Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Höllentalbahn ist eine „offene Wunde“
Nach der Übernahme des Sägewerkes in Friesau werden von Mercer Millionen Euro investiert
Friesau. Am 12. April 2017 übernahm der Mercer-Konzern das Klausner-Sägewerk in Friesau. Damals lagen kaum noch Stämme auf dem Sortierplatz. Heute herrscht wieder Hochbetrieb auf dem Gelände, wo das Sägewerk mit einer 60 Millionen Euro umfassenden Investitionstätigkeit für die Zukunft gerüstet wird. Geschäftsführer Carsten Merforth
„Wir verarbeiten 1,4 Millionen Festmeter Fichten- und Kiefernholz im Jahr“, sagt Geschäftsführer Carsten Merforth, „davon kommen knapp 400.000 Festmeter aus Thüringen.“Die unternehmenseigenen Holzeinkäufer sind vorrangig in einem Aktionsradius von 120 Kilometern unterwegs. Bis zu 2,4 Millionen Festmeter im Jahr könnten mit den vorhandenen zwei Schnittlinien maximal verarbeitet werden. Doch bislang sei diese Höchstleistung nur einmal, im Jahr 2007, gefahren worden.
Seit der Werksübernahme durch Mercer sind 70 neue Arbeitsplätze entstanden. Aktuell zählt das Unternehmen 418 Mitarbeiter, darunter zehn Auszubildende und 43 Leiharbeiter. Derzeit entsteht ein neues Hobelwerk, zudem wurden bereits etwa 70 Prozent der 1992 in Betrieb genommenen Anlagen entlang der Sägewerklinie erneuert und modernisiert. Neue Trockenkanäle entstehen, die gesamte Logistik auf dem Sägewerksgelände soll optimiert werden.
Die größeren Probleme tun sich aktuell eher vor den Werkstoren auf. Das betrifft die Logistik. Sowohl bei der Bahn als auch über die Straße sind die Lieferwege ziemlich einseitig. „Für Lkw gibt es ausschließlich die Route über die B 90 und die Friesauer Ortsumgehung“, zeigt Carsten Merforth auf eine Karte, die zwar mehrere in Richtung Friesau führende Landesstraßen enthält. Doch aus verkehrspolitischen
Gründen ist beispielsweise die Strecke von Saalburg nach Friesau für Fahrzeuge über 16 Tonnen gesperrt. Kommt es auf der B 90 zu einer Störung, liegt der gesamte Lieferverkehr sofort flach. Wie jüngst gleich zwei Mal geschehen, als es wegen Verkehrsunfällen zu Vollsperrungen auf der B 90 kam. „Das ist eine Katastrophe“, beschreibt Carsten Merforth diesen Zustand. Eine „offene Wunde“nennt er gar die Lücke in der Bahntrasse durchs Höllental. Derzeit sei eine Analyse in Arbeit, um genau aufzuzeigen was es bringen würde, wenn die Unternehmen Mercer Holz und die ZPR nach allen Seiten hin auch aufs Gleis setzen könnten. „Die Bahn ist für uns ein Riesenthema“, macht Merforth deutlich.
Der Geschäftsführer hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg, wenn vom „Waldumbau“gesprochen wird. „Ich bin ausgebildeter Förster und kenne daher beide Seiten“, geht er auf die teils konträr geführten Debatten darüber ein, wie der Wald von morgen aussehen sollte. „Wir zehren heute von der Nadelholz-Schwemme aus der Nachkriegszeit“, verweist Merforth auf die Fichtenwälder in der Region. Wenn jetzt ein Umbau hin zu Laubwäldern vorgenommen werde, würde künftigen Generationen ein großes Problem aufgebürdet. Denn während beim Nadelholz die Ernte nach 50 bis 100 Jahren möglich sei, dauere das bei Laubholz um die 300 Jahre, bis der Rohstoff nachgewachsen ist. Wenn man weiterhin in der Wirtschaft auf den Rohstoff Holz setzen wolle, dann brauche es Nadelholzwälder. „Es
„Für Lkw gibt es ausschließlich die Route über die B 90 und die Friesauer Ortsumgehung. Die Bahn ist für uns ein Riesenthema.“
muss ja nicht ausschließlich die Fichte sein“, räumt Merforth ein und rät, „man muss darüber nachdenken, sich für fremdländische Baumarten zu öffnen.“In jedem Fall rät er von Stilllegungsmaßnahmen ab. „Wir können es uns als Land nicht leisten, Wald aus der Nutzung zu nehmen“, so die Auffassung von Carsten Merforth.