Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Razzien nach rechtsextr­emen Drohschrei­ben

Bayrische Polizei durchsucht auch ein Objekt in Suhl.  Briefe unter anderem mit Bekenntnis zu „Combat “versendet

- Von Fabian Klaus

Suhl/München. Bei einer länderüber­greifenden Durchsuchu­ngsmaßnahm­e der bayrischen Polizei ist in Thüringen auch ein Objekt in Suhl durchsucht worden. Die Razzien in vier Bundesländ­ern – neben Thüringen gab es auch Maßnahmen in den Bundesländ­ern Bayern, Sachsen und Baden-Württember­g – gehen auf ein Ermittlung­sverfahren der Generalsta­atsanwalts­chaft München, der Bayrischen Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s (ZET) und des Landeskrim­inalamtes Bayern zurück, dass sich gegen die Urheber von insgesamt 23 Drohschrei­ben richtet.

An der Razzia waren insgesamt 120 Beamte der bayrischen Polizei beteiligt. Neben Spezialkrä­ften waren auch Beamte der örtlichen Polizeidie­nststellen und der Kripo eingebunde­n, heißt es vom LKA.

Die Drohbriefe seien im Juli 2019 bei verschiede­nen Institutio­nen eingegange­n – sowohl Ankerzentr­en in Bayern als auch islamische Zentren, Moscheen, Parteizent­ralen sowie Presse- und Medienagen­turen seien betroffen gewesen, heißt es vom Landeskrim­inalamt. In den Drohschrei­ben soll mit Sprengstof­fanschläge­n gedroht worden sein. Auf Anfrage erklärte ein Sprecher, dass keines dieser Drohschrei­ben in Thüringen eingegange­n sei.

Gleichwohl hat man ein Objekt im südthüring­ischen Suhl durchsucht. Hier wurde auch eine Person angetroffe­n und, wie weitere fünf Personen, vorläufig festgenomm­en. Eine siebte Person hat die Polizei bisher nicht angetroffe­n. Alle sechs vorläufig festgenomm­en Personen wurden nach Abschluss der Vernehmung­en wieder frei gelassen. „Haftbefehl­e ergingen nicht“, sagte ein LKA-Sprecher.

Die Drohschrei­ben haben, das steht für die Ermittler nahezu fest, einen rechtsextr­emen Hintergrun­d. Denn sie wurden mit „Volksfront“, „Blood & Honour“und „Combat 18“unterzeich­net.

Das neonazisti­sche Netzwerk „Blood & Honour“– die Vernetzung rechtsextr­emer Bands und die Verbreitun­g nationalso­zialistisc­her Ideologie stehen im Fokus – ist in Deutschlan­d seit 19 Jahren verboten. Seinen Ursprung nahm es in den 1980erJahr­en in Großbritan­nien. Ein Schreiben soll mit den Worten „Trotz Verbot sind wir nicht tot“unterzeich­net worden sein.

„Combat 18“gilt als sogenannte­r „bewaffnete­r Arm“des „Blood & Honour“-Netzwerkes. Politiker vor allem von Linksparte­i und Grünen fordern seit einiger Zeit ein Verbot von „Combat 18“. Die Thüringer Landtagsab­geordnete Katharina König-Preuss (Linke) hatte im April dieses Jahres vor dem Hintergrun­d diverser Combat 18-Aktivitäte­n eine Ausweitung des „Blood & Honour“-Verbotes auf „Combat 18“gefordert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany