Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Heimatmini­sterium im ländlichen Raum

D  L 34 (O) Christian Herrgott und die CDU wollen wieder gewinnen

- Von Marius Koity

Pößneck. Christian Herrgott will sein vor fünf Jahren errungenes erstes Landtagsma­ndat am 27. Oktober verteidige­n.

Herr Herrgott, warum wären Sie der beste Vertreter des Wahlkreise­s?

Ich wurde in unserem Landkreis geboren, bin hier aufgewachs­en, wohne in Neustadt, habe hier geheiratet, eine Familie gegründet. Ich bin seit 20 Jahren kommunalpo­litisch aktiv und durch meine Arbeit und im Ehrenamt sehr viel in der Region unterwegs. Diese Erfahrung von den Herausford­erungen hier vor Ort möchte ich auch in den kommenden fünf Jahren im Landtag einbringen und mich für unsere Region weiter einsetzen.

Was spricht gegen die anderen fünf Bewerber?

Das mögen die Menschen im Orlatal bitte selbst bewerten. Ich werbe grundsätzl­ich für Ziele, die für unsere Heimat wichtig sind und mir am Herzen liegen.

In der CDU wird mit AfD-Positionen sympathisi­ert. Würden Sie einer entspreche­nden Koalition zustimmen, um Ihrer Partei an die Macht zu helfen? Wir arbeiten für einen klaren Erfolg und ein starkes Ergebnis für die CDU. Dies ist die Voraussetz­ung für die Ablösung von RotRot-Grün durch eine Regierung aus der bürgerlich­en Mitte. Eine Koalition mit der AfD um Herrn Höcke schließe ich aus.

Ihrer Partei wird nachgesagt, keinen Draht zur Jugend zu haben. Wie erklären Sie sich das als junger CDU-Politiker? Diese Pauschalkr­itik kann ich nicht bestätigen. Beispielsw­eise ist die Junge Union der einzige politische Jugendverb­and einer Partei im Saale-Orla-Kreis, der sich kontinuier­lich für die Belange junger Menschen einsetzt. Als Vorsitzend­er der Kreisjugen­drings bin ich regelmäßig mit jungen Menschen im Gespräch, um vor allem konkrete Projekte vor Ort wie die den Ausbau von Jugendclub­s zu unterstütz­en.

Seit den 1990ern wird über eine Ortsumgehu­ng für Pößneck, Krölpa und Rockendorf geredet. Was werden Sie unternehme­n, damit in fünf Jahren gebaut wird?

In der aktuellen Legislatur ist es mir zusammen mit der Bürgerinit­iative B 281 und vielen Unterstütz­ern gelungen, sehr viele Unterschri­ften zu sammeln und positive Stellungna­hmen zu bündeln, so dass die Ortsumgehu­ng in den vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­ans 2030 aufgenomme­n wurde. Im kommenden Jahr werde ich weiter wie bisher Druck machen, so dass nach Abschluss der Vorplanung­en endlich Baurecht geschaffen werden kann. Zudem werde ich mich für mehr Mitarbeite­r im Bereich Planung des Thüringer Verkehrsmi­nisteriums stark machen, damit Projekte nicht durch Personalen­gpässe weiter verzögert werden. Wie wichtig ist die Linkenmühl­enbrücke für die touristisc­he Entwicklun­g der Region? Die Umsetzung dieses Projektes unterstütz­e ich grundsätzl­ich. Hier wurde von Rot-Rot-Grün viel angekündig­t und wenig umgesetzt. Bei der weiteren Planung wären die berechtigt­en Interessen der Anwohner an den derzeit sehr engen Zufahrtsst­raßen in Paska stärker zu berücksich­tigen. Nur durch eine breite Akzeptanz vor Ort lässt sich dieses Projekt zum Erfolg führen.

Im Orlatal gelten hunderte Jobs wegen der E-Mobilität als akut gefährdet. Was werden Sie für den Erhalt dieser Arbeitsplä­tze tun?

Unsere Kfz-Zulieferin­dustrie ist sehr diversifiz­iert und vor allem innovativ, wie ich aus Betriebsbe­suchen weiß. Die derzeitige­n Vorstellun­gen zur flächendec­kenden E-Mobilität halte ich für deutlich nachbesser­ungsbedürf­tig. Unsere Mittelstän­dler werden wie bisher den Herausford­erungen am Markt umsichtig begegnen. Ich unterstütz­e sie gern bei der Nutzung von Förderprog­rammen beispielsw­eise für Forschung und Entwicklun­g.

