Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Wolf und seine Visionen mit Lok Leipzig
Der Sportdirektor soll den Traditionsclub Lok Leipzig mit seiner Erfahrung und zurück in den bezahlten Fußball bringen
Leipzig. Wolfgang Wolf wusste, dass es Rückschläge geben würde. Doch nach dem 0:2 im Stadtderby bei der BSG Chemie war der Sportdirektor des FußballRegionalligisten 1. FC Lok Leipzig angefressen. „Mir hat über weite Strecken die Leidenschaft und die Bereitschaft gefehlt, um in so einem Derby zu bestehen. Aber die Mannschaft hat die Qualität und die Mentalität, um sich jetzt nicht entmutigen zu lassen“, sagte Wolf. Die Leistung kritisch analysieren, die Köpfe der Spieler wieder frei bekommen – auch für solche Situationen wurde der bundesligaerfahrene Manager und Trainer von den Verantwortlichen des Traditionsclubs verpflichtet.
„Er ist einer, der anpackt und helfen wird, uns in einer wirtschaftlich schwierigen Liga sportlich weiterzuentwickeln“, sagt Lok-Präsident Thomas Löwe. Trotz der Derby-Niederlage wird sich an Wolfs Versprechen bei seinem Amtsantritt nichts ändern: „Unser Ziel ist es, vom ersten bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg mitzuspielen.“In der Tabelle hat Lok nur drei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Hertha BSC II.
Sein Sohn Patrick trägt bereits seit 2018 das Trikot der BlauGelben. Bei den Heimspielen in der vergangenen Saison saß Wolfgang Wolf häufig als Zuschauer auf der Tribüne im Bruno-Plache-Stadion. Im Frühjahr wurde der 62-Jährige gefragt, ob er nicht Sportdirektor bei Lok werden wolle. „Eigentlich hatte ich gar keinen Job gesucht, aber die guten Gespräche und das Konzept des Vereins haben mich überzeugt“, sagt Wolf: „Hier ist vieles alt, aber es ist fein und hat Charme. Der Verein macht das Beste aus seinen Möglichkeiten. Ich möchte mithelfen, dass Lok Leipzig in den Profifußball zurückkehrt.“
Dieses Unterfangen hatten schon andere bekannte Ex-Fußballer versucht. Der Erfolg war mäßig. „Ich mache das nicht wie Mario Basler, sondern nehme die Sache hier sehr ernst“, sagt Wolf. Basler war zwischen Februar 2015 und März 2016 bei Lok erst als Geschäftsführer Sport und später als Sportdirektor tätig.
Jetzt versucht sich Wolf am ehrgeizigen Lok-Projekt. Der Pfälzer, der unter anderem in Wolfsburg, Nürnberg, Kaiserslautern und Rostock tätig war und über ein großes Netzwerk verfügt, hat Spaß an seiner Aufgabe. „Kaderzusammenstellung, Sponsorenbesuche, der tägliche Austausch mit dem Trainerteam und Spielern – das ist mehr Arbeit als ich zunächst dachte“, erklärt Wolf: „Ich möchte nur wegen meiner Erfahrung nicht als Besserwisser rüberkommen.“
Arrangiert hat sich Wolf mit den Rahmenbedingungen. Zwei wesentliche Unterschiede im Vergleich zur Bundesliga prägen den täglichen Ablauf auf der Lok-Geschäftsstelle: „In der Regionalliga gibt es weniger Leute, die einem die Arbeit abnehmen. Die Leute hier arbeiten rund um die Uhr, da kann ich mich nicht hinstellen und sagen: „Ich bin der Herr Wolf, jetzt macht ihr mal.“Und dann das Geld. Wir müssen jeden Euro zweimal umdrehen.“(dpa)