uni-Kollegen erfreut über Vergabe an Batterie-Chemiker John B. Goodenough. erhielt er Ehrendoktorwürde
Jena. „Ich habe mich enorm gefreut, als ich um 12 Uhr erfuhr, dass der Wegbereiter der Batterie-Entwicklung, John Bannister Goodenough, einer der drei Ausgewählten für den ChemieNobelpreis ist.“So kommentierte gestern Batterie-Forscher Ulrich S. Schubert von der Universität Jena die Vergabe des Nobelpreises an seinen amerikanischen Kollegen John B. Goodenough. Die gewürdigten Entwicklungen für Lithium-Ionen-Batterien lägen 30 Jahre zurück und seien schon damals bahnbrechend gewesen. „Die Batterien sind nicht die umweltfreundlichsten, aber die besten, die auf dem Markt sind. Ohne diese viel stabileren und energiereicheren Speicher hätten Mobiltelefone, Laptops und Elektro-Fahrzeuge sich nie so gut entwickeln können. Nach wiederholter Nominierung war der Preis überfällig“, sagte Schubert.
Mit Goodenough werden der Brite Stanley Whittingham und den Japaner Akira Yoshin geehrt. Ihre Erfindungen ermöglichten die Speicherung großer Mengen an Solar- und Windenergie und machten eine Welt ohne fossile Kraftstoffe möglich, heißt es in der Begründung des Nobelpreis-Komitees. Dotiert ist der Preis mit 830.000 Euro.
Der 1922 geborene Goodenough ist der älteste Nobelpreisträger. Wegen ihren Vertrauens in deutsche Ärzte wählten seine US-amerikanischen Eltern Jena als Geburtsort für ihr Kind. Im März 2018 verlieh ihm die Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät die Ehrendoktorwürde für die Entwicklung neuer Kathodenmaterialien für LithiumIonen-Batterien. Diese seien das Rückgrat der Batterien, sagte Ulrich Schubert seinerzeit in seiner Laudatio, sie hätten den Weg geebnet für die breite Nutzung der Speichertechnik. „Wir freuen uns, dem Nobelpreis mit der Ehrendoktorwürde voraus gewesen zu sein“, so der Jenaer Professor gestern.
Schuberts Team forscht bereits an der nächsten BatterieGeneration ohne Metalle und nur mit heimischen Rohstoffen. Eine Zusammenarbeit mit Goodenough gebe es nicht. 2018 habe er ihn durch sein Institut geführt und sei beeindruckt gewesen von der geistigen Wachheit und Vitalität des 95-Jährigen. Für sein Ziel, fossile Brennstoffe zu ersetzen, sei der Amerikaner noch immer wissenschaftlich aktiv. „Vom Nobelpreis für Goodenough erwarten wir uns neuen Rückenwind für die BatterieForschung“, so Schubert.
Jena. Der Chemie-Nobelpreis für den gebürtigen Jenenser John Goodenough ist in Thüringen begeistert aufgenommen worden. „Thüringen und die Stadt Jena freuen sich mit John Goodenough über diese höchste Anerkennung, die ein Chemiker erhalten kann“, sagte Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Die Uni Jena, die dem US-Amerikaner am 28. März 2018 die Ehrendoktorwürde verlieh, gratulierte ebenfalls. Nachfolgend Auszüge aus der Laudatio von Ulrich S. Schubert, Lehrstuhlinhaber für Organische und Makromolekulare Chemie:
„John Goodenough ist ein Pionier im Bereich der LithiumIonen-Batterie-Technologie – einer der Technologien, die unser Leben und die Welt nachhaltig verändert haben. [...]
John Bannister Goodenough hat sein Leben der Aufgabe gewidmet, unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Er möchte dazu beitragen, dass die moderne Gesellschaft ohne fossile Brennstoffe auskommt. An dieser Herausforderung haben sich bereits viele versucht. Bisher ohne Erfolg. Um zur Erreichung dieses Ziels beizutragen, ist John Goodenough auch mit 95 Jahren noch wissenschaftlich aktiv und gehört nach wie vor zu den herausragenden Wissenschaftlern im Bereich von neuen Materialien für Energiespeicher für erneuerbare Energien. [...]
Mit seiner wissenschaftlichen Arbeit über fast sieben Dekaden auf dem Gebiet der Materialentwicklung für elektrochemische Energiespeicher konnte er wesentliche Beiträge zur Erreichung dieses Zieles liefern. [...]
So hat die Firma Sony 1991 die ersten kommerziellen Batterien mit seinem Kathodenmaterial auf den Markt gebracht. Dies war der Startpunkt des „Siegeszuges“der Lithium-Ionen-Batterie, welche heutzutage aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. [...] Obwohl dieses Material von Herrn Goodenough entdeckt wurde, konnte er aufgrund fehlender Patente nicht vom großen kommerziellen Erfolg der Batterie profitieren. [...]
Neben der Tatsache, dass er im thüringischen Jena geboren wurde, bestehen weitere Verbindungen zwischen John Goodenough und Jena. Prof. Goodenough kehrte bereits im Frühjahr 1984 auf Einladung von Prof. Adalbert Feltz und der Chemischen Gesellschaft der DDR in seine Geburtsstadt zurück. Es gibt aber auch eine neuere wissenschaftliche Verbindung. In den letzten Jahren entwickelte sich Jena zu einem wichtigen Zentrum auf dem Gebiet der elektrochemischen Energiespeicher.“
(Von der Redaktion gekürzt)