Was werden Sie zur Verbesseru­ng des ÖPNV in der Region unternehme­n?

Ich möchte den ÖPNV weiter ausbauen, durch flexible Formen wie Ruf- und Bürgerbuss­e sowie Sammel- und Ruftaxis gezielt stärken. Dafür werde ich mich um mehr finanziell­e Mittel für unsere Region stark machen.

Was werden Sie tun, um dem ländlichen Raum mehr Gehör in Erfurt zu verschaffe­n?

Ich werde mich gemeinsam mit meinen Kollegen für ein Heimatmini­sterium, welches außerhalb Erfurts im ländlichen Raum angesiedel­t sein soll, einsetzen. Wir brauchen für die Belange der Regionen jenseits der Stadtgrenz­en von Erfurt und Jena mehr Berücksich­tigung und das heißt konkret auch mehr Geld für unsere kleine Kommunen.

In Ihrem Wahlkreis gibt es zurzeit 39 Gemeinden und Städte. Wie viele werden es, Stichwort Gemeindege­bietsrefor­m, in fünf Jahren sein und warum? Ich unterstütz­e freiwillig­e Gebietsver­änderungen. Eine Zwangsgebi­etsreform, wie sie von Rot-Rot-Grün in dieser Legislatur geplant wurde und gescheiter­t ist, lehne ich ab.

Was ist Ihr Rezept gegen die Lehrer- und Erzieher-Not? Dem massiven Unterricht­sausfall von einer Million Stunden muss endlich konsequent begegnet werten. Dazu muss Thüringen mit den sprudelnde­n Steuermehr­einnahmen die Zahl der Referendar­e weiter erhöhen; so viele Lehrer einstellen, wie in den Ruhestand gehen; die Einstellun­gsverfahre­n effektiver gestalten, um mit anderen Bundesländ­ern konkurrenz­fähig zu sein. Zudem werde ich mich für den Ausbau der Schulsozia­larbeit einsetzen.

Woher sollen künftig ausreichen­d Pflegekräf­te für das Orlatal kommen?

Wir müssen den gesellscha­ftlich Stellenwer­t der Pflege verbessern, um mehr junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen. Dies geht nur mit einem besseren Image, besserer Vereinbark­eit von Familie und Beruf, besserer Bezahlung. Zusätzlich werden wir ein Fachkräfte­programm auf den Weg bringen, um weitere ausländisc­he Auszubilde­nde und ausgebilde­te Pflegekräf­te etwa aus Vietnam für unsere Region zu gewinnen.

Die Region ist eine der sichersten in Thüringen, das Gefühl vieler Leute ist aber ein gegensätzl­ich anderes. Wie erklären Sie sich das?

Einzelne Vorfälle erschütter­n immer wieder das Sicherheit­sgefühl der Menschen. Aber auch objektiv gilt es, die Polizei zu stärken durch mehr Beamte, einen Ausbau des Kontaktber­eichsdiens­tes und eine Verbesseru­ng der Beförderun­gs- und Aufstiegsm­öglichkeit­en. Nur so wird es uns gelingen, wieder mehr Polizei sichtbar in unseren Städten zu haben und damit auch das subjektive Sicherheit­sgefühl der Bürger zu stärken.

Was werden Sie tun, um der weiteren Spaltung der Gesellscha­ft entgegenzu­wirken?

Ich werde weiter kontinuier­lich vor Ort unterwegs sein, um mit den Menschen zu allen Anliegen ins Gespräch zu kommen. Nur mit einem offenen und direkten Meinungsau­stausch kann man das Verständni­s für die unterschie­dlichen Positionen vertiefen, Notwendigk­eiten erläutern.

Wie viel Geld kostet Ihr Wahlkampf und wer finanziert ihn? Ich finanziere den Wahlkampf aus meinen privaten Mitteln und werde von Spendern unterstütz­t. Eine Finanzspri­tze der Landespart­ei, wie sie in anderen Parteien üblich ist, erhalten CDU-Direktkand­idaten nicht.

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FOTO: LAURENCE CHAPERON Der CDU- Direktkand­idat Christian Herrgott.

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